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Potsdam-Mittelmark: Keiner will das Ufergrundstück

Eine zwei Hektar große Brache am Glindowsee wartet auf einen Investor: Glindows Ortsvorsteher Sigmar Wilhelm kann nicht verstehen, „dass ein solches Filetgrundstück 20 Jahre nach der Wende immer noch brach liegt".

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Werder (Havel) - Glindows Ortsvorsteher Sigmar Wilhelm (Freie Bürger) kann es nicht verstehen: „Dass ein solches Filetgrundstück 20 Jahre nach der Wende immer noch brach liegt, will mir nicht in den Kopf.“ Wilhelm steht in einer zugewucherten Einöde direkt am Glindowsee, zwei Hektar groß mit verwildertem Hafen, in nächster Nachbarschaft zum Ortszentrum, zu Einkaufsmöglichkeiten, Bushaltestelle, Arzt, Schule, Kitas, Restaurants

Das ungenutzte Grundstück, auf dem zu DDR-Zeiten die „Zivilverteidigung“ trainierte, gehört größtenteils dem Landkreis Potsdam-Mittelmark. Die Nachbarfläche, fast vier Hektar groß, wird derweil gewerblich genutzt: Sie gehört der Hako Werke GmbH, einem der weltweit führenden Unternehmen zur Herstellung von Reinigungsmaschinen aus Bad Oldesloe (Schleswig-Holstein), die in Glindow eine Niederlassung unterhält. Ein Maschinenbauunternehmen auf einem Seegrundstück, mitten im Ort? Nebenan eine Brache? Das war einmal anders gedacht.

Wilhelm erinnert an einen Bebauungsplan aus dem Jahr 2004: Damals wurden die Weichen dafür gestellt, dass zwischen Kirche und Sportplatz, Landesstraße und Seeufer ein Eigenheimquartier mit 70 Wohneinheiten, ein Seniorenheim mit 64 Pflegeplätzen und betreutem Wohnen, ein kleines Hotel und ein Fitnesscenter gebaut werden können. Gemeindeeigene Flächen, auf denen sich ein Wohnblock und eine Kita befinden, sollten einbezogen werden, vor allem die Kita endlich eine vernünftige Erschließung bekommen. Ein guter Plan für einen Ort im Speckgürtel, doch ein Investor hat sich nie gefunden. Wilhelm kann nicht recht glauben, dass ernsthaft gesucht wurde.

Inzwischen ist die Situation vertrackt: Die damaligen Pläne der Firma Hako, sich auf einem anderen Gewerbegrundstück in der Region zu vergrößern, sind nach Kenntnis des Ortsvorstehers und des Landratsamtes nicht mehr aktuell. Das Unternehmen selbst gibt keine Auskunft: Eine schriftliche Presseanfrage vom 3. November wurde trotz mehrerer Nachfragen nicht beantwortet.

Bleibt der andere Grundstücksteil, die zwei Hektar des Landkreises. Ein Zipfel mittendrin gehört der Gesundheitszentrum-Verwaltungsgesellschaft mbH GZG, einer einst maroden Kreisgesellschaft, die kurz vor dem Wirksamwerden des Bebauungsplanes vor sieben Jahren an das Evangelische Diakonissenhaus Berlin-Teltow-Lehnin verkauft wurde. Pech für Glindow: Das Kreisgrundstück ist damit schwerer zu veräußern.

Im vergangenen Jahr hat es das Landratsamt zuletzt versucht. Zum Verkehrswert von 400 000 Euro sollte das unerschlossene Areal den Eigentümer wechseln. „Anfragen gab es reichlich, abgegeben wurde letztendlich nur ein Gebot, das erheblich unter dem Verkehrswert lag“, so die Sprecherin des Landratsamtes, Andrea Metzler, gegenüber den PNN. Ohnehin lässt sich der alte Bebauungsplan für eine fächerförmig erschlossene Siedlung am Wasser nicht mehr umsetzen, wenn Hako nicht mitspielt und nur ein Teil des Plangebiets verfügbar ist. „Änderungen sind erforderlich und nach Auskunft der Stadt Werder auch möglich“, so Metzler.

Derzeit prüfe die Diakonie eine gemeinsame Entwicklung der Flächen von GZG und Landkreis. Dazu will man sich am heutigen Dienstag beraten. Die Diakonie erklärte gestern allerdings auf Anfrage, nur am Bau einer Pflegeeinrichtung interessiert zu sein. Die gesamten zwei Hektar seien dafür zu groß, wie Diakonie-Sprecher Alexander Schulz einräumte. Mit der „agecare consult GmbH“ aus Bonn ist noch ein zweiter Interessent für den Bau einer Altenpflegeeinrichtung im Boot.

Ortsvorsteher Wilhelm könnte sich ein Seniorenheim gut vorstellen, darüber hinaus könnte Glindow inzwischen eher kleine Wohnungen für die jüngere und die ältere Generation benötigen. „Vor allem“, so Wilhelm, „würde ich gern sehen, dass sich etwas tut, bevor der Naturschutz kommt und gar nichts mehr geht.“

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