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Aus dem GERICHTSSAAL: Konto des Großvaters geplündert

25-jähriger Stahnsdorfer erhielt Bewährungsstrafe

Stand:

Stahnsdorf – Skrupelloser kann man kaum sein. Nachts, wenn der über 80-jährige Großvater schlief, schlich sich Enkelin Ronja R.* in dessen Wohnung, nahm seine EC-Karte und die daneben liegende Geheimnummer an sich. Draußen wartete ihr Freund Stefan S.*. Dann fuhr das Stahnsdorfer Pärchen zur Bank, hob zwischen dem 17. Oktober und dem 1. November 2011 sechsmal Beträge von 200 bis 2000 Euro vom Konto des Rentners ab, insgesamt 4000 Euro. Anschließend legte die junge Frau die Karte an ihren Platz zurück.

Anfang 2012 überwies Ronja R. vom Konto des allein lebenden Opas noch mal 900 Euro auf das ihres Freundes. Das Geld wurde gemeinsam verprasst. Wenig später flog die Sache auf. Förderschulabgängerin Ronja R. – inzwischen 19 Jahre alt – wurde im Februar vom Jugendgericht verwarnt und zur Ableistung von 80 Sozialstunden verpflichtet.

Stefan S. (25) erhielt am Dienstag vom Schöffengericht unter Vorsitz von Birgit von Bülow wegen gewerbsmäßigen Betruges eine Freiheitsstrafe von zehn Monaten, die zur Bewährung ausgesetzt wurde. Außerdem hat er 150 Stunden gemeinnützig zu arbeiten. Zu Prozessbeginn versicherte der arbeitslose Koch, er sei davon ausgegangen, Ronja habe die EC-Karte des Opas mit dessen Erlaubnis nutzen dürfen. Allerdings hatte er keine plausible Erklärung für die Besuche bei dem Senior zu nachtschlafender Zeit.

Als er im Auftrag seiner Freundin einmal 2000 Euro abheben sollte, sei er stutzig geworden. Ronja habe beteuert, alles gehe mit rechten Dingen zu. So sei man guten Mutes in den Ostsee-Urlaub gefahren. Schuldig bekenne er sich lediglich im Fall der gefälschten Überweisung. Mit den 900 Euro habe er Schulden bezahlt. Ronja R. wiederholte im Zeugenstand fast wortgleich die Aussage des Angeklagten.

Bei ihrer eigenen Verhandlung soll sie jedoch gestanden haben, dass sie mit Stefan S. gemeinsame Sache gemacht habe. Ein als Zeuge geladener Polizeibeamter der Wache Teltow erinnerte sich: „Die junge Frau sagte, ihr Freund hat mitgekriegt, dass sie vom Opa einmal 1000 Euro bekommen hat, um Mietrückstände zu begleichen. Seitdem hat er sie ständig gedrängt, die EC-Karte des Großvaters zu holen und Geld abzuheben. Das ist ihr so auf den Geist gegangen, dass sie es gemacht hat.“ Ronja R. habe schon mit dem Gedanken gespielt, sich von Stefan S. zu trennen, es aus Angst aber doch nicht getan. Ronjas Eltern hatten von Anfang an keinen guten Draht zu dem Angeklagten, erzählten sie vor Gericht. Ihre Tochter sei ihm quasi hörig, habe ihre beiden Kinder aus der vorherigen Beziehung vernachlässigt. Der knapp dreijährige Sohn lebe jetzt bei ihnen, seine kleine Schwester bei ihrem leiblichenVater. Obwohl Ronja und Stefan inzwischen zusammen wohnen, würden sie keine Gemeinsamkeiten mit den jungen Leuten pflegen.

„Wenn der Opa den Geldabhebungen zugestimmt hätte, hätte man ja auch am Tag zu ihm gehen können“, brachte es die Staatsanwältin auf den Punkt. „Wir haben heute nicht die Wahrheit gehört.“ (*Namen geändert.) Hoga

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