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Die erste Station: Landrat Blasig (r.) bei der Beelitzer Frischei Genossenschaft.

© Koska

Potsdam-Mittelmark: Kein Platz für Legehennen und Mutterkühe ?

Probleme der Landwirte im Naturpark standen im Mittelpunkt einer Tour von Landrat Blasig

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Beelitz / Michendorf Es scheint so, als wären Naturschutz und Landwirtschaft unvereinbar. Diesen Eindruck konnten die Teilnehmer einer vom Kreisbauernverbandes (KBV) Potsdam-Mittelmark organisierten Rundfahrt mit Landrat Wolfgang Blasig (SPD) und seinem Stellvertreter Christian Stein (CDU) am gestrigen Montag gewinnen. Erste Station war die Beelitzer Frischei Genossenschaft. Das Unternehmen produziert täglich mindesten 50 000 Eier aus Boden- und Freilandhaltung. „Wir wollen autark sein, um die Nachfrage nach unseren hochwertigen Eiern befriedigen zu können“, berichtete Geschäftführerin Sabine Kimmel. Bisher müsse die Genossenschaft einen Teil dazukaufen. Deshalb sei geplant, die Freilandhaltung um 10 000 Legehennen zu erweitern.

„Doch bisher wurde die Genehmigung durch die Naturschutzbehörde nicht erteilt", bedauerte sie. Dabei sei der Betrieb nach dem „Internationalen Food Standard“ zertifiziert. Tierschutz spiele bei der Frischei e.G. eine große Rolle, so würden zum Beispiel die Schnäbel nicht gekürzt, was bei den meisten Hennen in Deutschland geschehe. In der Zukunft will man auch Hühnerwagen auf Grünland stellen, um noch hochwertigere Eier anbieten zu können, doch dafür fehle die Genehmigung. „Das ist doch absurd, dass sich der Naturschutz offenbar über Käfighaltung freuen würde“, fand Landrat Wolfgang Blasig deutliche Worte. Von den 16 Gesellschaftern der Beelitzer Genossenschaft sind 13 selbst im Betrieb tätig. „Wir können uns das besondere Engagement beim Tierschutz nur leisten, weil wir Direktvermarkter sind, aber es macht so auch mehr Spaß“, betonte die Geschäftsführerin.

Jens Schreinicke hält 80 Mutterkühe. Der Landwirt aus dem Michendorfer Ortsteil Stücken, der zweiten Station der Reise, bekennt offen, dass er von den Erträgen eine Familie nicht ernähren könnte. Jetzt hat er Angst, dass bald gar nichts mehr geht. Seine Flächen befinden sich zu 70 Prozent im Naturschutzgebiet des Nuthe-Nieplitz-Naturparks. Dort, wo jetzt seine Kühe weiden, soll wieder ein Moor entstehen. Während der Landschaftsförderverein Nuthe-Nieplitz-Niederung die dortigen Ungeheuerwiesen künftig aktiv vernässen will, um so dem kontinuierlichen Verlust der Moorflächen entgegenzutreten, wehren sich die Landwirte gegen die Pläne. Sie befürchten, mit dem Weideland ihre Existenzgrundlage zu verlieren (PNN berichteten). „Wir als Landwirte sind uns darin einig, dass wir keine Vermoorung wünschen“, so Schreinicke. So habe er beim Biobauern Lutz Rabe aus Körzin ebenso Unterstützung gefunden wie beim KBV. „Durch die Pläne werden die kleinen Strukturen und die nachhaltige Landwirtschaft gefährdet. Vor weiteren Aktionen gegen die Moor-Pläne wollen wir jedoch die Machbarkeitsstudie abwarten“, sagte Thomas Syring, KBV-Vorstandsmitglied und Landwirt in Zauchwitz.

Vom Landratsbesuch erhofft sich Schreinicke, dass der Politiker das Problem im Hinterkopf behält. „Gegenüber dem Naturparkverein müssen deutliche und klare Worte gesagt werden“, so der Landwirt, der weiter auf Gespräche setzt. Bei Wolfgang Blasig fand er Verständnis. „Die Landwirtschaft ist ein wesentlicher Wirtschaftszweig im Landkreis, und ich habe Hausaufgaben mitbekommen“, verabschiedete sich Blasig von den Gastgebern.

Für den KBV-Vorsitzenden Wolfgard Preuß ist eine solche Rundfahrt wie am gestrigen Montag immens wichtig. „Es ist eine Wertschätzung für die Arbeit der besuchten Kollegen und ein direkter Austausch mit der Politik“, erklärte Preuß, der schon für den Herbst zu einer weiteren Exkursion einlud. Andreas Koska

Andreas Koska

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