Potsdam-Mittelmark: Korruptionsverdacht am Seddiner See
Staatsanwaltschaft untersucht fehlerhafte Genehmigung des Landratsamtes für einen Steg am Golfplatz
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Seddiner See / Michendorf - Wegen Korruptionsverdachts im Zusammenhang mit dem geplanten Bau eines Steges am Seddiner See ermittelt jetzt die Staatsanwälte. Es gebe einen Anfangsverdacht gegen den ehemaligen Amtsleiter der Kreiswasserbehörde Axel B., einen Verantwortlichen des Golfplatzes am Seddiner See und den Direktor des Seddiner Instituts für Gewässerökologie, Olaf M., sagte der zuständige Abteilungsleiter bei der Staatsanwaltschaft Neuruppin, Frank Winter, gestern den PNN. Konkret geht es um den Bau einer insgesamt 72 Meter langen Steganlage mit Badeplattform vom Golfplatz bei Wildenbruch durch den Schilfgürtel in den Seddiner See.
Im Zuge der Ermittlungen habe es Durchsuchungen in den Büros des Golfplatzes, in den Wohnhäusern des Institutschefs und des einstigen Amtsleiters sowie im Seddiner Institut gegeben, bestätigte Winter. Der Hinweis auf den Verdacht der Bestechung und Bestechlichkeit sei vom Landratsamt gekommen.
Dort war man Mitte des Jahres auf den Fall aufmerksam geworden. Der mit dem Steg-Bau beauftragte Architekt habe sich wegen Detailfragen an die Kreisverwaltung gewandt, sagte Landrat Wolfgang Blasig (SPD) gestern den PNN. Hier kannte jedoch niemand einen Bauantrag für den Steg. Umso erstaunter sei man gewesen, dass der ehemalige Amtsleiter der Kreiswasserbehörde kurz vor seiner Pensionierung bereits eine wasserrechtliche Genehmigung dafür erteilt hatte. „Warum er diese einsame Entscheidung getroffen hat, wissen wir nicht“, so Blasig. Das Landratsamt musste die fehlerhafte Genehmigung zurückziehen.
Der Institutsleiter ist ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten, weil er laut Unterlagen an dem „Genehmigungsmanagement“ mitgewirkt habe, so Winter. „Wir ermitteln jetzt ergebnisoffen, ob sich daraus ein Straftatbestand ableiten lässt“, sagte der Staatsanwalt. Insgesamt handele es um „einen Anfangsverdacht in einem frühen Stadium“. Die Auswertung der bei den Hausdurchsuchungen gefundenen Unterlagen werde ergeben, ob sich der Korruptionsverdacht erhärtet oder ausgeräumt werden kann.
Golfclub-Vorstand Horst Schubert sagte gestern den PNN, der Steg solle in erster Linie für Wartungsarbeiten an der Pumpe einer Seewasser-Reinigungsanlage dienen, die 40 Meter vor dem Ufer entfernt im See installiert ist. Geplant sei, den Steg über zwei vorhandene Rohre zu legen, über die gereinigtes Seewasser und Grundwasser in den See geführt wird. Wartungsarbeiten hätte man bislang nur mit Booten durchführen können. Gleichzeitig sei aber auch ein Schwimmsteg vorgesehen gewesen.
Den Auftrag zur Abwicklung des Genehmigungsverfahren habe man an das Institut für Gewässerökologie vergeben. Als dann die wasserrechtliche Genehmigung eintraf, sei der Auftrag zum Bau des Steges ausgeschrieben und erteilt worden. Dabei habe man sich auf das Institut für Gewässerökologie verlassen, mit dem der Golfplatz seit vielen Jahren zusammenarbeite, so Schubert. Unter anderem zeichne das Institut für das regelmäßige Seewasser-Monitoring verantwortlich. Dazu wurde der Golfplatz verpflichtet, seitdem Seewasser zur Bewässerung entnommen wird.
An dem Stegprojekt will der Golfplatz weiter festhalten. Nach Gesprächen mit dem Landratsamt ist Anfang November ein Bauantrag eingereicht worden. Im Genehmigungsverfahren werde nun wieder bei Null angefangen, so Landrat Blasig. Ein Steg für technische Wartungsarbeitern sei denkbar. Für eine Badeplattform und Bootsanlegeplätze sieht Blasig jedoch wenig Chancen. Hagen Ludwig
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