Potsdam-Mittelmark: Kleinmachnow verstehen lernen
Kleinmachnow - Es ist ein Blick in Kleinmachnower Wohnstuben. In die des „kleinen Mannes“, der in der Bürgerhaus-Siedlung oder in der Landhauskolonie Dreilinden zu Haue ist.
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Kleinmachnow - Es ist ein Blick in Kleinmachnower Wohnstuben. In die des „kleinen Mannes“, der in der Bürgerhaus-Siedlung oder in der Landhauskolonie Dreilinden zu Haue ist. Und in die der Reichen in der Alten Zehlendorfer Villenkolonie. Das Buch „Südwestlich siedeln“ beschreibt und illustriert die bemerkenswerte architektonische Entwicklung des Ortes, wie es bislang kein anderes Werk vermochte. Genau zum 100-Jährigen Bestehen der Alten Zehlendorfer Villenkolonie haben die Architektin Celina Kress und die Kunsthistorikerin Nicola Bröcker ein Buch vorgelegt, das sich um eine detaillierte und akribische Beschreibung der Kleinmachnower Ortsentwicklung bemüht. Ein Jahr haben die beiden Autorinnen an ihrem Buch geschrieben, wobei sie die kaiserliche Villenkolonie und die in den frühen 30er Jahren entstandene Bürgerhaussiedlung umfassend untersucht und dokumentiert haben. Als Quellen dienten neben dem Kreis-, Landes- und Bundesarchiv zahlreiche Privatsammlungen, die zum Teil bislang unveröffentlichtes Bildmaterial behüteten. So fanden sich auf dem Dachboden von Haubold Schild Pläne seines Vaters, der als Architekt in Kleinmachnow tätig war. Seit Jahren wird im Ort gestritten, was zu viel und zu groß ist, was untypisch erscheint und dem ursprünglichen Charakter widerspricht. Bröcker und Kress werden diesen Disput nicht aufhalten, im Gegenteil: Sie betrachten ihn für notwendig und förderlich (siehe Interview). Aber die Lektüre ihres Buches kann dazu beitragen, Entwicklungen einzuordnen und zu verstehen, sie kann sensibilisieren für die Eigenarten und Qualität des Ortes. Und, auch das spiegeln die 200 Seiten wider: In Kleinmachnow wurde schon immer gestritten, über das, was dem Ort gut tut, was er braucht und was ihm schadet. „Was wir 500 Jahre lang mit eisernen Händen festgehalten haben, das wollen die jungen Herren nun auf einmal verschleudern?“, zitieren die Autorinnen den Text über einen Geist der Hakeschen Ahnen, die Kleinmachnows Geschichte begründeten. Manch einer wird sagen, dass die vorgelegte Darstellung der Kleinmachnower Architekturgeschichte zeitlich begrenzt ist. Den Wert der Arbeit mindert das keinesfalls. Den Anspruch, Bewohnern, Gästen, Planern und Architekten zu erklären, warum sich Kleinmachnow weit ab von seinem einstigen Dorfkern entwickelte, es keinen Bahnanschluss gibt oder welche Rolle Siedlungsgesellschaften spielten, erfüllt das Buch vortrefflich. Peter Könnicke „Südwestlich siedeln“ ist im Lukas-Verlag erschienen und ist im Handel für 24,90 Euro erhältlich. Am 1. Oktober stellen Celina Kress und Nicola Bröcker ihr Buch im Augustinum vor (19.30 Uhr).
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