Potsdam-Mittelmark: „Killerspiele“ im Jugendklub
Nachfrage zu Paintball-Ausflug in Schwielowsee
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Schwielowsee - Eine Zukunftswerkstatt wurde veranstaltet, man nahm an der 48-Stunden-Aktion der Landjugend teil. Es wurden Spendenbriefe für eine Skateranlage geschrieben und eine Schülerbefragung gab es auch. Die Bilanz der Jugendkoordinatorin von Schwielowsee, Petra Borowski, kann sich sehen lassen. Als sie in der jüngsten Sozialausschusssitzung allerdings auch von einem Ausflug zur Paintball-Arena in Schönwalde erzählte, gab es Stirnrunzeln.
Der Caputher Pfarrer Hans-Georg Baaske, der sich derzeit bemüht, eine Wertediskussion unter Jugendlichen in der Gemeinde anzustoßen, fragte nach, ob wirklich jene Freizeitbetätigung gemeint ist, bei der sich gegnerische Mannschaften aus Luftdruckpistolen mit Farbmunition beschießen? Paintball ist in Deutschland umstritten, mancher rechnet mit einem Verbot. Es darf nur auf umzäunten Anlagen von über 18-Jährigen gespielt werden, die Spielgeräte fallen unter das Waffengesetz. Wegen der Verletzungsgefahr tragen die Spieler Helme und eine martialische Schutzkleidung, manchmal auch Tarnanzüge darüber.
Als sich vor einem Jahr im benachbarten Glindow ein interessierter Investor für eine Paintballanlage gemeldet hatte, gab es Ablehnung für diese Art von „Killerspielen“ im Ort, der Investor zog wieder vondannen. Es mache keinen Sinn, unter den Kindern und Jugendlichen gegen Gewalt und Fremdenfeindlichkeit zu kämpfen, um dann eine Paintballanlage zu genehmigen, wie es damals hieß. Sieht man das in Schwielowsee anders?
Jugendkoordinatorin Borowski erklärte, wie es zu dem Ausflug gekommen war: Jugendliche aus zwei Jugendklubs hätten sie unabhängig voneinander darauf angesprochen, wo man Paintball spielen kann. Sie erkundigte sich, daraufhin wurde die Fahrt organisiert. Für Pfarrer Baaske ist die Abfolge nicht nachvollziehbar: „Das Jugendliche so was gern machen, weiß ich auch“, erklärte er. „Aber ist es Aufgabe der Jugendsozialarbeit, einen solchen Wunsch zu fördern?“
Sozialausschussvorsitzender Thomas Hartmann (SPD) sprach sich für eine „vielschichtige Betrachtung“ aus: Die Einen würden von Ausübung von Gewalt sprechen, die anderen von Aggressionsabbau und Spaß. Die Perspektive von Pfarrer Baaske ist indes auch durch die Schändung seiner Caputher Kirche im Oktober durch Jugendliche geprägt. Die sechs Täter, die in dem Stülerbau gewütet hatten, kannten nicht einmal die Bedeutung eines Kirchengebäudes.
Versuche, eine Wertediskussion in der Kommune anzuschieben, seien bislang nicht über die Kirche hinausgegangen, monierte Baaske. Hier sah dann auch Thomas Hartmann Handlungsbedarf: Der Sozialausschuss will ein Kolloquium organisieren, bei dem man nach Wegen suchen will, wie im praktische Alltag menschliche Werte an Jugendliche vermittelt werden können. Paintball gehört womöglich nicht dazu. Henry Klix
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