zum Hauptinhalt

KOMMENTAR: Keine Courage

Kirsten Graulich über Teltows Energiepolitik

Stand:

Selten plagen Teltows Stadtverordnete Selbstzweifel. Doch die Debatte um den Solarpark offenbarte ein eigenartiges Misstrauen: Sie trauen sich selber oder ihrer parlarmentarischen Kraft nicht. Wie anders sollte die Sorge gewertet werden, dass dem Solarpark auf einem Stück Ruhlsdorfer Acker andere Gewerbeansiedlungen auf den schützenswerten Rieselfeldern folgen könnten. Die Sorge ist nicht unbegründet, doch haben es die Stadtverordneten selbst in der Hand, Gewerbeflächen zu genehmigen oder eben zu verhindern. Belegt werden die Selbstzweifel durch die Frage eines SPD-Stadtverordneten angesichts der bevorstehenden Kommunalwahlen: „Können wir denn unseren Nachfolgern trauen?“ So viel Unglaube in die Nachhaltigkeit der eigenen Politik erschrickt. Dass solche Ängste nun Visionen blockieren, ist schwer zu verstehen. Auch der Ruf nach der Verantwortung des Staates, den ausgerechnet ein FDP-Vertreter anstimmt, ist kein überzeugendes Argument. Der Staat hat die nötigen Rahmenbedingungen für die Produktion von Ökostrom geschaffen, auf die die Wirtschaft reagiert. Genau diesen Kreislauf galt es in Teltow zu schließen. Und: Wenn schon von der öffentlichen Hand verlangt wird, Solarmodule auf öffentliche Gebäude zu installieren, ist die Frage erlaubt: Warum passiert das nicht in Teltow? Wo ist die entsprechende politische Initiative, die die Stadtspitze – die Administration also – zum Handeln zwingt. In Teltow, das ist keineswegs ein Trost, dauert manches länger, vor allem bei großen Projekten. So bedurfte es zum Bau des Teltowkanals erst eines mutigen Mannes wie Ernst von Stubenrauch, um die verstaubten Pläne zu verwirklichen. Seit dieser Zeit beschwichtigen sich Teltower oft damit, dass in ihrem Ort alles etwas anders verlaufe als anderswo. Die Energiewende ist da keine Ausnahme. Etwas mehr Mut täte aber heutzutage gut.

Kirsten Graulich

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })