Potsdam-Mittelmark: Kleines feines Pendant
Salon der Bismarckhöhe ist saniert / In dieser Saison soll Biergartenbetrieb wieder anlaufen
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Werder (Havel) - Wieder ist ein kleiner Baustein der Bismarckhöhe in Werder gesetzt: Der „Freundeskreis Bismarckhöhe“ stellte jetzt den sanierten Salon der einstigen Höhengaststätte vor. Mit dem Großen Ballsaal und den flankierenden Türmen – dem Hotelturm und dem Aussichtsturm – ist damit die bauliche Figur der einstig beliebtesten Höhengaststätte von Werder wieder nahezu vollständig. Die Bismarckhöhe gehörte zur Kette von Höhengaststätten, die Werder als Ausflugsziel seit dem Ende des 19. Jahrhunderts so beliebt gemacht hatten. Der Freundeskreis steht dem Rathaus bei der Sanierung und Wiederbelebung des Standortes zur Seite.
Der Salon im Erdgeschoss des Aussichtsturms gehört neben dem im vorigen Jahr wiedereröffneten Großen Ballsaal zu den besonders geschmückten Räumen der Anlage, sagte Architekt Norbert Seidel. Die Gründe für die üppige Dekoration sind heute völlig unklar, womöglich wurde 1896 ein feines Pendant für die zuvor gebaute Bierhalle gesucht. Der Große Ballsaal wurde erst vier Jahre später errichtet. Die fein gearbeitete Stuckdecke des Salons mit floralen Elementen und Putten ist nun wieder hergestellt, coloriert und bronziert. Spiegel und Schmuckkonsole zeugen davon, dass der Raum als Garderobe genutzt wurde, nachdem der Große Ballsaal fertig war. Der Freundeskreis hatte im Herbst mit der Sanierung begonnen, viel Eigenleistung und 15 000 Euro investiert, sagte Vereinschef Dieter Mantz. Besonders hilfreich war eine Spende der Werderanerin Hildegard Puhlmann. Der Raum steht der Stadt Werder fortan für Kulturveranstaltungen zur Verfügung, wie es hieß.
Der nächste Schritt ist schon geplant: Noch in diesem Jahr ist die Sanierung der Vorbereitungsküche geplant, die Stadt hat dafür in den Entwurf des Nachtragshaushalts über 200 000 Euro eingestellt. Der Raum befindet sich direkt hinter dem Tresen des Großen Ballsaals. Für einen zeitgemäßen, großen Küchenneubau fehlt allerdings noch das Geld, auch für einen Restaurantneubau – der Ursprungsbau war so baufällig, dass er abgerissen werden musste.
Dennoch will der künftige Betreiber, RBB-Fernsehkoch Ronny Pietzner, die Adresse auch in diesem Jahr weiter beleben. Gab es im vorigen Jahr acht Veranstaltungen im Großen Ballsaal und auf der Gartenterrasse, so sollen es in diesem Jahr dreimal so viele werden, sagte Pietzners Kollege Heiko Roden. So sind unter anderem auch ein Oktoberfest und eine Silvesterfeier geplant. Die Bewirtungsbedingungen im Außenbereich sollen sich im Frühjahr durch ein 300 Quadratmeter großes Zelt und einen Imbisspavillon verbessern. Die Stadt will mit Pietzner einen fünfjährigen Pachtvertrag abschließen, um ihm Planungssicherheit dafür zu geben, sagte Werders Bürgermeister Werner Große (CDU). Die Gartenterrasse soll zur Saison erstmals seit Jahrzehnten wieder an jedem Wochenende geöffnet werden.
Einen weiteren Weckruf gibt es vom Freundeskreis. Er wird am Sonntag um 15 Uhr das erste Jubiläum des Morgenstern-Zimmers feiern. Es erinnert im Aussichtsturm an die Galgenlieder Christian Morgensterns, die auf der Bismarckhöhe ihren Ursprung haben. „Morgenstern ist seit einem Jahr zurück in Werder“, sagte Freundeskreis-Chef Mantz, „aber wir vermissen noch ein bisschen den Widerhall bei den touristischen Trägern“. Monika Gerdes aus Mainz hat die Galgenlieder illustriert, eine Ausstellung ihrer Werke wird am Sonntag eröffnet. Und im frisch sanierten Salon werden auch wieder Galgenlieder vorgetragen. Henry Klix
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