Potsdam-Mittelmark: Kein Land mehr unterm Pflug
Seit 1990 wird die LPG Stahnsdorf liquidiert, nun sind alle Objekte verkauft
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Seit 1990 wird die LPG Stahnsdorf liquidiert, nun sind alle Objekte verkauft Von Georg Jopke Stahnsdorf – Ackerbau und Viehzucht sind längst kein Thema mehr, denn bereits im Frühjahr 1990 hatten die Mitglieder der LPG Stahnsdorf die Liquidation ihrer Produktionsgenossenschaft beschlossen. Der Viehbestand war schnell verkauft, ebenso eine Reihe von Häusern in mehreren Orten der Umgebung. Es musste aber noch weit mehr abgewickelt und „an den Mann gebracht“ werden. Also blieb weiterhin ein Büro, das in einem Wohnblock an der Sputendorfer Straße im Teltower Ortsteil Ruhlsdorf untergebracht ist. Nun wird auch dort bald das Telefon verstummen, denn mit der Abwicklung der Altbestände ist es vorangegangen. Was für den von der LPG mit erbauten Mehrgeschosser an der Sputendorfer Straße selbst gilt. Es hat sich ein Käufer gefunden, der zugleich die Sanierung und Modernisierung übernimmt, berichtet Liquidator Wilhelm Gastmeister, der in enger Zusammenarbeit mit weiteren Partnern wie dem Amt für Flurneuordnung tätig war. Ein Weg in die Zukunft ist ebenso für die Wirtschaftsgebäude am Schenkendorfer Weg in Teltow nahe dem einstigen Militärgelände gefunden, wo größere Ländereien einer Erbengemeinschaft gehören: Die agro Saarmund wird einen Stall und einen Futterspeicher kaufen, bei denen sie bisher als Pächter fungierte. Diese Baulichkeiten hatten in den vergangenen Jahren mehrfach für lebhafte Diskussionen gesorgt, weil sich hier der Reiterhof von Teltow-Seehof und dann der Teltower Schützenverein ansiedeln wollten. Wie von den Saarmunder Bauern zu erfahren, werden sie am Schenkendorfer Weg auch künftig keine Viehzucht betreiben, sondern nur Erntegut einlagern. Verkauft ist nach vielen Bemühungen schließlich auch die in den 1960er Jahren entstandene und inzwischen schon recht desolate große Schweinemastanlage am Schenkendorfer Weg von Stahnsdorf, gegenüber dem großen Klärwerksgelände. Allerdings müssen dabei auch noch die Berliner Stadtgüter mit reden, denen das weitläufige Grundstück gehört. Gleich nach der Wende wollte sich hier schon ein Fachbetrieb zur Verwertung von Küchenabfällen niederlassen, wofür es aber keine Lizenz gab. „Den Schlussstrich und damit die Löschung der Genossenschaft muss nun noch eine Mitgliederversammlung bestätigen“, weiß Gastmeier, der freilich dafür noch keinen Termin nennen kann. Es wird aber ganz sicher bis zum nächsten Frühjahr sein, denn kürzlich ist im Bundesanzeiger die Auflösung der LPG mitgeteilt worden. Demnach können Gläubiger nur noch bis zum Mai nächsten Jahres eventuelle Ansprüche geltende machen. Wie viele der einst 160 LPG-Mitglieder zur letzten Vollversammlung kommen werden, wagt der langjährige Vorsitzende spätere Liquidator Gastmeister nicht zu schätzen. Die Zeit ist vergangen, Bindungen haben sich gelöst. „Wir waren eine stabile Genossenschaft", blickt der nunmehr 77-Jährige promovierte Landwirt auf die vergangenen Zeiten zurück und verweist auf die Betriebsstätte mit Büro und Werkstatt auf dem Stahnsdorfer Dorfplatz, auf Transportbrigaden, Wohnungsbau und 1800 Hektar „Land unter dem Pflug“, darunter viele Bodenreform-Flächen. Es wird seither weitgehend von der agro Saarmund bewirtschaftet. Die Genossenschaft war 1953 von einigen Stahnsdorfer Bauern gegründet worden, nach der Zwangskollektivierung im Jahre 1960 kamen Güterfelde und Teltow hinzu, 1978 bekam die LPG den Status eines Spezialbetriebes für Tierzucht mit der Ausrichtung auf Milchproduktion und Schweinemast. Im letzten Jahr ihres Bestehens standen 6000 Schweine und rund 1300 Rinder in ihren Ställen, die zwischen Markgraffshof, Schenkenhorst und Drewitz lagen.
Georg Jopke
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