
© A. Klaer
Potsdam-Mittelmark: Kein Lohn bei „Berger Bau“
25 Zahlungsklagen beim Arbeitsgericht. Unternehmer will sich zu Vorwürfen nicht äußern
Stand:
Beelitz - „Mir platzt die Hutschnur“, sagt der Berliner Markus Schmidt*. „Wie kann man nur so mit seinen Mitarbeitern umgehen?“ Sein Vorwurf gegen die Beelitzer „Berger Baugesellschaft mbH“ wiegt schwer: In den vergangenen Monaten soll Geschäftsführer Jörg Berger an mehrere seiner Leute keinen Lohn mehr gezahlt haben. Markus Schmidt gehört zu den Betroffenen, acht Jahren war der Bauarbeiter in dem Beelitzer Unternehmen angestellt. Im März hat er gekündigt, nachdem sein Lohn für Dezember, Januar und Februar ausgeblieben war.
Markus Schmidt ist kein Einzelfall. Auch von einem anderen Kollegen weiß er von einer Kündigung wegen ausbleibender Lohnzahlungen. Gewerkschaftssekretär Jörg Schütte von der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt berichtet von fünf Mitarbeitern, die sich wegen ausbleibender Zahlungen an ihn gewendet hätten. Erst auf erheblichen Druck hätten laut Schütte zumindest drei der Kollegen im April ihr Geld bekommen. Zu den Vorwürfen äußerte sich Jörg Berger nicht. Trotz mehrmaliger PNN-Anfragen war der Bauunternehmer für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Begonnen hatten die Probleme, wie Markus Schmidt berichtet, Mitte Januar: Der Bauarbeiter war, wie in der Branche üblich, wegen der Witterung zu Hause geblieben. Im Winter bekommen die Bauarbeiter gemeinhin Schlechtwettergeld oder bauen ihre Überstunden ab. Doch der Lohn für Dezember blieb aus und keiner, so erinnert sich Schmidt, habe sich bei ihm gemeldet, wann und wo er wieder loslegen könne. Vor der Winterpause hatte er auf einer Baustelle des Unternehmens in Berlin-Hönow gearbeitet, davor war er in Potsdam auf einer Baustelle in der Babelsberger Straße tätig.
Viele seiner Mitarbeiter haben sich mittlerweile ans Arbeitsgericht Potsdam gewandt: In diesem Jahr seien 25 Klagen gegen das Unternehmen eingegangen, sagte Richter Ulrich Eising auf PNN-Anfrage. „Es handelt sich hauptsächlich um Zahlungsklagen.“ Zu den genauen Inhalten konnte der Richter keine Aussagen machen. Das Gericht habe bereits einige Versäumnisurteile gegen Berger Bau gefällt. Bei solchen Urteilen wird den Forderungen des Klägers Recht gegeben, da der Angeklagte nicht zu der Verhandlung erschienen ist.
„Weder Herr Berger noch sein Anwalt sind zu den Gütesitzungen des Gerichtes gekommen“, sagt auch Markus Schmidt. Bevor er vor Gericht zog, hatte er vergeblich versucht zu erfahren, was in dem Unternehmen vor sich geht. „Die Sekretärinnen haben mir immer nur gesagt, dass der Chef nicht zu sprechen sei.“ Bei einem der Gespräche hätte man ihm geraten, sich nach etwas anderem umzuschauen.
Mit dem Versäumnisurteil, das den Rechtsanspruch seiner Lohnforderungen bestätigt, kann der Bauarbeiter jetzt mithilfe eines Gerichtsvollziehers gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber vorgehen. Die weiteren Schritte wird Schmidt mit seiner Anwältin absprechen. Die Kosten für den Rechtsstreit kann er sich dank seiner Rechtsschutzversicherung leisten. „Die habe ich erst vor zwei Jahren abgeschlossen, weil es ja damals schon Probleme mit dem Unternehmen gab“, sagt Schmidt.
Berger Bau war 2009 kurzzeitig ins Schlingern geraten. Es ging so weit, dass das Unternehmen Insolvenz anmelden musste. Zu dieser Zeit war die Firma unter anderem der Generalauftragnehmer der Firmengruppe Semmelhaack für das Gelände des früheren Reichsbahnausbesserungswerkes am Hauptbahnhof in Potsdam. Insolvenzverwalter Justus Schneidewind ging damals davon aus, dass sich das bundesweit tätige Unternehmen mit einigen Baustellen im Raum München übernommen habe. Das brandenburgische Finanzministerium hatte mit einer Bürgschaft von über 2,8 Millionen Euro der Berger Bau unter die Arme gegriffen.
Damals habe es trotz der Insolvenz keine Verzögerung mit den Lohnzahlungen gegeben, sagt Schmidt. Die aktuell nicht erfolgenden Lohnzahlungen des Unternehmens sind für ihn und seine Kollegen nicht erklärbar. Für den Gewerkschaftssekretär Jörg Schütte ist das Vorgehen der Berger Bau kein Einzelfall. „Mit solchen Fällen haben wir oft zu tun.“ An den Problemen seien oftmals nicht direkt die Bauunternehmer schuld, sondern die schlechte Zahlungsmoral ihrer Kunden.
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