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Potsdam-Mittelmark: Keine Ruhe für den Friedhof

Die Idee, das Gelände vom Bezirk Wilmersdorf zu übernehmen, sorgt in Stahnsdorf weiter für Zoff

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Stahnsdorf - Die Diskussion um den Wilmersdorfer Friedhof in Stahnsdorf kommt nicht zur Ruhe. Jetzt hat sich der Verwalter des angrenzenden Südwestkirchhofs, Olaf Ihlefeldt, zu Wort gemeldet. Er kritisiert die Idee der Gemeinde scharf, den Waldfriedhof vom Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf zu übernehmen und künftig kulturell zu nutzen.

Wie berichtet will der Bezirk seine beiden Friedhöfe auf Stahnsdorfer Gebiet noch in diesem Jahr aufgeben. Trotzdem müssen die Gräber noch mindestens 20, in einigen Fällen sogar 30 Jahre ruhen, bevor sie aufgelöst werden dürfen. Der Bezirk überlegt seit Längerem, das Gelände zu verkaufen, weil sich immer weniger Menschen dort beerdigen lassen. „Ich bin erschrocken, dass die Gemeindevertreter überhaupt darüber nachdenken, den Friedhof von Berlin zu übernehmen“, sagte Ihlefeldt den PNN am Dienstag.

Das Gelände kulturell zu nutzen, wie es die kommunale Wohnungsbaugesellschaft Woges zuletzt vorgeschlagen hatte, sei zwar reizvoll, Ihlefeldt hält es aber für nicht umsetzbar. Ein Kulturkonzept, das sich wirtschaftlich selbst trägt, sei auch nach Ablauf der Ruhefristen zum Scheitern verurteilt. Bebaut werden dürfen ehemalige Grabstätten nämlich auch dann nicht: „Letztlich würde das für Stahnsdorf nur Kosten bedeuten.“

Denkbar sei eine Nutzung als Park und Erinnerungsfläche. Ein Garten als eingetragenes Denkmal quasi. „Damit wäre dann auch das Land Brandenburg für den Erhalt mit zuständig“, so Ihlefeldt. Der Verwalter des Südwestkirchhofs glaubt zu wissen, wovon er spricht. Seit Jahren versucht er, auf dem südlich an den Wilmersdorfer Waldfriedhof angrenzenden Kirchhof eine lebendige Friedhofskultur zu etablieren, bietet Führungen zu den Gräbern von Prominenten an, veranstaltet Konzerte in der Stabholzkirche. „Das geschieht aber bei laufendem Betrieb, neben den Ausgaben haben wir immer noch Einnahmen durch Bestattungen“, so Ihlefeldt. Dennoch fielen auch hier jährlich Kosten in Höhe von etwa 500 000 Euro an – für die Sicherung der Wege, die Baumpflege, die Personalkosten. Das wäre auf dem Wilmersdorfer Friedhof nicht anders. „Ob Stahnsdorf sich das mit seinen klammen Kassen zumuten kann, bezweifle ich“, sagt Ihlefeldt.

Auch unter den Gemeindevertretern selbst hatte der Vorschlag der Woges-Geschäftsführerin Anja Zander für Ärger gesorgt. „Die Woges hatte Interesse, das hat sich aber inzwischen zerschlagen“, sagte Karl-Heinz Metzger, Sprecher des Wilmersdorfer Bezirksamtes. Der Grund für den Rückzieher: Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung der Woges haben ihr Veto gegen den Kauf eingelegt. „Die Woges hat die vorrangige Aufgabe, sich um eine sozial verträgliche Wohnungsversorgung zu kümmern, das Gelände ist zudem denkmalgeschützt“, argumentierte auch Sozialausschussvorsitzende Regina Schwarz (Bürger für Bürger).

Kurz darauf war eine außerordentliche und nicht-öffentliche Sitzung der Gemeindevertreter einberufen worden. Einziger Tagesordnungspunkt: Zanders Abberufung. „Mit ihrem Vorschlag zum Friedhofskauf hatte das aber nichts zu tun“, sagte Bürgermeister Bernd Albers auf PNN-Anfrage. Zu der Sitzung kam es dann ohnehin nicht: Die CDU hatte im Vorfeld kommunalrechtliche Bedenken wegen der zu kurzen Ladungsfrist angemeldet, überdies waren die Gemeindevertreter mit nur drei Anwesenden nicht beschlussfähig.

Der CDU-Ortsvereinsvorsitzende Daniel Mühlner hat die Debatte um Friedhof und Woges zum Anlass genommen, um einer Forderung der Kommunalaufsicht erneut Nachdruck zu verleihen: Demnach soll Albers den Aufsichtsrat der Woges umbilden, um alle Fraktionen der Gemeindevertretung daran zu beteiligen.

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