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POTSDAM-MITTELMARK: Kleine Windräder im Kommen
Hersteller für kleine Windräder siedelt sich in Treuenbrietzen an. Für die Regionalplanung sind diese Anlagen kein Thema.
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Potsdam-Mittelmark - Sie sind bis zu 30 Meter hoch und können die Energierechnung von Haushalten und Unternehmen erheblich drosseln: Kleinwindanlagen sind im Kommen, auch in Potsdam-Mittelmark könnten sie an Bedeutung gewinnen. Volker Lorenzen von der Firma „Hof und Land“ aus Mecklenburg glaubt daran, dass sie bald aus dem Schatten riesiger Windparks hervortreten. Er plant gemeinsam mit Schweizer Investoren auf dem bisher brachliegenden Gelände des einstigen Treuenbrietzener Fahrzeugwerkes einen Energie- und Gewerbepark mit mit Ausstellungsflächen für Solar-, Biogas- und Kleinwindrädern. Letztere sollen hier auch hergestellt werden.
Ursprünglich wollte man Windräder bis zu einer Höhe von 25 Metern ausstellen, wie sie auch produziert werden sollen. Dagegen gab es Widerspruch aus dem Rathaus: Man fürchtete um die Stadtsilhouette. Nun werden nur Windanlagen mit einer Höhe von bis zu 13 Metern aufgebaut. „Es soll ein Energiepark mit Schauflächen werden, damit sich die Menschen Kleinwindanlagen besser vorstellen können und anhand von Zählern sehen, welche Leistung möglich ist“, so Lorenzen.
Die in Treuenbrietzen gebauten Anlagen sollen eine Leistung zwischen 5 und 30 Kilowatt produzieren und sich besonders für landwirtschaftliche Betriebe eignen. „Große Bauernhöfe könnten damit zum Beispiel ihren eigenen Strom erzeugen. Das kann man auch mit Photovoltaikanlagen kombinieren, sodass man das ganze Jahr über Selbstversorger ist“, so der Planer. Seine Anlagen seien mit einem Doppelrotor ausgestattet, der auch in windärmeren Gegenden gute Leistung verspreche, erläutert Lorenzen das Konzept. Daneben sind Kleinwindanlagen für die Aufdachmontage sowie für Park- und Campingplätze vorgesehen.
Diese Anlagenpalette ist vom gerade in der öffentlichen Auslegung befindlichen Regionalplan Havelland-Fläming nicht erfasst. „Windräder unterhalb einer Bauhöhe von 35 Metern gelten als nicht raumbedeutsam“, sagte der Chef der Planungsbehörde, Harald Knauer, auf Anfrage den PNN. Ob es so bleibt, wagt er nicht zu beurteilen. „Es ist vorstellbar, dass die 35 Meter eines Tages beklagt werden und andere Bauhöhen maßgebend werden. Jedenfalls kann man in Treuenbrietzen und anderswo solche Kleinwindräder planen – wir sagen dazu nichts“, so Knauer.
Deutschlandweit gibt es nach Schätzungen der „World Wind Energy Association“ derzeit rund 10 000 Kleinwindanlagen. Der Bundesverband Kleinwindanlagen in Aurich hofft, dass es mehr werden, sagt Geschäftsführer Tobias Landwehr. Dafür fordert er Marktanreize und mehr Klarheit in den Bauordnungen der Länder. Zumindest im letzten Punkt sei zu beobachten, dass die Rechtssituation dem neuen Trend angepasst wird.
Im mittelmärkischen Kreistag und im Landratsamt hat man bereits Gefallen an dem Treuenbrietzener Projekt und speziell an den Kleinwindanlagen gefunden. Das Unternehmen „Hof und Land“ wird im Rahmen des Flämingmarktes am heutigen Samstag für den dritten Platz im Wettbewerb um den „Innovationspreis erneuerbare Energien und nachwachsende Rohstoffe 2012“ des Kreises geehrt. Den zweiten Platz erhält die Firma Sroka aus Damsdorf (Kloster Lehnin), die das Thema ebenfalls auf der Agenda hat: Sie ist Vertriebspartner mehrerer Kleinwindanlagenhersteller.
Den Preis erhält sie für ein von ihr entwickeltes mobiles Teleskopmast-Kleinwindrad. Mit ihm könne eine mobile Stromversorgung sichergestellt werden, alternativ kann damit aber auch die Windhäufigkeit an einem Standort ermittelt werden. Laut Geschäftsführer Joachim Sroka ist dafür ein militärisches Antennensystem umkonstruiert worden. Kleine Windanlagen können mit dem System in kurzer Zeit auf- und abgebaut werden. „Damit können vor Ort auch Vorbehalte geprüft werden, bevor feste Anlagen errichtet werden“, so Sroka. Kleinwindräder mit verfeinerter Technologie seien ein wichtiges Nischenprodukt geworden, sagt er. „Zu empfehlen sind sie vor allem für die Eigennutzung an geeigneten Standorten als komplementäre Energieerzeuger.“ Optimal wäre dabei die Kombination mit Solaranlagen.
Der Windmusterpark in Treuenbrietzen soll im Frühjahr 2013 stehen. Die Stadt bekäme damit einen weiteren Vorzeigestandort im Bereich der Erneuerbaren Energien, denn auch Feldheim, das erste energieautarke Dorf im Land Brandenburg, ist ein Ortsteil von Treuenbrietzen. (mit ldg, hkx)
Andreas Koska
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