KulTOUR: Komm tanz mit mir Humperdinck mit
seinen Werken geehrt
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KulTOURseinen Werken geehrt Stahnsdorf - Linkerhand, auf halber Höhe zwischen dem Eingang des Stahnsdorfer Südwestfriedhofes und der Stabholzkirche, ist die Ruhestatt von Engelbert und Hedwig Humperdinck zu finden. Ein üppig grünbewachsenes Grab mit konisch steilem Stein. Kein Datum erinnert daran, dass der zu Lebzeiten höchst populäre und vielbeschäftigte Komponist jetzt gerade seinen 150. Geburtstag zu feiern hätte. „Ehrengrab der Stadt Berlin“, verrät eine irdene Gedenktafel. Kränze der Kreismusikschule seines Namens und vom Regierenden Bürgermeister der Metropole liegen jetzt mit leichtem Welken dort – am 1. September wurde er dergestalt und ganz „offiziell“ geehrt. Die eigentliche Referenz für diesen allerorts bekannten und beliebten Komponisten, der mehr schuf als die Märchenoper „Hänsel und Gretel“, fand dann am Sonntag statt, fast zweihundert Gäste waren seinetwegen in die schöne Stabholzkirche gekommen, enorm. Doch anders als bei der Zille-Ehrung kürzlich sollte Humperdinck durch sein Werk geehrt sein, eine schöne Aufgabe für Schüler und Lehrer der Kreismusikschule, die schon bei der Langen Nacht auf dem Südwestkirchhof vor einem Jahr mit allem Eifer dabei gewesen waren. Wenige Worte also, dafür der Darbietungen viele. Schon vor dem Festakt spielte das Waldhorn-Quartett (Leitung Angelika Goldammer) der ankommenden Gäste ante Portas auf. Der 1854 im rheinländischen Siegburg geborene Komponist stand ästhetisch zwischen Brahms und Schubert einerseits, indes er sich auch zur Wagner gezogen fühlte, welchem er nicht allein bei der Einrichtung des „Parsifal“ in Bayreuth zur Seite stand. Seines Münchener Lehrers Joseph Rheinberger gedenkend, waren eingangs, von der Empore her, Auszüge aus seinem Opus 150 für Violine (Antje Schaade) und Orgelbegleitung (Christian Milkereit) zu hören, hübsche Figuren in romantischer Tonart. Die Sopranistin Felicitas Beer-Wagner versuchte sich mit sehr hoher Stimmlage in der Bach-Kantate „Jauch-zet Gott in allen Landen“, später sang sie Brahms (beidemals Michael Tsygutkin am Klavier) und Auszüge aus der welt-berühmten Märchenoper, welche ein Klarinettenquartett (Leitung Siegfried Kerber) sehr hübsch begleitete. Die zweite Sopranistin, Sarah Kaulbarsch, überzeugte in der locker gegebenen Arie „Ein Männlein steht im Walde“. Die Musikschule ist seit längerem durch ihre liebevolle Pflege des gemeinschaftlichen Musizierens bekannt. Am Sonntag war wieder das Gitarren-Ensemble „Fidium cantus“ (Leitung Anja Hannemann) mit einem von Wolfgang Gast zusammengestellten Vivaldi-Medley und einem flotten Andante con moto von Joseph Haydn zu hören, und um dem Eindruck entgegenzuwirken, Humperdinck hätte nicht auch Anderes geschrieben, spielten Antje Schaade, Henriette Bard, Barbara Flohr und Kristin Hofmann sehr flüssig seinen „Streichquartettsatz c-Moll. Sehr überzeugend auch das „Albumblatt“ mit Siegfried Kerber (Klarinette) und Michael Tsygutkin (Klavier). Wohl hätten es der Worte ein paar mehr wohl sein können, den 1921 in Neustrelitz Verstorbenen zu ehren, aber das übernahmen, am Tempel des Chemikers Duisberg gleich neben dem Grabe des Maestros, Katharina Richter (Sopran) und Carola Reichenbach (Mezzosopran), indem sie, wie schon zur Friedhofsnacht, Szenen und Briefe des Komponisten zu einem sehenswerten Programm zusammenfügten, Rudolf Gäbler am Klavier. Es ist schön, seiner Toten zu gedenken, mithin ihrer Werke. Möge das fortgesetzt werden. g.p.
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