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Stein des Anstoßes: Das Protestmotiv war Teil der Anzeige.

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Potsdam-Mittelmark: „Knuth bringt uns in Wut“

Protestanzeige auf Vereinsmobil „zensiert“

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Beelitz - Der Immobilienmakler Dietmar Grunert hilft gern. Der Mann mit Büros in Borkwalde und Wilhelmshorst ist Gemeindevertreter. In Borkwalde engagiert er sich auch gegen die Pläne für einen Windpark zwischen Fichtenwalde und seinem Heimatort. Schon beim letzten Vereinsmobil von Beelitz hatte er eine Anzeige auf dem Fahrzeug geschaltet. Als jetzt ein neues Mobil in Beelitz angeschafft werden sollte, war Immobilienmakler Grunert sofort bereit, wieder mit einer Anzeige dabei zu sein, diesmal mit kritischen Tönen.

„Aus meinem Berufsleben weiß ich, dass Windräder Kunden davon abhalten, Grundstücke zu erwerben“, so Grunert. Dabei stört er sich besonders an dem aus seiner Sicht „intransparenten Verhalten“ des Beelitzer Bürgermeisters Bernhard Knuth (Bürgerbündnis Beelitz). „Für eine lebenswerte Umwelt“, heißt es in der Anzeige, daneben auf blauen Hintergrund ein Windrad und ein aggressiv ausschauender Hai und eine Bildunterschrift: „BM Knuth – Deine Windkraftplanung bringt uns in Wut.“

Das Vereinsmobil wird durch Anzeigen von Gewerbetreibenden finanziert und der Stadt kostenlos Vereinen für Transporte zur Verfügung gestellt. Seit 1995 vermittelt die Firma „Mobil-Sport und Öffentlichkeitswerbung GmbH“ aus Neustadt in der Pfalz Vereinsmobile. Die Agentur sah zuerst keine Probleme, schickte im Oktober 2011 Korrekturabzug, ein Bild des Vereinsmobils samt Anzeige auf der Beifahrerseite oberhalb der Tür und eine Rechnung. Umso erstaunter war Grunert, als ihn Anfang Januar ein Widerspruch erreichte. „Leider ist unserem Unternehmen verspätet aufgefallen, dass die Darlegung keine Werbung im eigentlichen Sinne darstellt“, heißt es in dem Anschreiben. Zugleich wird angeboten, die vorherige Anzeige vom ausgemusterten  Vereinsmobil erneut anzubringen.

Grunert war damit nicht einverstanden. „Ich glaube, dass hier die Stadtverwaltung oder gar der Bürgermeister persönlich eingegriffen haben, es ist Zensur“, ereifert er sich. Jetzt hat er den Auftrag gekündigt. Aus Kulanz wurde die Kündigung akzeptiert. „Wir bitten um Verständnis, dass die Stadt Beelitz unser Vertragspartner ist und entsprechende politische Äußerungen auf einem Fahrzeug, welches dieser zugute kommt, nicht vereinbar sind“, schrieb die Mobilmitarbeiterin Pia Scherb an Grunert.

Der ist enttäuscht, da er durchaus meint, dass seine Haltung gegen Windparks mit seiner Tätigkeit zu tun hat. Die klare Aussage sei seiner Arbeit zuträglich und damit als Werbung zu bezeichnen. In der Agentur war keiner für eine Stellungnahme erreichbar.

Wie berichtet ist westlich der Kreuzung von A 9 und Wetzlarer Bahn ein acht Quadratkilometer großer Windpark geplant, Proteste dagegen gibt es von Bürgern und den Rehakliniken in Beelitz-Heilstätten. Zuletzt hatte das Rathaus im November einen Beschluss der Stadtverordnetenversammlung über einen Teilflächennutzungsplan für das Projekt verschoben und Änderungen angekündigt. In der Stadtverordnetenversammlung am heutigen Montag steht das Thema aber noch nicht auf der Tagesordnung. Andreas Koska

Andreas Koska

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