
© Doris Spiekermann-Klaas
Von Hagen Ludwig: Keine Hilfslehrer in Stahnsdorf
Vorstoß der SPD gegen Unterrichtsausfall fand keine Verbündeten Mehrheit der Gemeindevertreter sieht allein das Land in der Verantwortung
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Stahnsdorf – Die Gemeinde Stahnsdorf wird auch künftig aus ihrem Haushalt keine Ersatzlehrer bezahlen, um zunehmenden Unterrichtsausfall zu kompensieren. Für einen entsprechenden Vorstoß im Zuge der aktuellen Haushaltsdiskussion hat die SPD-Fraktion in der Gemeindevertretung am Donnerstagabend keine Verbündeten gefunden. Fraktionschef Dietmar Otto hatte vorgeschlagen, für die beiden Grundschulen im kommenden Jahr insgesamt 8000 Euro einzuplanen, um für erkrankte Lehrer zeitweise pensionierte Kollegen oder Studenten einsetzen zu können.
Dabei bezog sich die SPD auch auf ein Modell der Nachbarkommune Kleinmachnow. Dort ist bereits ein kommunaler Schulfonds eingerichtet worden, erste konkrete Verträge für Lehrervertretungen sind unterzeichnet. 100 000 Euro hält die Gemeinde dafür bereit. Auch in Teltow wird ein solches Modell derzeit in den Fachgremien diskutiert (PNN berichteten). Vor der jüngsten Bürgermeisterwahl hatten sich dort alle Fraktionen auf Vorschlag der FDP für eine solche Notlösung ausgesprochen.
In Stahnsdorf jedoch soll dieses Modell keine Schule machen. Linken-Vertreter Harald Mushack betonte, dass laut Schulgesetz allein das Land für die Besetzung der Lehrerstellen zuständig sei. „Wenn die Kommunen jetzt selbstständig tätig werden, nehmen wir den Handlungsdruck von der Landesregierung“, so Mushack. Regina Schwarz (Bürger für Bürger) warnte vor der Einführung eines Zwei-Klassen-Bildungssystems. „Viele Kommunen werden sich solche Ersatzlehrer überhaupt nicht leisten können“, so Schwarz. Besser wäre es, vor den Landtag zu marschieren, und dort eine höhere Vertretungsreserve an den Schulen zu fordern. Ihre Fraktion halte es deshalb für sinnvoller, dass im aktuellen Gemeindehaushalt jetzt 3000 Euro für den Förderuntericht eingeplant wurden.
Auch die Fraktionsvertreter von CDU und „Wir Vier“ betonten, dass die Landesregierung in keiner Weise von der Verantwortung für den Lehrereinsatz entlastet werden sollte. Ohne Resonanz blieb der Appell von Ruth Barthels (SPD). „Wir haben das Geld, um etwas gegen den Unterrichtsausfall zu tun“, so Barthels. Andernfalls bestehe die Gefahr, dass immer mehr Eltern ihre Kinder an Privatschulen schicken. Damit würde das Zwei-Klassen-Bildungssystem zementiert.
Laut Kreiselternsprecher Martin Köhler beträgt die Ausfallquote an den brandenburgischen Schulen derzeit acht bis zehn Prozent, der Krankenstand bei der Lehrerschaft liege ziemlich konstant bei fünf bis sechs Prozent. Das Land plane jedoch nur mit einer Vertretungsreserve von drei Prozent. Aus Sicht der Kreiselternvertretung sei nun vor allem die neue Landesregierung gefordert, diese Vertretungsreserve zu erhöhen.
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