Potsdam-Mittelmark: Kisos Revier
Wie Berlin Aufgaben auf märkischem Hoheitsgebiet wahrnimmt, zeigt sich in der Försterei Dreilinden
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Wie Berlin Aufgaben auf märkischem Hoheitsgebiet wahrnimmt, zeigt sich in der Försterei Dreilinden Von Georg Jopke Kleinmachnow. Die Anschrift klingt ganz und gar nach Kleinmachnow: Revierförsterei Dreilinden, Stahnsdorfer Damm Nummer 3. Der bescheidene Wirtschaftshof liegt jedoch jenseits der Kleinmachnowet Orts- und märkischer Landesgrenze. Sie befindet sich nahe dem Berliner Bahnhof Wannsee und noch näher am Bahndamm, von dem das Rauschen vor allem der S-Bahnzüge für alltägliche Begleitmusik sorgt. Die Revierförsterei Dreilinden gehört zum Forstamt Berlin und ist für 1100 Hektar Waldfläche südlich der Königsstraße, für die Waldflächen bei Steinstücken und für Gebiete in der Parforceheide zuständig, also für Berliner Forsten. Aber auch für stattliche Waldgebiete im märkischen Nachbarland, ganz besonders im rund 1750 Hektar großen Forstrevier Güterfelde. Was sich aus den Eigentumsverhältnissen in der Flur im Großraum Teltow ergibt. Den Berliner Stadtgütern, die auf den weiten Rieselfeldflächen um Großbeeren und Sputendorf noch Ackerbau betreiben, gehören auch beachtliche Waldstücke. Sie müssen bewirtschaftet werden. Zu DDR-Zeiten besorgten das die Staatlichen Forstwirtschaftsbetriebe. Die gibt es nicht mehr, wer macht es nun? Dreilinden-Revierförster Heinrich Kiso hat eine beträchtliche Fläche unter seine Fittiche genommen. „Bei Sputendorf werden wir im November und Dezember bei der notwendigen Durchforstung rund 2000 Festmeter Holz einschlagen und verkaufen“, so beschreibt er die nächsten Arbeiten. Sturm und Hitze Kräftig zu tun hatten er und seine Leute bei der Beseitigung der Schäden, die der schwere Sturm im Juli des vergangenen Jahres angerichtet hatte, so auch in Kleinmachnows Ortsteil Dreilinden. „Rund 1000 Festmeter Bruchholz haben wir weggeschafft“, so seine Bilanz. In diesem Jahr hat die lange Trockenheit für Kummer gesorgt. Heinrich Kiso sieht aber auch Lichtblicke. „Die Neupflanzung auf dem früheren Schießplatz von Güterfelde ist gut gediehen“, freut er sich. Im Frühjahr 1994 war dort nahe dem Priesterweg, wo 1936 zu den Olympischen Spielen die Sportschützen trainierten, eine zehn Hektar große Fläche bepflanzt worden, als Ausgleich für die Versiegelung durch die Neubauten auf dem Europarc Dreilinden an der A 115. Förster Kiso hatte dabei mitgewirkt wie auch der Güterfelder Revierchef Bernd Krause. Denn: Die so genannte Forsthoheit und damit die Verantwortung für die Sicherheit der Waldgebiete liegt weiterhin bei den jeweiligen Ländern, in diesem Fall also beim Land Brandenburg. Die beiden Forstreviere hatten und haben vielfältige Berührungspunkte. Gleich nach der Wende hatte Bernd Krause mit AMB-Kräften ein Teilstück des Grenzstreifens bei Dreilinden aufgeforstet und dabei eine Lindenplantage geschaffen. Nun gehört dieses Gebiet wieder zu Berlin. Begrünt wurden ebenfalls Strecken der alten Autobahntrasse am Rande von Dreilinden, die in den 60er Jahren wegen des Grenzverlaufes stillgelegt wurde. Weitere Pflanzungen soll es aber nicht geben. „Wir wollen hier eine offene Waldlandschaft“, so der Dreilinden-Revierförster, der einen engen Kontakt zu den hiesigen Naturschützern pflegt und natürlich auch den Wildbestrand im Auge hat. „Schwarzwild gibt es reichlich“. Natürliche Schule für Kinder Einen guten Namen hat sich die Revierförsterei Dreilinden auch auf andere Weise gemacht. Sie betreut die Waldschule Zehlendorf, die gleich neben der Försterei ihre Wirkungsstätte hat. Auf dem Freigelände und in einem kleinen Haus lernen die Kinder die verschiedensten Baumarten unterscheiden, sie können sich mit den heimischen Wildarten vertraut machen. Von hier unternehmen sie Wanderungen, natürlich auch bis Kleinmachnow. Und sie erfahren viel von der wechselhaften Geschichte der Försterei, die mit dem einstigen Kreis Teltow so eng verbunden ist. Das erste hier erbaute Forthaus in der „Heinersdorfer Heide“ hieß gut begründet Heidekrug. Als 1833 hier drei Linden angepflanzt wurden, entstand folgerichtig der Begriff Dreilinden. Bis 1853 gehörte das Haus dem Schnapsfabrikanten Gilka, dann wurde es Lieblingswohnsitz von Prinz Friedrich Karl von Preußen, der im Jagdschloss Klein Glienicke residierte und am Kleinen Wannsee viel Grundbesitz erwarb. 1865 verliehen die Teltower Kreisstände dem Gesamtbesitz den Namen Düppel: Als Würdigung für den Prinzen, der sich im Krieg gegen Dänemark auf den Düppeler Schanzen wacker geschlagen hatte. Das Jagdschloss stand bis 1954. Dann wurde es abgerissen. Geblieben sind kleine Wirtschaftsbauten und daneben ein schönes, gut gepflegtes Wohnhaus für die Försterfamilie. Der Weg dorthin ist mit Schotter befestigt. Den Stahnsdorfer Damm zwischen Bahnhof Wannsee und Europarc als Autostraße auszubauen, hält Kiso für unnütz.
Georg Jopke
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