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Stephanie Gräbnitz mit einer alten Karikatur, die vielleicht versteigert wird.

© hkx

Potsdam-Mittelmark: „Keine kalte Bockwurst mehr“

Die Mausediele öffnet mit neuem Namen und neuen Betreibern ihre Türen wieder etwas weiter

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Werder (Havel) - Sie ist über 100 Jahre alt, galt zuletzt als etwas verrucht. Jetzt hat die „Mausediele“ in Werder neue Betreiber: Stephanie Gräbnitz und Maik Geisendorf haben das Lokal am Fuße der Friedrichshöhe in den vergangenen Wochen umfassend saniert und modernisiert. Unter neuem Namen soll das Lokal wieder zum Treffpunkt für alle Werderaner und ihre Gäste werden, sagt Stephanie Gräbnitz, die hier die Geschäfte führt. „Die Türen sollen wieder weit geöffnet sein.“ Der neue Name „Zum Treppchen“ ist ein Hinweis auf die Treppe nebenan, die hinauf zur Friedrichshöhe führt – und dafür, dass es am Standort wieder aufwärts gehen soll. Am Samstag ab 12 Uhr wird die Eröffnung gefeiert.

Maik Geisendorf ist Bauunternmehmer und sorgte dafür, dass die Sanierungskosten nicht ins Uferlose stiegen. Fußböden, Wände, Öfen, Installation – kaum ein Stein blieb auf dem anderen. Das Dach bekam neue Balken und wurde isoliert, die befreundete Firma Nickel verkleidete den neuen Tresen mit Burg- und Sandstein. Alles in allem wurden 15 000 Euro investiert, so Geisendorf. Mit dem Inhaber der Friedrichshöhe, Detlef Haase, sei ein dreijähriger Pachtvertrag mit Option auf Verlängerung geschlossen worden.

Stephanie Gräbnitz und Maik Geisendorf haben eine dreijährige Tochter, leben aber nicht mehr zusammen. Das gemeinsame Projekt zeige, dass bei einer Trennung nicht alle Bänder zerschnitten werden müssten, meint Gräbnitz. Die 33-Jährige ist gelernte Einzelhandelskauffrau und freut sich auf die neue Herausforderung. Viele ihrer Freunde würden im Gastronomiebereich arbeiten und sie beraten. Der 40-jährige Maik Geisendorf als stiller Teilhaber hatte sich schon vor Jahren um einen Pachtvertrag für das hinfällige Lokal bemüht, diesmal erfolgreich.

Die frische Farbe hat dem Standort gut getan, das imitierte Fachwerk und das Schnitzwerk im Giebel kommen wieder zur Geltung. Die Innenräume sind in hellen freundlichen Farben gestrichen. Die beiden Betreiber stellen sich den Charakter eines Bistros vor: „Hier wird keine kalte Bockwurst mehr serviert“, so Stephanie Gräbnitz. Von 8.30 bis 11 Uhr soll es Frühstücksangebote geben, zum Mittag wechselnde Tagesgerichte zu bezahlbaren Preisen. „Ganz neu“ wird ein Salatteller auf der Karte stehen. Als Getränkespezialität wird – nur hier – das neue Werderaner Apfelbier angeboten. 50 Innen- und 20 Terrassenplätze stehen bereit, ein bis zwei Teilzeitkräfte werden eingestellt. Ob man so an alte Erfolge anknüpfen kann?

Kurz nach dem Bau der Friedrichshöhe im Jahre 1895 wurde die Mause- oder auch Mäusediele gebaut, sagt Heimatforscher Baldur Martin. Mit einem dritten Ausschank direkt an der Havel befand sie sich Anfang des 20. Jahrhunderts auf der damaligen Hauptachse des Baumblütenfestes. Eigentümer aller drei Lokale war seinerzeit der Obstzüchter Friedrich Schmahlfeldt. Der alte Name des Lokals rührt tatsächlich daher, dass sich nach der Erbauung im Fußboden des kellerlosen Hauses Mäuse angesiedelt hatten, sagt Martin. Eine alte Karikatur, die jetzt vielleicht versteigert werden soll, erinnert noch daran. Stephanie Gräbnitz versichert: „Wir haben jetzt alle Ritzen und Mäuselöcher geschlossen.“ Henry Klix

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