
© Andreas Klaer
Von Hagen Ludwig: Kohlrabi, nur so groß wie ein Tennisball
Der Teltower Bio-Landwirt Axel Szilleweit kämpft gegen die Trockenheit
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Teltow – Gnadenlos brennt die Sonne auf die Felder des Teltower Landwirts Axel Szilleweit an der Ruhlsdorfer Straße. Die Zwiebel-Reihen wurden gerade frisch bewässert. Die Flächen daneben sind indes knochentrocken – dort ist Salat durch die extreme Hitze blitzschnell in die Blüte geschossen und damit verloren. Seit mehr als sieben Wochen hat es in Teltow mit Ausnahme von ein paar Tropfen am vergangenen Wochenende nicht mehr geregnet. Rund um die Uhr ist der Bio-Landwirt mit der Bewässerung seiner Felder und Plantagen beschäftigt. Ein Wettlauf mit der Zeit bei nur zwei Brunnen für insgesamt 40 Hektar Nutzfläche.
„Gearbeitet wird von Licht bis Licht, erst dann ist Schicht“, erzählt Szilleweit. In der Hand hält er Kohlrabis, gerade mal mit den Ausmaßen eines Tennisballs. Normalerweise werden sie doppelt so groß. Auch andere Gemüsesorten gibt es in diesem Jahr nur im Miniaturformat. „Das muss für den Kunden eigentlich kein Nachteil sein“, sagt der Diplom-Landwirt. In den Zellen des Gemüses ist weniger Wasser, stattdessen sind Geschmacksstoffe, Vitamine und Ballaststoffe konzentrierter enthalten. In Frankreich zum Beispiele bevorzuge man traditionell besonders die kleinen Kartoffeln. Bei vielen Kunden in der Region habe sich diese Erkenntnis jedoch noch nicht durchgesetzt, so die Erfahrung von Szilleweit, der sein Obst und Gemüse vor allem direkt vermarktet – auf seinem Biohof in der Ruhlsdorfer Straße 74 und an sieben Marktständen in Berlin und Kleinmachnow. Zudem müsse man sich auf dem Markt mit anderen Produzenten messen, zum Beispiel aus dem süddeutschen Raum, der nicht so extrem von der Trockenheit betroffen sei. Insgesamt rechnet Szilleweit auf seinem Hof mit einem durchschnittlichen Ernteergebnis, das etwa ein Drittel unter dem des Vorjahres liegt. Abfedern kann er den Verlust zum Teil durch Tomaten, Gurken und Paprika, die in den Gewächshäusern derzeit gut gedeihen. Seit vielen Jahren hat sich der Teltower Landwirt hier auf besonders geschmacksintensive Sorten konzentriert. Viele seiner Stammkunden schwören etwa auf Tomatensorten wie Harzfeuer und Campari.
Als besonders pikant gilt auch das legendäre Teltower Rübchen. Selbst Johann Wolfgang von Goethe ließ sich die brandenburgische Spezialität über viele Jahre hinweg nach Weimar schicken. Szilleweit ist mittlerweile der einzige Landwirt, der das anspruchsvolle Rübchen noch anbaut, an seinen Marktständen anbietet und an Restaurants liefert. Etwa sieben bis acht Tonnen vermarktet der Bio-Landwirt jährlich. Doch auch hier könnte die Trockenheit in diesem Jahr einen Strich durch die Rechnung machen. Das Teltower Rübchen wird Ende Juli/Anfang August gesät. Wenn es bis dahin so trocken bleibt, werde es große Schwierigkeiten geben, das Saatbett entsprechend vorzubereiten, blickt er voraus. Wieviel der zwei bis vier Zentimeter dicken Kohlgewächse schließlich im Herbst geerntet werden können, ist noch nicht vorauszusagen. Das für den letzten September-Sonntag geplante traditionelle Teltower Rübchenfest soll jedoch auf jeden Fall stattfinden. Damit es zumindest an diesem Tag ausreichend Rübchen gibt – dafür wollen Szillweit und seine sechs Mitarbeiter kräftig ackern, von Licht bis Licht.
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