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Von Erhart Hohenstein: Kein Ort für die Trauernde
Totenehrung in Elsholz für letzte Weltkriegsschlacht wird vor Ort abgelehnt
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Beelitz - Die von der Werderaner Künstlerin Maren Simon entworfene„Trauernde“ findet keine Heimstatt. Die Skulptur wurde zum Gedenken an die Opfer der letzten Weltkriegsschlacht konzipiert, die am Kriegsende 1945 in den Fercher Wäldern tobte. Der Ortsbeirat Elsholz und die Stadt Beelitz haben gegenüber dem Verein „Pro Ferch“ die Aufstellung der Figur einer trauernden, auf den Boden schauenden Frau abgelehnt. Eine inhaltliche Begründung wurde dem Vereinschef, dem Historiker Christian Gizewski, nicht gegeben. Der Beelitzer Bürgermeister Bernhard Knuth teilte Gizewski brieflich mit, dass er seinen Antrag in den Hauptausschuss eingebracht habe. Durch dessen Mitglieder und weitere Stadtverordnete „gab es eine einstimmige Ablehnung Desselbigen Ausdrücklich möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass sich auch der Ortsbeirat Elsholz gegen Ihr geplantes Vorhaben positioniert hat.“
Vorangegangen war ein Streit bei einer Besichtigung des vorgesehenen Aufstellungsortes der Skulptur im Bereich der Kirche und des Friedhofes Elsholz. „Nach meiner Ablehnung hat Prof. Gizewski sogar mit einer Klage gedroht“, entrüstet sich gegenüber PNN noch im Rückblick Ortsvorsteherin Kathrin Wiencek.
Gizewski dagegen redet von „mehreren Missverständnissen“, er hat Bürgermeister Knuth um ein Gespräch mit allen Beteiligten gebeten. Es sei nicht, wie Wiencek erkläre, der „Bau eines Denkmals“ geplant, sondern lediglich das Aufstellen einer Statue. Diese sei keineswegs heroisierend, sondern im Gedenken an die Opfer „menschlich einfühlend“ gestaltet und rege zu „politisch-historischem Nachdenken“ an. Von der Stadt Beelitz werde auch kein Geld, sondern ideelle Unterstützung erwartet. Dass wie den Toten der Schlacht auf den Seelower Höhen und der Kesselschlacht von Halbe auch den Zehntausenden militärischer und ziviler Opfer der fast vergessenen Schlacht in den Fercher Wäldern eine bleibendes Gedenken zukomme, stehe für den Verein außer Frage.
Gizewski ging auch auf die Aussage der Elsholzer Ortsvorsteherin ein, er habe eine Klage angedroht. Der Verein sei bisher nur über die Ablehnung seines Antrags informiert worden, ohne inhaltliche Begründung. Die sei jedoch für demokratisch gewählte Vertretungen vorgeschrieben. Der Verein hoffe auf ein positives Ergebnis des von ihm angeregten Gesprächs und behalte sich eine Beschwerde und den Rechtsweg als letzte Möglichkeiten vor.
Karin Wiencek machte gegenüber den PNN keinen Hehl aus den inhaltlichen Vorbehalten des Ortsbeirats. Der auf dem Friedhof aufgestellte Stein „Den Toten zu Ehren – den Lebenden zur Mahnung“ drücke das Gedenken hinreichend aus. Die Statue betrachte sie auch als Würdigung für General Wenck. Wenn der im Frühjahr 1945 auch in Elsholz die Lücke fand, um die Reste seiner Truppen zur Elbe in amerikanische Kriegsgefangenschaft zu führen, so bleibe er doch ein Exponent des verbrecherischen Naziregimes. Eine rechtzeitige Kapitulation hätte mehr Soldaten und Zivilisten das Leben gerettet, meint sie.
In der Tat liegt hier ein Widerspruch zum „Pro Ferch“-Verein, der das mit Befehlsverweigerung verbundene Handeln des Generals als viele Leben rettende, humanitäre Handlung bewertet. Christian Gizewski empfiehlt den Kommunalpolitikern, das Vereinskonzept zu lesen.
Erhart Hohenstein
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