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Potsdam-Mittelmark: Kein eitel Sonnenschein

Solarpark im Süden Teltows noch nicht beschlossen. Sorge: Weitere Gewerbeansiedlung könnte Rieselfelder bedrohen

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Teltow - „Keine neue Tagebaue!“ – diese Forderung prangte am Freitagnachmittag auf einem großen Schild an der alten Landesstraße 40 zwischen Güterfelde und Ruhlsdorf. Um Missverständnissen gleich vorzubeugen: Unter den Rieselfeldern sind keine riesigen Kohleverkommen entdeckt worden. Vielmehr soll hier Energie genutzt werden, die von oben kommt: Solarenergie. Deshalb steht an diesem Freitagnachmittag der energiepolitische Sprecher der märkischen Linkspartei auf dem Ruhlsdorfer Acker und schreit ins Mikrofon: „Wir müssen für die Nachfolgegenerationen etwas tun.“

Doch ob ausgerechnet der Ruhlsdorfer Landstrich geeignet ist, die Klimawende zu forcieren, ist fraglich. Denn Teltows Stadtverordnete kennen das Terrain etwas besser als den eilig aus dem Landtag zitierten Linkspolitiker Wolfgang Thiel. Sie halten die Landschaft für sensibel, so dass sich das ökologische Gewissen nicht so einfach mit einem Solarpark beruhigen lässt. Zwar klingt die Aussicht verlockend, rund ein Drittel der Teltower Haushalte mit Solarstrom zu versorgen. Doch befürchten einige Teltower Stadtverordnete, dass der Solarpark der Beginn einer zunehmenden gewerblichen Nutzung der benachbarten Rieselfelder ist. Aus diesem Grund hatte der Bauausschuss Ende Januar die 27 Hektar große Freilandsolaranlage abgelehnt.

Der von der Agenda-Arbeitsgruppe „Energie“ einberufene Ortstermin sollte die Abgeordneten vom Solarpark auf der Ackerfläche neben den Rieselfeldern überzeugen. Viel Zeit blieb Planer Wolfgang Köhn von der Novergia Teltow GmbH und der Arbeitsgruppe nicht. Ursprünglich sollte bereits morgen in der Stadtverordnetenversammlung über die Änderung des Flächennutzungsplans entschieden werden, um das Vorhaben an dieser Stelle realisieren zu können. „Wir sind nicht grundsätzlich gegen das Projekt“, erklärte SPD-Stadtchef Frank Fromm die Entscheidung seines Parteikollegen Berndt Längrich im Bauausschuss. Es werde mehr Zeit gebraucht, um letzte Fragen zu klären, so Fromm. Dieser Meinung schlossen sich die Vertreter der anderen im Stadtparlament vertretenen Fraktionen am Freitag an. Gegenüber den PNN bestätigte Längrich, dass er Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) bereits um eine Verschiebung des Tagesordnungspunktes um einen Monat gebeten habe. Dann nämlich, Ende Februar, werde die Arbeitsgemeinschaft Süd in Teltow getagt haben. Das Gremium, in dem die südlichen Berliner Bezirke und Umlandgemeinden vertreten sind, beschäftigt sich derzeit mit der Entwicklung eines Natur- und Freizeitkonzeptes für den Teltowpark, zu dem auch die Rieselfelder gehören sollen. Im Entwurf des neuen Landesentwicklungsplan Berlin-Brandenburg ist die Landschaft bereits als Natur- und Freizeitraum definiert. Doch mit der Umnutzung der landwirtschaftlichen Fläche zu einem Solarpark sieht Längrich die angrenzenden Rieselfelder in Gefahr: Wird in deren Nähe eine gewerbliche Nutzung zugelassen, werde das Interesse für weitere Ansiedlungen auf den noch ungeschützten Feldern zunehmen. Bereits jetzt gibt es das Begehren der Nachbarkommune Großbeeren, das Güterverteilzentrum zu erweitern.

Planer Köhn hält die Sorge für unbegründet: „Hier wird keine Fläche versiegelt“, betonte er die Umweltverträglichkeit seines Vorhabens. Die Module würden nur im Boden verankert werden und das Wasser könne ungehindert abfließen und anschließend versickern. Dennoch werde eine unbestimmte Menge an Containern für notwendige Wechselrichter auf dem Gelände stehen, warnte CDU-Fraktionschef Erhard Wigand. Auch der zwei Meter hohe Sicherheitszaun um die Anlage könnte den Wildwechsel hindern.

Mit Skepsis betrachtet auch der BIT-Stadtverordnete Michael Müller das Vorhaben. Grund: Das in 800 Metern Entfernung für die Stromaufnahme vorgesehene Umspannwerk Großbeeren reiche nicht aus, um die im Solarpark produzierte Leistung von knapp sieben Megawatt aufzunehmen. Ein neues Umspannwerk müsste gebaut werden, so Müller. Da sich dies aber für die kleine Fläche nicht lohne, befürchtet der Elektromeister weitaus größere Solaranlagen. Sein Vorschlag: Statt eine landwirtschaftliche Nutzfläche zu okkupieren, sollten Teltower Dachflächen für Solaranlagen genutzt werden.

Es ist nicht das erste Mal, dass Planer Köhn den Teltowern Öko-Stromanlagen anbietet. Bereits vor fünf Jahren hatte er auf der gleichen Fläche geplant, Strom aus Windrädern zu gewinnen. Das Vorhaben scheiterte. 20 Jahre lang sollen nun die zwei bis drei Meter hohen Solarmodule, versteckt hinter einem breiten Grünstreifen arbeiten. Betrieben werden soll die Anlage von einer noch zu bildenden Betreibergesellschaft. Sie soll die Investitionskosten tragen und – so der Plan – den Gewinn erwirtschaften. Im Anschluss stehe es Teltow frei, den Solarpark als Einnahmequelle zu übernehmen, skizziert Köhn sein Angebot. Ob es soweit kommt, entscheiden die Stadtverordneten im März.

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