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Potsdam-Mittelmark: Kinderdorf Töplitz wird verkauft
Ära als Ferienlager geht zu Ende / Zukunft der Immobilie ist völlig offen / Töplitz hofft auf Nachnutzung
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Werder (Havel) - Das Endes des Kinderdorfes Töplitz scheint besiegelt. Der Bildungsausschusss des Kreistages hat am Dienstagabend einstimmig empfohlen, Grundstück und Gebäude zu verkaufen. Es gab lediglich drei Enthaltungen. Wie berichtet, hatte der bisherige Betreiber, die Kinder-, Jugend, Begegnungs- und Freizeitzentrum Töplitz gGmbH (KJBF), zum 25. April gekündigt. Ein letzter Versuch des Bildungsausschusses, die KJBF noch einmal umzustimmen, war Mitte Februar gescheitert.
Beide Träger des KJBF, der Verein Lebenshilfe und die AWO, hatten erklärt, dass sie aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr in der Lage seien, das Kinderdorf weiterzuführen. Etwa eine Million Euro müsse investiert werden, um die Einrichtung attraktiver zu machen und auf den Stand der Zeit zu bringen, hieß es nun in der Sitzung des Bildungsausschusses am Dienstagabend: Eine Summe, die auch vom Landkreis nicht zu stemmen sei. Deshalb empfahl die Verwaltung den Verkauf. Die endgültige Entscheidung trifft zwar erst der Kreistag am 29. April, doch ist zu erwarten, dass er sich diesem Votum anschließt.
Damit ist völlig offen, ob und wie das einstige Kinderdorf künftig genutzt wird. Ein Vorschlag von Kathrin Menz (Linke), bei mehreren Kaufinteressenten einen sozialen oder kommunalen Träger zu bevorzugen, fand keine Mehrheit im Ausschuss. Wenn das Grundstück offen ausgeschrieben werde, könne nur das Maximalangebot zählen, sagte der zuständige Fachbereichsleiter des Landratsamtes, Thomas Schulz. Angesichts der angespannten finanziellen Situation des Landkreises bleibe jedoch nur eine offene Ausschreibung, um einen breiten Interessentenkreis zu erreichen, sagte Angelika Enke (SPD). Unterstützung erhielt sie vom Ausschussvorsitzenden Baldur Martin (FBB). Er dämpfte auch die Hoffnung, dass die Stadt Werder (Havel) das Objekt übernehmen könnte. Erst kürzlich hatte die Stadtverwaltung einen Vorschlag abgelehnt, die Immobilie zumindest als vorübergehendes Ausweichquartier während der Zeit eines geplanten Kita-Neubaus im Jahr 2011 zu nutzen. Das Kinderdorf würde keine Zulassung für einen Kita-Betrieb erhalten hieß es.
Das Hauptgebäude des Kinderdorfes war in den 1930er Jahren als Industriellen-Villa errichtet worden. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde es als Ferienlager oder für Klassenfahrten genutzt. Die KJBF hatte es vor sechs Jahren aus den Händen des Landkreises übernommen und unter anderem in den Brandschutz investieren müssen. Aufgrund rückläufiger Besucherzahlen würden sich weitere dringende Investitionen jedoch nicht mehr rechtfertigen lassen, hieß es zuletzt seitens der Träger.
In Töplitz hofft man nun, dass sich schnell ein Käufer findet, der das Anwesen auch nutzt. „Leer stehende Immoblien sind anfällig für Vandalismus“, sagte Ortsvorsteher Frank Ringel auf PNN-Anfrage. Der Ortsbeirat hatte Vorschläge für eine Nutzung durch die Stadt unterbreitet, zum Beispiel als Kita oder als Gästehaus für Vereine, die Werder besuchen. „Das würde die Stadtkasse überfordern“, räumte Ringel nun ein. Als „Wohnhaus im Grünen“ wäre die Villa nach einem Umbau jedoch sehr attraktiv, warb Frank Ringel. Thomas Lähns /Hagen Ludwig
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