Potsdam-Mittelmark: Kathrins erstes eigenes Zimmer
Der Grundstein des Wohnhauses für junge Behinderte ist gelegt. Die künftigen Bewohner freuen sich
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Der Grundstein des Wohnhauses für junge Behinderte ist gelegt. Die künftigen Bewohner freuen sich Teltow – Ihr neues Zuhause sahen sie zum ersten Mal als Pappmodell. Es stand auf einem Tisch in der Wohnstätte „Morgensonne“. Die Kinder und Jugendlichen schlichen immer neugierig um das Modell herum, erinnert sich die Leiterin für Behindertenhilfe, Sabine Oster. Nach einiger Zeit wussten bereits die meisten von ihnen, dass ihr neues Domizil „Haus Magdala“ heißen wird. Zur Grundsteinlegung am Dienstag saßen sie mit ihren Erziehern und Betreuern vorn in den ersten Reihen und schauten zu, wie die Kassette im Stein versenkt wurde. Denn seit sie vor einiger Zeit das große Bauloch unweit ihrer Wohnstätte entdeckten, interessieren sie sich für jede Veränderung. „Hier werden wir mal wohnen", erzählen sie allen stolz. Detlev Heering, Vorsitzender des Kuratoriums des Evangelischen Diakonissenhauses, verglich in seiner Rede den „Dienst am Menschen“ mit einem immerwährenden Bauen im übertragenen Sinne. Superintendent Pfarrer Harald Sommer erinnerte an die Grundsteinlegung für die Behinderten-Werkstatt vor vier Jahren und sprach von einem „Kreis, der sich nun mit diesem vorläufig letzten Bau auf dem Gelände des Diakonissenhauses schließe“. Trotz leerer Kassen sei das Vorhaben möglich geworden, lobte Sommer die „Kunst wundersamer Verhandlungen". 2,2 Millionen kostet der vierstöckige Ziegelbau, der aus Eigenmitteln finanziert wird. Eine Spende von 555 Euro übergab auch eine Gruppe junger Musiker am Tag der Grundsteinlegung. „Pitch-Pipe-Projekt“, nennen sich die jungen Sänger, die für die Bewohner der „Morgensonne“ bereits musiziert haben und ihnen nun eine weitere Freude bereiten wollen. Im August nächsten Jahres werden 24 geistig behinderte Kinder und Jugendliche einziehen. In drei Wohngruppen mit jeweils sechs Einzel- und einem Doppelzimmer wird das Gebäude unterteilt und jede Wohngruppe erhält eine eigene Terrasse und einen Wohn-Essbereich. Darauf freuen sich die Wohngruppen, die dann wie kleine Familien zusammenleben. Zurzeit nutzen sie noch die schmalen Küchen in der „Morgensonne“. Manche haben nur Kochnischen, da ist kein Platz, um gemütlich zusammenzusitzen, erläutert Sabine Oster. Neben neuen Therapieräumen wird es im „Haus Magdala" auch einen Entspannungsraum geben, der mit Musik, Licht, Wassersäulen und Wasserbett die Sinne ansprechen soll. Anders als die bisherige Wohnstätte „Morgensonne“ wird das neue Zuhause rollstuhlgerecht sein. Der 16-jährige Basti freut sich schon darauf, wenn er seine Freunde auf den anderen Etagen allein besuchen kann, ohne jemanden um Hilfe bitten zu müssen. Basti ist Rollstuhlfahrer. Außerdem hat er erfahren, dass er auch ein größeres Zimmer bekommen wird. Seine Freude bringt Basti zum Ausdruck, indem er mit der flachen Hand dreimal auf die Lehne seines Rollstuhls klopft. „Ganz allein“, wird auch die 14-jährige Kathrin dann wohnen. Sie strahlt, denn es wird ihr erstes eigenes Zimmer sein, in das sie im August einziehen wird. Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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