zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Keine Lust zum Trennen

Teltower und Neuseddiner erzeugen den meisten Restmüll im Landkreis Lorenz: Bürger zahlen doppelt für Grünen Punkt

Stand:

Potsdam-Mittelmark - Die Haushalte in Teltow und in Neuseddin halten den Restmüllrekord im Landkreis. Nirgendwo sonst muss soviel Müll abgefahren werden, wie aus einer aktuellen Studie des Landratsamtes und der Abfallwirtschaft Potsdam-Mittelmark APM hervorgeht. Während die Bewohner des Amtes Ziesar im vorigen Jahr mit durchschnittlich 283 Liter pro Einwohner am wenigsten Müll entsorgten, waren es in Teltow 761 Liter und in Neuseddin sogar 1043. Der Durchschnitt im Landkreis liegt bei 470 Litern - 9 Liter Müll pro Einwohner in der Woche.

„Wir waren selbst von den großen Unterschieden überrascht“, sagte Wolfgang Lorenz vom Landratsamt. Zur Ursachenanalyse wurden die Siedlungsstrukturen im Landkreis verglichen: Jeweils 20 Müllcontainerstandorte wurden für die Erhebung in DDR-Neubaugebieten, Wohnparks, Citybereichen und in Ein- und Zweifamilienhaussiedlungen untersucht. Wie sich zeigte, sind die Restmüllmengen in Neubaugebieten der Kommunen doppelt- bis dreimal so groß wie in den anderen Wohnformen. In Teltower Neubaugebieten betrug der Müllanteil 1166 Liter, in Werder (Havel) lag er noch bei 661.

Die Vermutung, dass „in der Platte“ weniger sorgfältig getrennt wird als anderswo, bestätigte sich bei einem Vor-Ort-Termin in der Hans-Beimler-Straße in Neuseddin: Zwar stehen für die Abfallentsorgung aufgeräumte und eingezäunte Containerstandplätze zur Verfügung. Doch fand sich in den Restmüllcontainern ein sehr hoher Anteil an Grüne-Punkt-Verpackungen und Papier. „Und das, obwohl sich die betreffenden Tonnen auf denselben Standplätzen befinden“, so Lorenz. Er rechnete vor, dass ein Neuseddiner Dreipersonenhaushalt - verglichen mit dem benachbarten Kähnsdorf - 100 Euro mehr pro Jahr für die Müllentsorgung bezahlt. „Der Bürger bezahlt quasi zweimal für das Duale System: Beim Einkauf im Supermarkt und wenn er die Verpackungen in die Restmülltonne wirft.“

Offenbar ist der Sparwille beim Einzelnen nicht groß, wenn die Müllanteile auf einer Betriebskostenabrechnung anonymisiert sind, wie es am Dienstag bei einem Pressegespräch am APM-Standort in Niemegk hieß. APM-Geschäftsführer Thomas Wendenburg berichtete von den Erfahrungen mit der Bewog in Belzig, die in Neubausiedlungen kleine Müllbehälter für die Einzelhaushalte aufstellte. „Hier bezahlt jeder den Abfall, den er produziert. Die vielen Tonnen sehen zwar nicht schön aus, aber der Spareffekt ist gewaltig.“ Erfolge sollen in anderen Kommunen auch in Großwohnanlagen mit „Deckel-in-Deckel“-Containern erzielt worden sein: Die Einwurföffnungen der 1100-Liter-Tonnen wurden verkleinert, das Restmüllaufkommen sank um 20 bis 50 Prozent. Die APM wird deshalb wohl ein „Deckel-in-Deckel“-Pilotprojekt starten.

Einmal mehr zeigte sich in der Studie auch, wie durch die Biotonne in Neubaugebieten gespart werden kann. In Teltow sank der Restmüllanteil in mit Biotonnen ausgestatteten Wohnungsgenossenschaften um 16 Prozent, in Werder sogar um 64, wobei für diesen Fall nur ein Müllcontainerstandort untersucht werden konnte. Besonders gering ist das Restmüllaufkommen in dörflichen Strukturen in der Peripherie des Landkreises. Häufig würden organische Abfälle in den Gärten kompostiert. Aber Mülltrennung und Kompostierung wird auch in Beelitz (390 Liter), Michendorf (432 Liter) und Schwielowsee (488 Liter) groß geschrieben. Henry Klix

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })