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KulTOUR: Kinder des Winds

Ausstellung im Garten der wieder eröffneten Galerie Pro Arte in Caputh

Stand:

Schwielowsee · Caputh - Am Caputher Gemünd, unter einem gewaltigen Strommast, darauf Krähen sich tummeln, liegt der Garten der wiedereröffneten Kunstgalerie Pro Arte. In seiner Mitte ein Nussbaum, am Rande zwei Fichten, Obstgehölze inmitten auf gut geschnittenem Rasen. Wie verstreut ist überall Kunstwerk zu sehen, aus Stahl und aus Stein, das sind die „Kinder des Windes“, wie der Kunstschmied und Bildhauer Arne Prohn sie schuf.

Obwohl so dicht am Wasser gelegen, musste die Galeristin Siegrid Müller-Holtz den Nordfriesen erst überreden, in diesem idealen Ambiente Windspiele, Freilichtobjekte und Skulpturen aus geschmiedetem Stahl auf- und auszustellen. Bereut hat er“s nicht, im Gegenteil, und so frisch wehte die Luft zur Eröffnung gegen „Tänzerin“ und „Mondschiffe“, gegen die „Schlauen Vögel“ und den vorsichtshalber angeketteten „Schwimmer“, bis sie taten, was Prohn von ihnen erwartet: Sie drehten oder schaukelten sich unhörbar leise im Winde, als ob das Leben in ihnen wäre. Im Nussbaum schnappte das Maul eines riesigen Fisches nach einem Schwarm – herrlich, man weiß, dass er stets hungrig bleiben wird. Der „Große Brachvogel“ vom Wattenstrand mit seinem lang gezogenen Schnabel zeigt seine Grazie, auch die rotbesegelte „Gondel“ schwingt ihre Pendelkraft aus.

Man geht, und staunt, und freut sich, denn mit seiner Kunst hat Prohn den Wind („mein Steckenpferd“) höchstpersönlich sichtbar gemacht. Zugleich ein Lehrstück in Sachen Natur, erklärte er an zwei Objekten, wie er vorgeht: Am Anfang sind Skizzen und Arbeitsmodell, beim Original sucht er dann zuerst den Schwer- oder Hängepunkt der Gesamtkonstruktion, Hebelarm und Gewicht. Von hier aus entsteht dann das Werk, denn der Stein hat Einfluss auf alle weiteren Teile. Die erkennbare „Schwerelosigkeit“ der Objekte hängt also vom „kleinsten Gewicht“ ab, dem Stein. Ein klarer Fall für die Bionik, so es sie heute noch gibt.

Der gemeinsame Nenner all dieser originellen und lustigen Objekte heißt Spiel, ihre Sprache ist die der Poetik. So findet man neben dem doppelt geflügelten Engel, der einiges kann, einen Seiltänzer, den etwas gravitationsbehafteten „Roten Vogel“, einen aus Schrott-Teilen erstandenen „Langhaarigen“. Von diesen titelgebenden Worten her gewinnt man Einsicht und Vergnügen am Werk Arne Prohns, an seinem Spiel mit den „Wind-Balancen“ großer und kleiner Objekte. Präsentiert werden sie vom Kulturforum Schwielowsee.

Auch Bürgermeisterin Hoppe war von dieser Ausstellung angetan, als gelernte Statikerin weiß sie die Kunst des Friesen besonders zu schätzen. Sie freute sich, weil zwei der Objekte bereits zur Vernissage verkauft werden konnten und trotzdem in Caputh verbleiben werden. Die schlauen Vögel wiegten sich also mit ihren roten Schnäbeln im Wind hin und her, der „Akrobat“ drehte sich um die eigene Achse, auch die beiden „Mondschiffe“ fanden zum Rhythmus. Nur die zwei Gruppen von jeweils fünf stilisierten Stierköpfen nicht, sie waren marginal in die Beete am Rande des Grundstücks gespießt.

Arne Prohn achtet darauf, dass die Oberflächen seiner Objekte „natürlich“ bleiben, der Rost dürfe gern nach ihnen greifen, er zeige sich je nach Lichtqualität in immer neuen Farben. Das gehört dazu, wenn man zur Uferpromenade wandert, von wo aus Pro Arte gleichfalls erreichbar ist. Ein guter Start für das noch nicht ganz fertige Haus, eine neue Erfahrung für Prohn, ein Staunen allen Besuchern!

Sonnabend und Sonntag 12 bis 17 Uhr

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