Potsdam-Mittelmark: „Kommt her“
Die neue Jesus-Skulptur von Bernhard Anhoff für die Kirche Langerwisch ist anders
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Michendorf - Dieses Kruzifix ist anders. Der Jesus aus hellem Holz scheint weder vorwurfsvoll noch leidend. Freundlich breitet er die Arme aus, so, als würde er jeden willkommen heißen. Friedlich und sanftmütig sieht die Skulptur aus. Fast könnte man glauben, Jesus lächelt.
„Das war auch der Hauptgedanke des Werks“, sagt Bernhard Anhoff (54), der Schöpfer der neuen Holzskulptur für die Kirche Langerwisch. Nicht Vergebung der Sünde, nicht Mitleid mit Jesus standen im Zentrum seiner Arbeit. „Die Figur öffnet sich dem Betrachter und lädt ihn ein“, sagt Anhoff. „Das versinnbildlicht die christliche Gemeinschaft und die Fürsorge untereinander.“ Besonderer Fokus liege auf den Händen. „Mit seiner fast waagerechten Armhaltung spricht Jesus in der Skulptur ein Segen aus und sagt gleichzeitig: Kommt her.“
Den Anstoß für das Werk gab vor drei Jahren Pfarrerin Steffi Gopp-Wiechel. Anhoff ließ sich schnell von ihrer Idee begeistern. Die Kirche in Langerwisch steht ihm nahe – jahrelang hat er sich als Kirchenältester engagiert und wurde auch dort getauft. Weitere Anregungen holte er sich aus den Werken des kanadischen Pfarrers William Judt, der mit Holz zu religiösen Themen arbeitet.
Das Kruzifix ist die erste christliche Symbolik, die er geschaffen hat. Es sei eine besondere Herausforderung gewesen. Im Vergleich zu gewöhnlichen Bildhauerarbeiten haben Werke mit religiöser Botschaft mehrere Ebenen, erklärt Anhoff. Der Künstler müsse nicht nur das Wesen des Objekts erfassen, sondern auch geistige Inhalte darstellen, um den Betrachter zu animieren.
Der Arbeitsraum von Bernhard Anhoff ist nur wenige Minuten von der Kirche entfernt. Drin riecht es stark nach Holz. „Zirbe“, erklärt Anhoff. Mitten im Raum ragt eine riesige Palme, so dass der Raum wie eine Mischung aus Atelier und Gewächshaus aussieht. „Ach, das ist bei uns normal“, sagt er und lacht. Im Winter müsse der Arbeitsraum die Gartenpflanzen seiner Frau beherbergen.
Die unzähligen Instrumente sind in Reih und Glied aufgestellt. Nur das Wichtigste fehlt – die Kettensäge. Mit ihr arbeitet er immer an großen Holzplastiken, wie zum Beispiel der drei Meter hohen Katze, die sein Garten schmückt, oder der Holzbank vor dem Nachbarhaus. „Holz fasziniert mich seit meiner Kindheit“, sagt der studierte Elektrotechniker. Professionellen Unterricht nimmt er aber erst seit acht Jahren. Sein Atelier zeugt von vielen Ideen. Auf den Tischen liegen Fotos, Skizzen, Bücher und halb fertige Figuren. Nur wo bleiben die Holzspäne? Anhoff weist auf einen Sack unter dem Tisch: „Ein bisschen Ordnung muss sein.“ Auch bei einem Künstler.
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