Potsdam-Mittelmark: Kommunizieren mit Händen, Füßen oder iPad
Schüler aus dem polnischen Otyn sind zu Gast an der Kleinmachnower Eigenherdschule
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Kleinmachnow / Potsdam - Wissenschaft funktioniert auch ohne Worte: Im Potsdamer Mitmach-Museum „Extavium“ brauchen die Kleinmachnower Eigenherdschüler und ihre polnischen Gäste keine Übersetzer, gemeinsam beobachten sie, wie sich eine weiße Maus durch ein Labyrinth arbeitet.
Am Nachmittag, wenn die zehn Grundschüler aus dem polnischen Otyn bei ihren Gastfamilien sind, müssen Hände und Füße zur Verständigung herhalten, den Polnischkurs, den die Eigenherdschule jedes Jahr anbietet, haben die meisten der Viert-bis Sechstklässler hier nicht besucht. Zur Not hilft das iPad der Eltern. „Da ist ein Übersetzungsprogramm drauf“, sagt die zehnjährige Anica Schönherr. Damit hat sie schon herausgefunden, dass sie und ihre Gastschwester Justina die Leidenschaft fürs Reiten teilen.Zusammen ausprobieren werden sie das wohl erst beim Gegenbesuch in Otyn, die Austauschwoche ist auch so voll gepackt.
Nach dem Kennenlernen beim gemeinsamen Segeln auf der Havel am Montag stand am Dienstag nach dem Extavium-Besuch schon der Höhepunkt der Woche an – eine Tour durch den Filmpark Babelsberg. „Es war schnell klar, dass die Kinder darauf am meisten Lust haben“, sagt Volker Haß. Der Physiklehrer organisiert den Austausch mit Polen seit vier Jahren, der Kontakt besteht seit 2006. Dass seitdem jedes Jahr Schüler nach Polen fahren und im Gegenzug die Gastgeber nach Deutschland kommen, liegt am guten Draht, den Haß und seine Kollegin Ulrike Zietemann zu ihren Kolleginnen aus Otyn haben.
Mit Marta Szakalis und Monika Madlenska sind die beiden inzwischen gut befreundet – und leben den Kindern vor, was Ziel des Programms ist: Vorurteile ab- und Kontakt zum Nachbarland aufzubauen. Der Blick auf die geschichtlichen Verstrickungen der beiden Länder spiele dabei keine Rolle – dafür seien die Schüler noch zu jung, wichtiger sei zudem, in die Zukunft zu blicken, sagt Haß.
Während Marta Szakalis jedes Mal auswählen muss, wer mit darf, hat er es schwerer, die zehn Teilnehmer zusammenzubekommen. Denn Voraussetzung um selbst nach Polen fahren zu dürfen ist, im Gegenzug ein Gastkind aufzunehmen. Am Ende seien die Kleinmachnower Eltern aber ausnahmslos begeistert, wie gut erzogen die polnischen Kinder sind. „Dass es hier eine Diskrepanz zu unseren Schülern gibt ist allerdings kein kulturelles, sondern ein Eigenherd-Problem“, sagt Haß. Anica und Justina sind Höflichkeiten erstmal egal - Hauptsache, sie verstehen sich. Ariane Lemme
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