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Potsdam-Mittelmark: Kein Spielplatz für Flüchtlingsfamilien geplant Zur Bürgerversammlung zum neuen Asylheim in Ferch kamen am Freitag rund 200 Anwohner

Schwielowsee - Über Wochen haben sich die Fragen der Anwohner rund um das geplante Erstaufnahmelager in Ferch angestaut: Wie werden die Flüchtlinge dort versorgt? Was kommt auf die Anwohner im nahen Glindow zu?

Von Eva Schmid

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Schwielowsee - Über Wochen haben sich die Fragen der Anwohner rund um das geplante Erstaufnahmelager in Ferch angestaut: Wie werden die Flüchtlinge dort versorgt? Was kommt auf die Anwohner im nahen Glindow zu? Dürfen die Flüchtlinge überhaupt im Gewerbegebiet untergebracht werden und wer wird auf dem ehemaligen Bundeswehrgelände eigentlich einziehen?

Rund ein Monat nachdem das Innenministerium per Pressemitteilung überraschend bekannt gab, eine Außenstelle des völlig überfüllten Erstaufnahmelagers im Fercher Gewerbegebiet zu eröffnen, gab es jetzt endlich Antworten. Innenminister Ralf Holzschuher (SPD), der Leiter der Ausländerbehörde sowie ein Vertreter des brandenburgischen Landesbetriebs für Liegenschaften gaben am gestrigen Freitag im Oberstufenzentrum in Werder (Havel) rund 200 Anwohnern aus der Region Auskunft.

Ab Mitte November werden die ersten 50 Flüchtlinge in die Wohnblöcke in der Petzower Straße ziehen. Es sind Familien, hauptsächlich aus Syrien, denen die beengten Verhältnisse in Eisenhüttenstadt mit eng aneinandergestellten Mehrstockbetten nicht länger zugemutet werden können. Die zentrale Erstaufnahme platze mittlerweile aus allen Nähten: „Die Einrichtung war ursprünglich für 500 Plätze ausgelegt, mittlerweile haben wir sie auf 1700 erweitert“, sagte Frank Nürnberger, der Leiter der Ausländerbehörde, der zugleich für Eisenhüttenstadt zuständig ist und auch künftig die Einrichtung in Ferch leiten wird. „Ab November sieht es in Eisenhüttenstadt zappenduster aus, Ferch ist unser Rettungsanker.“

Das ehemalige Wohnheim für Soldaten soll schrittweise ausgebaut werden, so die Planung des Innenministeriums. Auch wenn es noch Probleme mit dem Abwasser gebe: Beim Kreis habe man bereits den Weiterbetrieb der Kleinkläranlage, die nur für 50 Personen ausgelegt ist, beantragt, hieß es am Freitag. Die Genehmigung werde bis Mitte November vorliegen. Bis zum Jahresende, erklärte Norbert John vom Liegenschaftsbetrieb des Landes, könnten dann weitere 100 Flüchtlinge einziehen. Im Frühjahr 2015 soll es dann Platz für 280 Hilfesuchende geben. Für den fehlenden Anschluss an das Abwassernetz plane man ein Provisorium: Es sollen Dusch-, Wasch- und Toilettencontainer aufgestellt werden. Unklar sei bisher noch, ob das Abwasser und die Fäkalien täglich abgefahren oder ein Auffangbecken errichtet werde.

Die Familien auf dem Gelände werden von drei Sozialarbeitern betreut, sechs Wachschützer würden rund um die Uhr auf dem Areal in der Petzower Straße sein. Sprachunterricht sei für die Flüchtlinge nicht vorgesehen, auch einen Spielplatz plane man vorerst nicht, sagte der Leiter der Ausländerbehörde.

Da die Flüchtlinge eine Residenzpflicht hätten, dürften sie sich nur im Kreis Potsdam-Mittelmark oder Potsdam aufhalten. Zur Bearbeitung ihrer Asylanträge müssen sie nach Eisenhüttenstadt – mit Bussen sollen sie dorthin gefahren werden. Man wüsste, das der Weg weit sei. Anders ließe es sich aber nicht regeln.

Eine Stunde lang informierten Holzschuher und der Leiter der Ausländerbehörde über die Pläne für das neue Heim in Ferch, immer wieder wurde es im Publikum kurz laut. Es war eine Mischung aus kurzer Empörung, Fremdschämen und Kopfschütteln. Und zwar dann, wenn der Leiter der Ausländerbehörde versuchte, die Bewohner für das Projekt zu gewinnen. Dann sagte er Sätze wie „Asylbewerber räumen keine Gartenanlagen aus“ oder „Es ist fraglich, ob Flüchtlinge mit Ebola überhaupt den langen Weg nach Deutschland schaffen“. Das Mantra des Innenministers hingegen waren die Sätze „Der Standort ist nicht ideal“ und „er wird nur vorübergehend genutzt“, also maximal zwei Jahre. Am Ende versprach Holzschuher unter anderem auch den Gewerbetreibenden, dass sie sich direkt an ihn wenden könnten, wenn es weitere Fragen oder Kritik gebe. Und tatsächlich wurden am Ende eine Menge Visitenkarten verteilt: Anwohner und Bürger, die Flüchtlingen helfen wollen, nutzten die Gelegenheit, um endlich einen Ansprechpartner zu haben.

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