Potsdam-Mittelmark: Kirschernte ins Wasser gefallen Bis zu 80 Prozent der Früchte sind geplatzt
Werder (Havel) - Der Regen der vergangenen Tage hat die Werderaner Kirschbauern hart getroffen. War noch am Dienstag bei der Ernteeröffnung von einer guten Saison die Rede, sind durch die Feuchtigkeit bis zum Donnerstag bis zu 80 Prozent der erntereifen Früchte geplatzt.
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Werder (Havel) - Der Regen der vergangenen Tage hat die Werderaner Kirschbauern hart getroffen. War noch am Dienstag bei der Ernteeröffnung von einer guten Saison die Rede, sind durch die Feuchtigkeit bis zum Donnerstag bis zu 80 Prozent der erntereifen Früchte geplatzt. „Die Regenmenge von bis zu 30 Litern pro Quadratmeter war noch nicht das Problem, aber die Feuchtigkeit blieb zu lange auf den Bäumen “, sagte Obstbauer Stefan Lindicke am gestrigen Freitag gegenüber den PNN. Dem Geschäftsführer des Werderaner Obst- und Gartenbauverbandes zufolge würden die Süßkirschen so lange Wasser aufnehmen, bis sie platzen. An den Rissen könne sich dann Schimmel bilden. Zwar gebe es noch Kirschen im Direktverkauf, Großhändler werden Lindicke zufolge aber kaum noch beliefert werden. Deren Preise würden den Ernteaufwand kaum abdecken.
Verbraucher werden für ein Kilogramm Kirschen am Stand und auf den Höfen nun wohl sechs statt fünf Euro bezahlen müssen. „Das Geschäft mit den Kirschen hat sich in diesem Jahr erledigt“, so Lindicke. Den genauen Schaden kann er noch nicht beziffern. Der Ernteaufwand sei nun aber extrem gestiegen. Denn auch die geplatzten Kirschen müssen geerntet werden, damit sie nicht am Baum anfangen zu faulen und so der Baum im nächsten Jahr vorbelastet sei.
Anfangen kann man mit den geplatzten Früchten kaum etwas: Verkauft werden können sie nicht mehr, auch sei die Süßkirsche keine Frucht, die stark verarbeitet werde. Selbst für die Marmeladenproduktion würden die Hersteller nur einwandfreie Kirschen aufkaufen.
Ein großer Wehrmutstropfen: Besonders anfällig für den Regen sind Lindicke zufolge die neuen Kirschsorten, die Handel und Verbraucher fordern. Sie sind größer und knackiger als die älteren weichen Früchte, eine einzelne kann es auf ein Gewicht von 14 Gramm bringen. Doch ihre Haut ist dünner, so platzt sie schneller auf.
Auf regionale Kirschen verzichten müssen die Kunden jedoch nicht. Lindicke schätzt, dass die roten Früchte noch mindestens zwei Wochen lang angeboten werden können. „Manche Sorten, die etwas später reifen, sind noch nicht so stark betroffen“, sagt Lindicke. Auch die Sauerkirschen seien noch kaum geplatzt. Wichtig sei jetzt, wie das Wetter am Wochenende wird. Am Sonntag soll es laut Vorhersage den ganzen Tag leichten Regen geben, bis Dienstag seien immer wieder Schauer möglich. Das könnte auch den Rest der Ernte platzen lassen.
In Werder und Umgebung werden auf etwa 240 Hektar Fläche Süßkirschen angebaut. Zu DDR-Zeiten war die Fläche noch dreimal so groß. Begonnen wurde der Kirschanbau in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Während einer Kälteperiode fingen Bauern an, den verbreiteten Weinanbau einzustellen und stattdessen Kirschbäume zu pflanzen, die mit dem veränderten Klima besser zurechtkamen. Nach dem Mauerfall wurde die Ernte vielerorts aber eingestellt. Enrico Bellin
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