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Potsdam-Mittelmark: Keine Spur von wildgewordenem Wildschwein
Verletzte Kleinmachnowerin leidet noch an den Folgen der Attacke / Lage im Ort weiter ruhig
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Kleinmachnow - Der Übeltäter ist weiterhin auf freiem Fuß: „Vermutlich treibt es sich in den Maismonokulturen rund um Kleinmachnow herum“, sagte Jagdpächter Peter Braun den PNN. Die Rede ist von dem Wildschwein, das am 7. Juli die Kleinmachnowerin Claudia Membrez an der Bushaltestelle Klausnerstraße umgerissen und dabei verletzt hat.
Bis heute ist die 41-jährige Membrez krankgeschrieben. Sie hatte bei dem Zusammenstoß mit dem Keiler schwere Hämatome am linken Bein sowie Prellungen an Kopf und Rücken erlitten und wurde im Berliner Behring-Krankenhaus an der Wade operiert. „Gestern war ich zu einer letzten Untersuchung dort, erst langsam heilt die Verletzung an der Wade ab“, so Membrez. Anfangs hatte sie die Verletzung am Kopf für schwerwiegender gehalten, nun ist es vor allem das Bein, das Probleme macht. Ängstlicher, sagt sie, sei sie durch den Vorfall nicht geworden.
Sie habe vor den Schwarzkitteln immer Respekt gehabt. Vorsicht hätte in diesem Fall aber gar nichts genützt, das Tier rannte sie just in dem Moment um, als sie aus dem Bus stieg. Sie wollte ihre sechsjährige Tochter aus der Kita „Pittiplatsch“ abholen. Für Claudia Membrez ist klar, dass deutlich Schlimmeres passiert wäre, wenn der Keiler auf ein kleines Kind getroffen wäre.“ Bei aller Vorsicht gegenüber den Schwarzkitteln habe sie niemals mit so etwas gerechnet. „Es war ein blöder Zufall“, ist sie überzeugt und glaubt deshalb auch nicht, dass etwas Ähnliches noch einmal passiert.
Das bestätigt auch Jagdpächter Braun: Es sei sehr ungewöhnlich, dass sich ein Wildschwein auf Menschen zubewege. Das geschehe eigentlich nur, wenn das Tier sich in die Enge getrieben fühle oder Nachwuchs bei sich habe, so Braun. Er vermutet deshalb, dass der wildgewordene Keiler von einem Grundstück verjagt und auf der Flucht gewesen sei. Trotz verstärkter Kontrollen der Jagdpächter rund um die Klausnerstraße sei das Tier nicht wieder gesichtet worden, berichtet Braun. In den vergangenen Jahren hatte in Stahnsdorf und Kleinmachnow eine regelrechte Wildschweinplage geherrscht. Immer wieder trieben Schwarzkittel ihr Unwesen, durchwühlten Gärten, belagerten Sportplätze und verwüsteten mehr als einmal auch den Stahnsdorfer Südwestkirchhof. Menschen waren aber bislang nicht zu Schaden gekommen. „Wir halten das für einen absoluten Einzelfall“, sagt auch Rathaussprecherin Martina Bellack. Denn eigentlich sei die Lage an der Wildschweinfront seit April sehr ruhig.
„Wir führen das unter anderem auf den massiven Jagddruck in den Ortslagen zurück“, so Peter Braun, der die Pacht vor gut einem Jahr gemeinsam mit Peter Hemmerden übernommen hat. Insgesamt 140 Wildschweine haben die Jagdpächter und ihre Helfer im letzten Jagdjahr allein in den beiden Ortslagen Kleinmachnow und Stahnsdorf erlegt, das sind etwa doppelt so viel wie in den Jahren zuvor.
In Stahnsdorf stellt sich bei so viel Jagderfolg allerdings noch immer die Frage: „Wohin mit dem Fleisch?“ Denn anders als in Kleinmachnow hatten sich die Gemeindevertreter dort gegen die finanzielle Beteiligung von 2 500 Euro an einer Kühltruhe entschieden. Zudem ist die Jagd auf die Wildschweine nicht überall erlaubt, für die Ortslagen benötigen Braun und Hemmerden eine Sondergenehmigung. Nach Beobachtungen von Claudia Membrez wird diese auch in Zukunft nötig sein: „Es kommt immer noch relativ häufig vor, dass man Wildschweine in der Ortslage sieht.“
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