
© lfl bayern
Obstanbau in Potsdam-Mittelmark: Kirschkerngroße Hagelkörner
Unwetterschäden begünstigen die Ausbreitung des Feuerbrands in den Obstplantagen. Der Hagel traf besonders Klaistow.
Stand:
Werder (Havel) / Beelitz - Das Unwetter am Montagabend hat in einigen Obstplantagen rund um Werder erhebliche Schäden angerichtet. Obstbaumeister Manfred Seidel, der in der Region auch als Gutachter für Hagelschäden bekannt ist, sprach gestern von „kirschkerngroßen Hagelkörnern“. Die größten Schäden wurden gestern bei Obstkulturen vom Spargelhof Buschmann & Winkelmann in Klaistow gemeldet: Dort müsse mit Einbußen bei der Blaubeer- und Erdbeerernte gerechnet werden, so Seidel. Viele Früchte seien angeschlagen. „Es sind aber immer reichlich für die Selbstpflücker da“, betonte er.
Die Anbauflächen seien sehr unterschiedlich betroffen gewesen. Das Unwetter hat am schlimmsten zwischen Caputh, Ferch, Glindow-Elisabethhöhe und Klaistow gewütet, sagte Seidel. Von einer Schneise könne man aber nicht sprechen. „Es gab auch in diesem Bereich einzelne Punkte, wo es gar keinen Hagel gegeben hat.“ Auch das Stadtgebiet von Werder sei unterschiedlich betroffen gewesen. Die Glindower Platte sei weitgehend verschont geblieben, auch in Richtung Groß Kreutz hatten die Obstbauern nochmal Glück. „Eine Bilanz können die Obstbauern ohnehin immer erst ziehen, wenn das Geld in der Tasche ist“, so Seidel gegenüber den PNN.
So richtig ließen sich die Hagelschäden erst in einigen Tagen oder sogar noch später analysieren, sagte Obstanbauberater Manfred Lindicke. „Dass zum Beispiel die Äpfel vom Hagel Beulen bekommen haben, kann man manchmal erst bei der Ernte erkennen.“ Auch Lindicke sprach von „punktuellen Schäden“. Er fürchtet nun vor allem, dass das Ausbreiten des Feuerbrandes begünstigt werden könnte.
Erstmals seit Jahren leiden Kernobstbaumanlagen im Land wieder unter dem Feuerbrand-Erreger, wie das brandenburgische Agrarministerium gestern mitteilte. Durch den Hagel geschlagene Wunden begünstigen ein Eintreten der Bakterien. Betroffen sind bis jetzt vor allem Obstanlagen im Osten des Landes, vor allem in Frankfurt (Oder). „Aber auch an Gehölzproben aus anderen Regionen des Landes wurden erste positive Befunde ermittelt“, so Ministeriumssprecher Jens-Uwe Schade, auch im Raum Werder. Aufgrund der schwülwarmen Witterung herrschen günstige Bedingungen für die Verbreitung des Bakterienschleims.
Typische Befallssymptome seien Blattaufhellungen, später Bräunungen entlang der Blattmittelrippe, Verfärbungen an Triebspitzen und Früchten. Bei hoher Luftfeuchte kann an Früchten, Trieben und Blättern der beigefarbene Bakterienschleim austreten.
Neben den Erwerbsobstanlagen sind auch Hausgärten, insbesondere Apfel, Birne, Quitte und verschiedene Ziergehölze gefährdet, so Schade. Als eine der Hauptwirtspflanzen gilt der Weißdorn. Infiziert werden können aber auch Gehölz-Arten wie Zwergmispel, Rotdorn, Feuerdorn, Eberesche, Mehlbeere und Felsenbirne. Um eine Ausbreitung einzudämmen, sollte geschädigtes Material möglichst weit zurückgeschnitten und vernichtet werden, empfiehlt das Ministerium. „Besondere Aufmerksamkeit für diese meldepflichtige Pflanzenkrankheit gilt vor allem dem Umfeld von Kernobstanlagen und Baumschulflächen“, so Schade.Henry Klix
Anfragen zu dem Thema beantwortet der Pflanzenschutzdienst in Zossen telefonisch unter (0335) 560 2102.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: