KulTOUR: Katzen erobern die Kulturscheune
Seddiner See - Katzen und Frauen sind einander sehr ähnlich. Das erlebt man derzeit in der Kulturscheune Kähnsdorf.
Stand:
Seddiner See - Katzen und Frauen sind einander sehr ähnlich. Das erlebt man derzeit in der Kulturscheune Kähnsdorf. Unter dem Motto „Katzenbilder & anderes“ sind dort neben weiblichen Akten, Portraits von Punks und Landschafts-Miniaturen vor allem Katzen zu sehen. Über die Vierbeiner gibt es viele Sprüche: Dass des Nachts alle Katzen grau seien, dass sie sieben Leben hätten, stets um den heißen Brei herumschlichen und gern – na, mit wem wohl – das Katz-und-Maus-Spiel spielten. Ganz in diesem Sinn ist auch die aktuelle Ausstellung von Regine Röder-Ensikat in der Kulturscheune Kähnsdorf zu verstehen.
Auf ganz naive und liebreizende Art zeigt sie, was ihre „Liebe auf den ersten Blick“ wert ist. Sie stammt nicht umsonst aus dem Umfeld der Künstlerfamilie Ensikat, deren einer sich dem Wort, der andere dem Bilde verpflichtet hat. Sie selbst hat auch mehrere Künstlerleben. Als Kinderbuchautorin und -Illustratorin, als Leiterin des Kinder-Kabaretts „Die Distelchen“ oder als Krimi-Autorin mit kulinarischem Epilog. Außerdem gehört sie zum Krimischreiberinnenklub der „Sieben mörderischen Schwestern“, die in der Lage sind, auch mal eine „Lange Nacht der scharfen Krallen“ zu organisieren. In Kähnsdorf erlebt man dieses Multitalent derzeit jedoch eher als eine Art Schmusekatze, als Malerin des naiven, humorvollen Stils. Eine sehenswerte Schau kleiner und mittlerer Formate verschiedener Richtungen portraitiert ihr Werk. Im Mittelpunkt sind jedoch die Tiere.
Ach, diese liebreizenden Kätzchen! Mal haben sie liebevoll eine Maus zwischen den Pfoten, mal schauen die Mäuse ihr aus den grünen Katzenaugen, als würden sie da gemütlich wohnen. Katzen schnurren genau auf den Betrachter zu, Katzen Ton in Ton, wobei die Fellfarbe und der Hintergrund auf dem „Gegenbild“ komplementär eingesetzt werden. Katzenoma und Katzenopa flanieren in langen Mänteln, sogar inmitten von Schneegestöbern wird man ihrer nicht Herr. Diese Bilder haben Witz, Biss und Tiefe, jedermann oder „jedekatz“ sieht sofort, dass Regine Röder-Ensikat mitnichten eine Tiermalerin ist. Sie malt Menschen, Familien, sich.
Zum Beispiel mit langer Zigarettenspitze an einem Bartisch, oder als Minimensch vor einer Riesenkatze, oder als Katz-Harlekin am offenen Theatervorhang. Das passiert, wenn diese Viecher Menschen werden – oder war es etwa umgekehrt? Auch malt sie die Tiere rauchend, indes der Rauch aus kleinen katzischen Totenköpfen besteht.
Dies alles Öl auf Karton, die Farben gedeckt, die Hintergründe uni – Grau und anderes, mit angenehm spielerischem Grundgestus. Bei diesen tollen Bildern und Bildchen wird man die Katze nicht im Sacke kaufen! Notwendiger Appendix: Sollte es wirklich Zufall sein, dass diese Künstlerin Katzen liebt, weil sie die Katz fast im Namen hat – Ensi-Kat...?
Auch die Gruppe „Kunst am See“ war wieder in der Kulturscheune aktiv. Jedes Jahr gestaltet sie unter der künstlerischen Leitung von Monika Olias ein Thema für die Wasserseite des Grundstücks. Waren es früher die Südfrüchte auf Fridericus’ Geburtstagstisch, so ist es diesmal ein „Fischzug am Seddiner See“. Er zeigt eine lebensgroße Puppe als Fischer in „Dienstuniform“, einen Karren voll Seddiner Fische, drumherum riesige Netze, in denen sich weitere Fische verfingen. Da muss ganz schön was los sein, unter Wasser!
Mehr jedenfalls, als eine Katze auf ihrem Schwanz forttragen kann, um einen weiteren Sinnspruch aufs Kätzische zu bemühen. Gratulation jedenfalls für diese Gesamt-Präsentation! Gerold Paul
Die Ausstellung in der Dorfstraße 15 ist noch bis zum 31. August zu sehen.
Gerold Paul
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: