Potsdam-Mittelmark: Kraft des Kreiskolbens
Cottbuser Ingenieure wollen dem Wankelmotor zur Renaissance verhelfen
Stand:
Cottbuser Ingenieure wollen dem Wankelmotor zur Renaissance verhelfen Von Peter Jähnel Der Wankelmotor soll von Cottbus aus eine neue Chance bekommen. Ingenieure aus der süddeutschen Heimat seines Erfinders Felix Wankel (1902-1988) arbeiten gemeinsam mit Lausitzer Entwicklern und Wissenschaftlern an einer neuen Motor-Familie. Eine junge Cottbuser Firma steuert die Entwicklungsarbeit und sucht nach Anwendern für den Kreiskolbenmotor. Im Januar 2004 soll der erste Prototyp des Dieselantriebes auf dem Prüfstand getestet werden. Die damaligen Hoffnungen um den Motor mit dem dreieckigen Kreiskolben, den Felix Wankel 1959 patentieren ließ, hielten nicht lange. „Den Durchbruch hat der Wankelmotor gegenüber dem Hubkolbenmotor nicht geschafft, aber wir arbeiten daran“, sagt Michael Schirmer, Geschäftsführer der Wankel Super Tec GmbH in Cottbus. Nur der japanische Automobilkonzern Mazda baut mit Benzin betriebene Wankelmotoren in seine Fahrzeuge ein, bislang mehr als zwei Millionen Stück. Doch Schirmer ist angetreten, um der für ihn aussichtsreichen Technologie neue Möglichkeiten zu eröffnen. „In Cottbus soll in naher Zukunft ein Zentrum für die Entwicklung und Fertigung von Wankelmotoren entstehen“, kündigt der Maschinenbauingenieur an. Er ist bislang der einzige Firmenmitarbeiter, was sich jedoch mit weiter fortschreitender Entwicklung schnell ändern soll. Zuvor hatte Schirmer bei mehreren großen Unternehmen in Deutschland an Luftfahrttechnik und Antrieben gearbeitet, zuletzt beim Luftschiffunternehmen CargoLifter in Brand (Dahme-Spreewald). Der Ingenieur kann sich auf die Entwicklungsarbeit der Nachfolger von Wankel um dessen ehemaligen Chefkonstrukteur Dankwart Eiermann stützen. Sie hatten zum Beispiel in der Wankel Rotary GmbH in Korb bei Stuttgart versucht, einen verbesserten Kreiskolbenantrieb zu entwickeln, waren jedoch dort an fehlendem Kapital gescheitert. Die Firma musste Insolvenz anmelden und wurde von der sächsischen Wankel AG übernommen. Diese verfügt aber nicht über Produktionskapazitäten, sondern verwaltet nur die Dokumentation. Auch der Esslinger Schwabe Ernst Sigmund, seit einigen Jahren Präsident der Cottbuser Universität, engagiert sich für das Projekt. Der Professor für Theoretische Physik hatte Mitte der 90er Jahre Kontakt zu der Ingenieursgruppe um Eiermann aufgenommen. „In Deutschland haben wir das weltweit beste Entwicklungsteam für den Wankelmotor“, schätzt der Wissenschaftler ein. Er half dabei, die Wankel-Firma in Cottbus im Februar 2003 anzusiedeln und bezieht sie in die Forschungsarbeit der Hochschule ein. Mit der kanadischen Firma Rotor Power Corporation Inc. fanden die deutschen Ingenieure einen Investor. Die Kanadier erwarben 20 Prozent an der Wankel Super Tec GmbH und wollen zunächst fünf Millionen Euro in die Entwicklungsarbeit stecken. Bis 2005 soll die Vorserie stehen. Dann können diese Wankelmotoren auch mit Kerosin, Diesel, Biodiesel sowie Wasserstoff oder Erdgas betrieben werden. „Unser Prototyp ist als 45 kW starker Einscheibenmotor ausgelegt, der je nach Bedarf mit weiteren Modulen ergänzt werden kann“, erläutert Schirmer. Weitere Vorteile seien geringe Emissionen und ein besseres Verbrennen von Kraftstoff als andere Wankelmotoren. „Außerdem ist der mit Diesel betriebene Wankelmotor leiser, leichter und kleiner als andere Motoren und kann schneller montiert werden.“ Der Wankelmotor soll vor allem für Aggregate zur Stromerzeugung, in Schneemobilen und für Jet Skis beim Wassersport eingesetzt werden. Auch das Militär hat Interesse an leichten, zuverlässigen und Kerosin verbrennenden Luftfahrtantrieben angemeldet, so für unbemannte Aufklärungsflugzeuge, sogenannte „Drohnen“. Weiteres im Internet unter: www.wankelsupertec.de
Peter Jähnel
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: