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Potsdam-Mittelmark: Königlicher Entensee freigelegt

Um den Wildpark zu schonen, zogen zwei Pferde die Stämme aus dem Wald

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Schwielowsee · Geltow - Mit der Freilegung der königlichen Entenfanganlage im Wildpark-West bei Geltow hat die Oberförsterei Potsdam ein Stück Zeitgeschichte wieder lebendig werden lassen. Nach dem Abholzen mehrerer Erlen ist der „Kleine Entenfangsee“ nun wieder zugänglich. Besuchern bietet sich ein Ausblick bis zum gegenüberliegenden „Großen Entenfangsee“.

Zwei Tage waren die Waldarbeiter damit beschäftigt, wieder Licht ins Dickicht zwischen die wuchernden Erlen am Ufer zu bringen. Um das Holz abzutransportieren, wurden die Stuten Svenja und Lonny angespannt. „Wir wollten möglichst waldschonend arbeiten, dabei haben uns die Pferde eine große Hilfe geleistet“, sagte Revierförster Werner Eichhoff.

Zunächst war geplant, die Stämme mit großen Waldmaschinen vom Ufer der Entenfanganlage zu entfernen. „Das ist aber nur bei Bodenfrost möglich, wenn der Wald nicht beschädigt werden soll“, so Eichhoff. Wegen der milden Temperaturen im Januar und Februar konnten nur noch Svenja und Lonny das Holz vom Ufer holen.

Die Entenfanganlage war im Jahr 1694 gebaut worden, um den königlichen Hof in Potsdam mit frischen Wildenten zu beliefern. Die Idee brachte Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg aus den Niederlanden mit, denn sie garantierte dem hohen Hause den Genuss der Enten ohne böse Überraschungen: Zuvor wurden Enten mit der Schrotflinte geschossen. Danach war es allerdings schwer, das Geflügel zum Verzehr vollständig von den Schrotkugeln zu befreien. König Friedrich I. setzte die Idee seines Vaters schließlich in die Tat um und baute die Fanganlage im Wildpark.

Dafür wurde ein Ententeich mit einer Fläche von 120 mal 120 Metern und einer Tiefe von etwa 1,50 Metern ausgehoben. In vier Richtungen lief der See in die so genannten Pfeifen aus, schmale flache Ausuferungen. Am Ende dieser Fanggräben waren Fallkästen mit einer Falltür platziert. Sie dienten gleichzeitig als Futterstelle für die Enten. Hatte der König Appetit auf frische Wildenten musste der königliche Entenfänger bei der Fütterung lediglich die Falle zuschnappen lassen. So beschreibt es die Autorin Marianna von Klinski-Wetzel in ihrem jüngst erschienenen Geschichtswerk „Wildpark-West an der Havel“.

Der kleine Fangsee war nun über die Jahre allerdings völlig ausgetrocknet, Erlen überwucherten die Fläche. Das Ausdünnen des Waldes diente zudem nicht nur der Freilegung des historischen Denkmals, sondern auch der einfachen Waldpflege. „Die 120 Jahre alte Erlen waren weit über ihrem Zenit“, erklärte Revierförster Eichhoff.

Freie Waldstellen wurden anschließend mit Kirschbäumen aufgeforstet. „Der Wildpark hatte die Verjüngungskur dringend nötig“, so Eichhoff. Darüber hinaus brachten die Förster einen 1,60 Meter hohen Schutzzaun um die Anlage an. Von außen wird er nicht zu erkennen sein. Das Flair einer Gartenanlage soll erhalten bleiben. Für die Besucher wurde zur Orientierung an der Fasanerie ein Wegestern aufgestellt. Carina Körner

Carina Körner

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