Potsdam-Mittelmark: Kontrollgang durch die Blütentherme
Linke-Stadtverordnete zweifeln nach Rundgang am Eröffnungstermin im September
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Werder (Havel) - Es ist staubig, laut und grau. Bisher dominiert noch der raue Beton die Baustelle der Blütentherme. Man kann erahnen, wie es mal aussehen wird, an den Wänden und auf dem Boden liegen vereinzelt schon die Marmorplatten, die später das Bad verzieren sollen. In cremefarbenen Tönen glänzen die Platten neben dem Grau, auf ihnen sind opulente Ornamente aufgemalt. Auch zwei fein verzierte Säulen im Eingangsbereich fallen im Rohbau sofort ins Auge. Versteckt in einem kleinen Raum ist das türkische Bad, immerhin das ist schon so gut wie fertig. Die Zeit läuft, am 30. September soll das Spaßbad in den Havelauen den Betrieb aufnehmen. Nach sechsmaliger Verschiebung des Eröffnungstermins soll es endlich klappen. Ob der Zeitplan bis Ende September zu halten ist, wollten die Stadtverordneten am Donnerstag mit eigenen Augen sehen. Angestoßen hatte den Rundgang Werders Linke.
Mit großen Schritten und weit ausladenden Gesten lief Kristallbäderchef Heinz Steinhart durch die noch leeren Räume: Zu 90 Prozent sei das Bad fertig, sagt er. Er zeigte auf die Eingangshalle. Sie werde mit Glas überdacht, links und rechts sollen Palmen stehen. Gleich dahinter der Eingangsbereich mit den Umkleidekabinen. Nicht aus einfachem Plastik seien die, sondern mit Wurzelholz-Maserung. 1900 Badegäste sollen dort ihr Badedress überziehen können. Im Erdgeschoss der Therme will Steinhart vier Saunen einbauen lassen. Ins erste Stockwerk wird eine Riesensauna für 280 Gäste kommen. Auch ein Außenschwimmbecken für die Saunagäste wird es geben, mit Blick auf vier rustikale Holzhütten. Auch darin wird sauniert. Zwei der Außensaunen stehen schon.
Immer schneller und eindringlicher redete Steinhart auf dem Rundgang. Er zählte auf, was alles kommen wird. Die Gäste würden heutzutage viel fordern, daher biete man ihnen Massagen, eine Pool-Bar, eine Vinothek, ein Restaurant, eine kleine Bücherei. „Wir messen uns nicht mit anderen Thermen, unsere Konkurrenz ist das Wohnzimmer“, erklärte er. Von der Couch herunter in die Blütentherme will er die Leute locken. Er will ein Schloss bauen, immer wieder sagt er das. Leises Raunen unter den Stadtverordneten: „Ein Schloss?“, murmelt einer, ich dachte, das wird ein Bad.
Dass im ersten Stock bereits ein kleiner Bereich fertiggestellt und im 25-Meter-Becken schon Wasser ist, überzeugte Stadtverordnete Gudrun Janke (Linke) nicht. Denn das Wasser im Becken ist noch kalt, schuld daran ist eine noch ausstehende Baugenehmigung für das neben der Therme errichtete Blockheizkraftwerk. Auch für den Eingangsbereich und einen Teil der Umkleide warte man noch auf die Genehmigungen. „Das mit der Energieversorgung ist wirklich ein Problem, denn ohne die funktioniert hier nichts.“ Sie kritisierte, dass das Blockheizkraftwerk gebaut wurde, obwohl die Genehmigung fehlte. Auch Sylvia Wagner (Linke) glaubte nicht, dass alles, was Steinhart auf dem Rundgang ankündigte, in einem halben Jahr zu schaffen sei. Andere Stadtverordnete hingegen gingen nach einer einstündigen Rundtour durch das Gebäude zufrieden von der Baustelle. „Mitschuld an den Verzögerungen hat auch die Baubehörde des Landkreises“, so CDU-Fraktionsschef Hermann Bobka. Die Therme werde jetzt rechtzeitig fertig. Und sie habe eine enorme Auswirkung auf die Entwicklung der Havelauen. „Ohne sie würde es nicht die neuen Wohnungen und Eigenheime geben, die hier zukünftig entstehen werden“, sagte Ditmar Wick (CDU).
Auch der Kristallbäderchef ist zuversichtlich, dass „hier keine Reibungsverluste mehr reinkommen“. Im Nachhinein, so stellte er fest, hätte er öfters den Kontakt zu den Behörden suchen sollen. „Ich gebe zu, wir haben Fehler gemacht.“ Die Selbstkritik hielt nicht lange an. Mit eilendem Schritt lief er zu den Thermenbecken in Blütenoptik. „Wir werden ein Natron- und Solebecken haben.“ Hier könne man entspannen. Dort, er zeigte auf einen Durchbruch in der Wand, komme der Übergang zum Wellenbad hin. Das sei für Familien. Der Bau des 100 Meter langen und 80 Meter breiten Beckens sowie des Hotels mit 160 Doppelzimmern soll kurz nach der Eröffnung starten, kündigte Steinhart an. Die Baustelle wird damit vorerst bleiben.
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