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Potsdam-Mittelmark: Kleine Wohngruppen und Einzelzimmer
Konzept des Seniorenzentrums Bethesda vorgestellt
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Teltow - „Kann ich denn meinen Sessel mitbringen?“, fragt Hildegard Raatz. „Selbstverständlich“, antwortet ihr Pflegedienstleiterin Kristina Karl. Die 79-jährige Mecklenburgerin wird in einigen Wochen vom benachbarten Altbau des Evangelischen Seniorenzentrums Bethesda in den Neubau an der Mahlower Straße umziehen. Auch ihre Nachbarin Elly Schadow (85) möchte einige ihrer alten Einrichtungsgegenstände mitnehmen. Die beiden Rentnerinnen sind die ersten, die am Wochenende beim Tag der offenen Baustelle ihr neues Zuhause in Teltow in Augenschein nehmen.
Mit ihren Rollatoren stehen sie in der gerade eingerichteten Wohnung: 25 Quadratmeter misst sie, helles Bett, Schrank, zwei Stühle, Tisch sowie Spiegel und Kommode stehen drin. Über dem Pflegebett gibt ein großformatiges Blütenbild der Wand Farbe. Im groß geschnittenen Bad hängt ein roter Bademantel über dem weißen Heizkörper, die Bodenkacheln sind sandfarben. Für Rollstuhlfahrer ist ausreichend Platz vorhanden.
,,Das Bad ist ja riesig“, bemerkt Elly Schadow, die fast ihr ganzes Leben in Teltow verbracht hat. ,,Schön hell“, pflichtet Hildegard Raatz bei. Beide leben seit knapp zwei Jahren im Altbau überm Hof, einem denkmalgeschützten Klinkerbau aus den 1920er Jahren. ,,Aber das hier soll ja nun auch mehr kosten, oder?“ Während Frau Raatz das feststellt, durchquert sie mit Mütze und Handschuhe außerhalb der fertigen Musterwohnung den kalten Beton des Rohbaus. ,,Mein Sohn und meine Schwiegertochter haben erstmal geschluckt, als sie das letztens gehört haben.“
Die Lafim, die Landesanstalt für Innere Mission, hat als Träger des Heims diesen zweigeschossigen Neubau ohne öffentlichen Zuschuss finanziert. Wenn im April kommenden Jahres nach 13 Monaten Bauzeit das Gebäude mit großzügigen Grünanlagen fertiggestellt sein wird, sollen 96 Menschen darin wohnen. Für die Bewohner werde das eine Mieterhöhung von 250 Euro bedeuten, räumt Ulrike Bennewitz ein. Je nach Pflegestufe bedeute das einen Eigenanteil von 1200 bis 1570 Euro. Die Geschäftsführerin der „Lafim Dienste für Menschen im Alter gGmbH“ stellt Kosten und Nutzen gegenüber: Das neues Pflegekonzept sehe acht kleine Wohngruppen von je zwölf Menschen vor. Im jetzigen Altbau lebten in drei Gruppen knapp 90 Senioren. Jeder werde ein Zimmer wie in der Musterwohnung beziehen und könne dies nach eigenen Wünschen einrichten. ,,So sollen sich die Bewohner heimisch fühlen", betont Bennewitz.
Zum Konzept gehöre, die Heimbewohner aus der Isolation der eigenen vier Wände zu holen. Die Gemeinschaftsräume seien großflächig geschnitten für gemeinschaftliches Kochen, Basteln oder Spielen. ,,Jeder kann sich in sein Zimmer zurückziehen“, sagt Bennewitz, ,,aber wir wollen die Bewohner motivieren, sich in der Gemeinschaft aufzuhalten.“
84 Einzelzimmer und 12 Kurzzeit-Pflegeplätze sollen entstehen, sagt Einrichtungsleiter Holger Heyde. Rund 80 Mitarbeiter würden sich um die 96 Bewohner kümmern. Einige Arbeitsplätze würden zusätzlich geschaffen.
Nach dem Umzug der Bewohner aus dem Altbau werde dieses Gebäude saniert, erklärt Lafim-Referent Martin Dubberke. Wo heute noch Hildegard Raatz und Elly Schadow wohnen, könnte dann Platz für die Verwaltung entstehen. Bis zum Samstagnachmittag seien etwa 300 Interessenten, Mitarbeiter und Bewohner zum Tag der offenen Baustelle gekommen, sagt er. Für die wenigen zusätzlichen Plätze im Neubau gebe es mittlerweile schon eine Warteliste.
Thomas Wendel
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