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Potsdam-Mittelmark: Konzepte statt Gemecker

Landkreis stellt neue Wirtschaftsförderin für Raum Werder vor. Beratungsnote soll sich verbessern

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Werder (Havel) - Werder soll wieder eine der Hauptanbauregionen für den Obstbau in Deutschland werden. Das Ziel hatte Landrat Wolfgang Blasig (SPD) zum diesjährigen Start der Kirschernte verkündet. Die Frau, die es richten soll, hat das Landratsamt gestern bei einer Pressekonferenz in Seddiner See vorgestellt: Steffi Marquardt wird sich künftig ausschließlich um die Wirtschaftsförderung im Großraum Werder kümmern.

Die Diplom-Landwirtin, die zuletzt bei der Brandenburgischen Kommunalakademie in Potsdam tätig war, wird künftig die wichtigste Ansprechpartnerin vom Landkreis für die Sorgen, Nöte und Projekte der Unternehmer und Bauern in Werder, Schwielowsee, Beelitz, Michendorf und Seddiner See sein. Marquardt will bei kniffligen Fragestellungen helfen, etwa wenn Projekte drohen, an der Intervention der Bauaufsicht oder der Unteren Naturschutzbehörde zu scheitern. Sie sieht die Chance, durch frühzeitige Gespräche gegenseitiges Verständnis zu wecken. An solcher Hilfestellung fehlt es offenbar noch im Landratsamt.

Eine Untersuchung der Technischen Hochschule Wildau hatte der Wirtschaftsförderung vor zwei Jahren kein gutes Zeugnis ausgestellt: Unternehmer gaben ihr nur die Schulnote 3,5, bis zum Jahr 2015 soll das auf 2,5 verbessert werden, sagte Vizelandrat Christian Stein (CDU). Dazu hat er die Abteilung personell aufgestockt, der Kreis wurde in drei Wirtschaftsregionen aufgeteilt: den Raum Teltow, in dem man den Branchenschwerpunkt Gesundheitswirtschaft, Optik und Photonik sieht (PNN berichteten), den Belziger Raum, wo man vor allem Tourismus und Gesundheitswirtschaft fördern will und den Raum Werder, in dem man die Hauptpotenziale in der Ernährungswirtschaft sieht. Jede Region hat künftig einen Ansprechpartner.

Steffi Marquardt will für den Werderaner Obstbau den gerade beginnenden Aufbau einer neuen Vermarktungsstrategie nach dem Vorbild der Obstbauregion Burgenland (Österreich) aktiv unterstützen: Unter dem Stichwort „GenussRegion Werdersches Havelland“ soll eine Dachmarke geschaffen werden. Marquardt hofft, dass die Obstbauern bei solchen Projekten an einem Strang ziehen. Sie wünscht sich mehr Optimismus in der Branche, konkrete Wünsche und Konzepte statt „Gemecker“.

Marquardt ist sich darüber klar, dass ihr „keine langweilige Aufgabe“ bevorsteht, zumal sie neben Werder auch drei andere Gemeinden zu betreuen hat und die Probleme vielfältig sind. Schwielowsees Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) etwa hofft, dass die Tourismusförderung nicht unter die Räder kommt. Michendorfs Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) hat Marquadt bereits zum nächsten Unternehmerstammtisch eingeladen. Außerdem regt er eine Initiative für Hochgeschwindigkeits-DSL in den Gewerbegebieten des Landkreises an. Viele Unternehmen würden eine Ansiedlung inzwischen von der Internetverbindung abhängig machen.

Werders Bauamtsleiter Axel Wolf sieht das größte Hindernis für Unternehmertum in der Technischen Bauaufsicht. „Ich habe das Feedback von sehr vielen Architekten, dass es in unserem Landkreis besonders schwierig ist, eine Baugenehmigung zu bekommen.“ Ähnlich sieht es Axel Zinke (parteilos), Bürgermeister von Seddiner See. „Die Unternehmer erwarten eine aktive Lösungssuche in kürzester Zeit.“ Die Wirtschaftsförderung hat sich immerhin ein ehrgeiziges Ziel formuliert: Firmenanfragen sollen künftig in höchstens fünf Tagen beantwortet sein.

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