Potsdam-Mittelmark: Kompetenzzentrum soll nach Heilstätten
Historisches Heizhaus wird zu einem Ort für regenerative Energien
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Beelitz · Heilstätten - Das neue Kompetenzzentrum des Landkreises für erneuerbare Energien (PNN berichteten) soll im Heizhaus Süd der einstigen Beelitzer Heilstätten einziehen. Dieser Vorschlag kam am Montagabend aus einem Gesprächskreis von Experten nach dem 1. Energieforum von Potsdam-Mittelmark im Landhotel „Gustav“ in Beelitz-Heilstätten. Moderator Axel Steffen, Mitarbeiter beim Umweltministerium und Einwohner von Heilstätten, freute sich über die von Landrat Lothar Koch (SPD) zugesagte Unterstützung.
In dem neuen Kompetenzzentrum soll die Arbeit verschiedener Kooperationspartner koordiniert werden. Dazu zählen unter anderen die Fachhochschule Potsdam, die TU Cottbus, der Bundesverband Biogene und regenerative Kraft- und Treibstoffe und die EonEdis AG. Die Organisationsform des Kompetenzzentrums sei noch offen, sagte Initiatorin Elke Seidel. Fachleute verschiedener Sparten könnten hier Beratungen zur Umsetzung von alternativen Energieprojekten anbieten.
Das zu erwartende Aufkommen an Energie im Landkreis sollte künftig mit einem „virtuellen Kraftwerk“ gemanagt werden, schlug Elke Seidel vor. Dort sollen alle Informationen über die Energieerzeugung zusammenfließen. Windkraft und Sonneneinstrahlung seien nur schwer genau voraussehbar, die Schwankungen könnten dann durch die Steuerung von Bio- und Blockheizkraftwerken ausgeglichen werden. Standort für das virtuelle Kraftwerk könnte ebenfalls das Heizhaus Beelitz-Heilstätten sein: Auch wegen der Symbolik, denn hier ist heute noch fast vollständig die erste Kraftwärmekopplung Deutschlands aus dem Jahr aus dem Jahr 1898 zu sehen.
Landrat Koch unterstrich die Absicht, bis 2030 den gesamten Strom im Landkreis aus innovativen Energien abzudecken. Er verwies dabei besonders auf die Reserven an Biomasse, die zum Teil ungenutzt auf den Feldern vergammeln würden. „Ein Rund-Ballen Stroh hat den gleichen Energieinhalt wie ein Hundert-Liter-Fass Öl“, rechnete er vor. Es gehe ihm aber vor allem um die Mobilisierung der Menschen. „Wir müssen auf diesem Weg in die Zukunft die Bürgerschaft mitnehmen", so der Landrat.
Fernsehjournalist Franz Alt mahnte die „Energiewende sofort“ an. Als gutes Beispiel nannte er Österreich. Das sei zwar mit Deutschland durchaus vergleichbar, habe aber bereits 1995 den weitgehenden Entschluss gefasst, bis 2007 den gesamten Bedarf des Landes aus erneuerbaren Energie zu decken. Das gelte sogar für Treibstoffe. Daher schätze er das mittelmärkische Ziel mit 2030 als sehr realistisch ein. „Uns bleibt ohnehin nichts weiter übrig, denn bis dahin wird sich der Ölpreis vervierfacht haben“, sagte Alt.
Ebenfalls kam die Idee auf, im Umfeld um das rekonstruierte Heizhauses Süd eine Wohnsiedlung mit autarker Versorgung aus erneuerbaren Energien zu errichten. Der mögliche Investor saß bereits mit am Tisch: Der Beelitzer Bauunternehmer Thomas Schielicke hat das alte Sanitärgebäude der früheren Heilstätten zum Landhotel umgebaut. gut/ldg
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