Potsdam-Mittelmark: Keine Einigkeit weit und breit
Bürgermeisterin Jung hat keine Hausmacht – das könnte verhängnisvoll werden
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Michendorf - Knockout am späten Dienstagabend in der Gemeindevertretung Michendorf: Der Abwahlantrag gegen Bürgermeisterin Cornelia Jung traf sie völlig überraschend. 16 der 22 Gemeindevertreter hatten sich für die Abwahl ausgesprochen – so scheint ansich sicher, dass der Antrag beschlossen wird und die Großgemeinde vor einem Bürgerentscheid steht. Wenn es sich nicht um Michendorf handeln würde
Als einer der Protagonisten des Abwahlantrags gilt der Wilhelmshorster Ortsbürgermeister Gerd Sommerlatte (UWG), der sich gestern nicht zu den Gründen äußern wollte. In der Gemeindevertretung sitzen drei weitere Vertreter, die vor knapp vier Jahren bei der Bürgermeisterwahl gegen Jung angetreten waren. Ihre Ambitionen könnten womöglich auf der Hand liegen.
Die parteilose Bürgermeisterin hat keine Hausmacht, nur die CDU hatte ihre Kandidatur unterstützt, als es im November 2003 zur Stichwahl gegen den SPD-Gemeindevertreter Eckhard Reinkensmeier gekommen war. Die fünfköpfige CDU-Fraktion soll den Abwahlantrag jetzt geschlossen unterschrieben haben, offenbar auch die dreiköpfige SPD. In den anderen Fraktionen waren die Meinungen zum Teil geteilt. Offizielles liegt nicht vor, man tagte nichtöffentlich.
Hickhack gibt es oft in der Gemeindevertretung, die sich aus sechs in sich selten konsistenten Minifraktionen zusammensetzt. Keine Koalitionen, keine Einigkeit weit und breit. Nur die beiden Bündnisgrünen stehen derzeit voll hinter Jung. In der Verwaltung geht es weiter: Den Konflikt mit ihrem Hauptamtsleiter hat Jung in der Gemeindevertretung zum Teil offen ausgetragen. Gegen ihren Kämmerer hat sie erfolglos beim Arbeitsgericht prozessiert. Der neue, junge und ambitionierte Ordnungsamtsleiter Rouven Krone – erst im März angetreten – hat noch vor dem Ende seiner Probezeit aufgegeben, der 17. Juli ist sein letzter Arbeitstag. Kein Wunder, dass ein Gutachter bei der Verwaltungsevaluierung gewisse Missstände feststellte. Was die Bürgermeisterin betrifft, sollte sie sich weniger um das Kleinklein, die Sacharbeit kümmern als um die strategische Ausrichtung, so etwa steht es im Gutachterbericht, der am Dienstag – ebenfalls nichtöffentlich – vorgestellt wurde. Ein Grund für eine Abwahl wäre das noch nicht.
Cornelia Jung hatte die Evaluierung nicht gewollt, sie wurde mehrheitlich beschlossen. Das Ergebnis akzeptiere sie aber, sagte Jung gestern auf Anfrage – die Gemeindevertreter tun es mehrheitlich nicht, die Formulierungen sind ihnen dem Vernehmen nach nicht drastisch genug. Jungs Verbesserungsvorschläge wurden ausgesetzt. Dann wurde der Abwahlantrag gestellt – zum Abschluss einer zweieinhalbstündigen Sitzung.
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