Potsdam-Mittelmark: Käserei, Hofladen und Lehmbackofen
In der einstigen Tremdorfer Dorfschule sollen alte ländliche Traditionen wieder aufleben
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Nuthetal · Tremsdorf - Tremsdorf erweckt sein Altes Schulgehöft in der Dorfstraße zu neuem Leben. Mit einer Käserei und einem Hofladen sollen hier alte ländliche Traditionen wieder aufgenommen werden. Erst im November 2005 hatte sich zu diesem Zweck der Ortsverein Tremsdorf gegründet, denn die Gemeinde Nuthetal wollte nicht ohne ein tragfähiges Konzept investieren. Seit 2005 besteht auch erst der Denkmalschutz für das Objekt samt Fachwerkscheune als „frühem Zeugnis für den preußischen ländlichen Schulbau des 19. Jahrhunderts“.
Ein erster Sanierungsstart mit Konzept und zugesagten Fördergeldern war vor Jahren schon im Umschwung der Gemeindegebietsreform verpufft – es fehlte am kommunalen Eigenanteil. Doch die Idee, etwas aus „ihrer“ alten Schule zu machen, wich nicht aus den Köpfen der Tremsdorfer. Schließlich kommen viele Radfahrer und Wanderer an den Wochenenden durch das Dorf. Projekte mit abgehobener Gastronomie oder Massenabfertigung wurden jedoch abgelehnt. Hofüberdachung und 300 Plätze im Lokal – diese Vorstellungen passten nicht in die Beschaulichkeit des Ortes.
Seit 1997 wohnt Vereinsvorsitzender Jaromir Schneider in Tremsdorf. Nach Vereinsgründung putzte er im Jahr 2005 die Klinken, um zu ermitteln, was die Tremsdorfer wirklich wollen. Da kam er mit Alena Engler ins Gespräch. Die suchte ein Unterkommen für Ziegenhaltung und Käseproduktion. „So haben wir uns gefunden. Die Ideen für Ziegenhof, Käserei und Hofladen sind nun der Kern unseres Vorhabens. Es passt genau hierher", so Schneider über den Neuanfang. Als wirtschaftlicher Betrieb trage sich indes so ein Projekt nicht. Deshalb baut der Verein das Haus aus. Auch früher schon gab es in der alten Schule bäuerliches Leben. Scheune und Keller zeugen noch heute vom landwirtschaftlichen Nebenerwerb, den ein Landlehrer zum Lebensunterhalt betreiben musste.
Mittlerweile ist im Haupthaus die Teeküche fertig hergerichtet, im künftigen Hofladen daneben muss im Frühjahr der 150 Jahre alte Dielenboden saniert werden, denn die Balkenköpfe sind verfault. Die Kosten werden für diese Bauphase auf 10 000 Euro geschätzt. Dafür sind erneut Fördermittel beim Denkmalschutz beantragt, 25 Prozent sind jeweils durch Kommune und Verein aufzubringen. Sponsoren und andere Helfer sind dabei eine wichtige Stütze.
Deutlich ist der Fortschritt an der Fachwerkscheune des Schulgehöfts. Nachdem im Oktober mit vereinten Kräften die Dachziegel vorsichtig abgehoben wurden, um möglichst viele davon wieder verwenden zu können, ersetzten Zimmerleute die morschen Dachlatten und Balken. Fehlende Originalziegel kamen als Spende an. Man lernte den Umgang mit Lehm, um nach dem Winter die Lehmausfachung wieder herstellen zu können. Später soll das Dachgeschoss ausgebaut werden. Es könnten Gästezimmer, Ferienwohnung oder eine Einliegerwohnung entstehen.
Im Sommer 2007 begann Alena Engler in ihrer Privatküche auch schon damit, den ersten Ziegenkäse herzustellen, stieß an Kapazitätsgrenzen und es wurde in der Schneiderschen Küche weiter produziert. Über den Gartenzaun konnte schon mal verkostet werden, Verkaufsmengen waren es noch nicht. 50 Ziegen hält Alena Engler dazu bereits. Trotzdem wurde die Ziegenmilch schon für den Frisch- und Salzlakenkäse knapp. Die Probierphase sei sehr gut verlaufen, so das Fazit.
Im Hofladen soll später alles aus den Bauerngärten der Region angeboten werden: Obst, Gemüse, Blumen, Marmelade, Eier – alles, was die Saison hervorbringt. Das Interesse von anderen Hofläden und der agro Saarmund als regionale Partner ist schon da, mit Geschäften wurden Gespräche geführt. „Unser Hofladen soll ein Stützpunkt im Umsatz eigener dörflicher Produkte werden", erklärt Schneider. Ein Bestellsystem will man als Direktvermarktungssystem aufbauen. „Biokiste“ könnte es heißen, begeistert er sich. Nachfragen gäbe es schon, bei Auslieferung wäre ein größerer Kundenstamm erreichbar. Etabliert sich das System, solle es vom Verein verpachtet werden. „Wir wollen etwas anschieben“, denn erklärtes Vereinsziel sei es, aus den Erlösen den Erhalt der baulichen Substanz mitzufinanzieren.
Von einem ortstypischen Lehmbackofen auf dem Hof träumt man, Traditionen von Korbflechterei und Spinnerei sollen wiederbelebt werden. Der ehemalige Klassenraum soll als „Vereinszimmer“ dienen. 2006 fand dort ein erstes Schultreffen mit vielen „Ehemaligen" aus ganz Deutschland statt. Für den 17. Mai 2008 ist das zweite Treffen in Vorbereitung.
Das halbe Dorf ist ehrenamtlich bei der freiwilligen Feuerwehr tätig. „Wir wollen das ergänzen und uns unter anderem um Heimatpflege und Ortsgeschichte kümmern“, betont der engagierte Vereinsvorsitzende. So leitet der 80-jährige Bruno Stoof derzeit wieder interessierte Tremsdorfer beim Korbflechten an. Die Tremsdorfer Kiepen werden für den Eigenbedarf und die Hofladenausstattung geflochten. Einen Nachfolger hat der betagte Kursleiter schon angelernt.
Die Eröffnung des Hofladens verzögert sich wegen der Aufarbeitung der Fußbodendielung auf den Frühsommer, die Käserei soll anschließend fertiggestellt werden und auch Schulklassen später als Ausflugsziel dienen.
Ute Kaupke
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