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Auf historischem Terrain. Direkt am Zehlendorfer Damm neben der alten Dorfkirche soll der Neubau der Evangelischen Gemeinde Kleinmachnow entstehen.

© Manfred Thomas

Evangelische Gemeinde: Kirche soll ins Alte Dorf

Der Streit tobt in Kleinmachnow schon seit Monaten. Jetzt hat ein richtungsweisender Beschluss für Neubaupläne der evangelischen Gemeinde erneut eine heftige Debatte ausgelöst.

Stand:

Kleinmachnow - In Kleinmachnow ist eine wichtige Weiche für den Neubau einer Kirche im Alten Dorf gestellt worden. Mit 14 zu 11 Stimmen votierten die Gemeindevertreter am Donnerstagabend für die öffentliche Auslegung eines entsprechenden Bebauungsplanentwurfs. Jetzt folgt eine Phase der Bürgerbeteiligung, zudem müssen die Stellungnahmen der betroffenen Behörden eingeholt werden. Nach dem Abwägen der Anregungen und Bedenken wird dann endgültig über den Bebauungsplan beschlossen.

Der Abstimmung der Gemeindevertreter war wie erwartet noch einmal eine heftige Diskussion zwischen Befürwortern und Gegnern des Bauvorhabens vorausgegangen. Viele Mitglieder der evangelischen Gemeinde waren ins Rathaus gekommen – zur Einstimmung sang im Treppenhaus der Kirchenchor. Mitstreiter des Vereins Landschaftsschutzgebiet Buschgraben/Bäketal warben indes für einen Verzicht auf das Bauvorhaben in unmittelbarer Nachbarschaft der 400 Jahre alten Dorfkirche. Denkmal- und Landschaftsschutz würden dagegensprechen, so Christine Arndt vom Vorstand des Vereins, die auf Antrag der Grünen für die Sitzung Rederecht bekommen hatte.

Wie berichtet sucht die Kleinmachnower Kirchengemeinde seit zehn Jahren nach einer Lösung für einen Neubau. Der Platz im derzeitigen Gemeindezentrum im Jägerstieg ist beengt, die Mitgliederzahl ist von einst 1000 nach dem Krieg auf heute 5500 angewachsen. Ein Viertel der Kleinmachnower gehört der Kirchengemeinde an. Geplant ist im Alten Dorf direkt am Zehlendorfer Damm ein 37 Meter langer zweistöckiger Neubau mit einem Saal für 330 Gäste. Dort befand sich früher der Gutshof, der 1945 bei einem Bombenangriff zerstört wurde. Alle oberirdischen Reste wurden in den 1950er Jahren abgeräumt und die Fundamente zugeschüttet. Nach Fertigstellung des Neubaus soll das alte Gemeindezentrum am Jägerstieg leergezogen, die Gebäude verkauft werden. Für den Neubau gibt es bereits mehrere Ideen von Architekten, die von einem Haus mit gothischem Spitzbogendach bis zu einem Kuppelbau mit fünfeckigem Saal reichen.

Dass die Kirchengemeinde dringend einen Neubau benötigt, ist auch unter den Gemeindevertretern Konsens, uneins ist man jedoch über den Standort. Der Riss geht quer durch die Fraktionen – einzig die CDU votierte am Donnerstagabend geschlossen für die Auslegung des Bebauungsplans.

Für Bürgermeister Michael Grubert (SPD) steht fest, dass der Kirchenneubau in das Alte Dorf gehört. „Ich kann mir vorstellen, dass dort etwas entsteht, das von den Menschen angenommen wird und sich mit dem Landschaftschutz verträgt“, sagte er. Die ersten Ideen der Architekten könnten sich sehen lassen. Grubert verwies darauf, dass der jetzt vorgesehene Standort den Vorgaben des Umweltministeriums entspreche und eine Ausgliederung aus dem Landschaftsschutzgebiet Parforceheide bereits in Aussicht gestellt wurde. Auch die Denkmalbehörden würden dem Projekt aufgeschlossen gegenüberstehen. So argumentierte auch Ludwig Burkardt (CDU). „Jeder, der heute ein Dach über dem Kopf hat, wohnt dort, wo einmal Natur war.“ Das sollte man auch der Kirchengemeinde zugestehen, so Burkardt. Laut Angelika Scheib (CDU) könnte das Landschaftsschutzgebiet zum Machnower See hin sogar besser zur Geltung kommen, wenn direkt am Zehlendorfer Damm der Kirchenneubau als Abschirmung entsteht. Frank Musiol (WIR) erklärte, die Auslegung des Bebauungsplan sei notwendig, um die Meinung der breiten Öffentlichkeit zum Neubauvorhaben zu erfahren. „Wie ich bei der endgültigen Beschlussfassung abstimme, weiß ich noch nicht“, so Musiol.

Für Grünen-Fraktionschefin Barbara Sahlmann ist der geplante Neubau im Landschaftsschutzgebiet indes ein Frevel an der Natur. Ihre Fraktionskollegin Andrea Schwarzkopf warb deshalb noch einmal für die Alternative, das jetzige Gemeindezentrum im Jägerstieg zu erweitern. Dazu könnte das bisherige Bauhof-Gelände im Bannwald genutzt werden. Wie berichtet wollen Teltow und Kleinmachnow einen gemeinsamen Bauhof möglicherweise auch mit Stahnsdorf gründen – ein Umzug an einen anderen Standort ist anvisiert. „Die Kirche würde dann im Herzen der Gemeinde bleiben“, so Schwarzkopf.

Ebenso wie die Bündnisgrünen kritisierte Bauausschussvorsitzender Jens Klocksin (SPD) scharf, dass mit dem neuen Bebauungsplanentwurf die Fundamente und Keller des einstigen Gutshofes zur Tiefenenttrümmerung freigegeben würden und die Kubatur des historischen Ensembles damit endgültig verlorengehe. „Das ist kultureller Frevel“, so Klocksin.

Bauchschmerzen bereitet vielen Gemeindevertretern die Verkehrsanbindung des knapp zwei Kilometer vom Ortszentrum entfernten neuen Kirchenstandortes. Wie berichtet sind dort bisher nur 22 Parkplätze vorgesehen. Gemeindevertreter Roland Templin (BiK) bezeichnete das als lebensfremd angesichts von über 300 zu erwartenden Gästen.

„Es gibt sicher einige Dinge, die wir uns noch einmal genau anschauen müssen“, räumte Pfarrerin Elke Rosenthal am Freitag ein. Insgesamt zeigte sie sich jedoch erleichtert nach der Abstimmung. „Ich hoffe, dass wir nun bald Planungssicherheit bekommen.“ Dann soll auch ein Architektenwettbewerb ausgelobt werden.

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