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KulTour: Kräfte der Orgel besänftigt Orgel und Panflöte in Beelitzer St. Marien

KulTour Beelitz - Nicht oft, doch dafür regelmäßig veranstaltet die Beelitzer Stadtpfarrei Konzerte in St. Marien.

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KulTour Beelitz - Nicht oft, doch dafür regelmäßig veranstaltet die Beelitzer Stadtpfarrei Konzerte in St. Marien. Am Sonnabend stand ein scheinbar „ungewöhnliches Experiment“ auf dem Programm, die versuchte Ehe zwischen der königlichen Orgel und ihrem kleinen Vorläufer, der archaischen Panflöte oder Syrinx, wie man sie heute noch zwischen den Anden und dem Balkan kennt, früher überall auf der Erde. Helmut Hauskellers Instrument ist aus Bambus und selbst gebaut. Angeregt durch die rumänischen Virtuosen Stanciu und Zamfir, hat er sich seit seinem 14. Lebensjahr als Autodidakt dem Instrument des griechischen Hirtengeistes verschrieben. Martin Heß absolvierte die Kirchenmusikschule Halle mit dem B-Examen, bei Johannes-Ernst Köhler in Weimar kam dann die „A-Klasse“ dazu. Beide konzertieren schon seit 1992 miteinander, sie verbindet eine deutliche Neigung zum Harmonischen. Das zeigte sich in der ausgewählten Literatur wie in ihrer Interpretation: Eingebettet in rumänische Folklore zu Eröffnung und am Ende – wobei die Orgel solche Klänge mit Sanftmut begleitete – gaben die Musiker nicht oft gespielte Werke von der Renaissance bis zur „Moderne“, von Girolamo Fantini (1600 -1675) bis Marco Enrico Bossi (1861-1925), von Bach bis zum 1991 verstorbenen Gaston Litaize – ein luftiges Sommerprogramm mit dem Anspruch, zeitig und zeitlos zu sein, weltlich und spirituell, liturgisch und religiös im christlichen Sinn. Die Frage, wie sich die so unterschiedlichen Instrumente vertrügen, stellte sich nicht. Die präsentierte Literatur forderte ja meist den – hier von der Orgel gegebenen – basso über einer geblasenen Melodiestimme. Freilich erzeugt die Syrinx eine weichere Stimmung als eine andere Flöte, harmonisches Kolorit, ohne welches sie wohl nicht sein kann. Vielleicht besänftigte sie gar die Kräfte der Orgel, wie beim „Moderato religioso“ von Emanuel Kaucky (1904-1953), einem meditativen, mit Gefühl und Ausdruck gegebenem Stück arienhafter Natur, oder in Litaize“s „Prelude liturgique“, das mit tiefster Tonlage der Panflöte beginnt und, nach schönen Vibrati und schonenden Dissonanzen der Orgel, in schwindelnden Höhen endigt. Emotionen zwischen Himmel und Erde, die Akustik in St. Marien gab das mit Brillanz zurück. Martin Heß zeichnete sich (nicht nur in Solostücken) durch Werktreue und eher verhaltene Interpretation aus: Bachs Präludium Es-Dur (BWV 552), klar gegliedert und durchweg in mäßige Tempi gesetzt, war ein Genuss mancher Ohren, auch die Choralbearbeitungen aus Opus 22 von Brahms strahlten in Ruhe, Schönheit und Geist. Ähnlich Lefébure-Wély“s (1817-1870) fast hymnischer Fuge op. 122 Nr. 6 , der eine perlende, fast überschwenglich heitere Sortie folgte. Emotionen zwischen Himmel und Erde! Geradezu nobel, jedenfalls immer ausgeglichen das Ensemble beider Instrumente. Mit kantabler Eleganz und Leichtigkeit Girolamo Fantanis „Corrente ´detta dello staccoli“ . Genauso fern aller Gravitation das Gotteslob von G. F. Kaufmann (1679-1735), ein prachtvoller Choral. Hauskeller spielte alle Parts aus dem Gedächtnis, dabei wandelte er, angelegentlich, auf der Empore und durch die Gänge, etwa beim fast schmerzhaften Opus 104 Nr. 4 („Resignation“) von Bossi (1861-1925). Eindrucksvoll und in Summa ein Wunder: Die stimmgewaltige Königin dient einem „kleinen“ Instrument mit Hingabe! Das war nur gerecht und sehr schön, der Hörende fühlt sich in solchem Geiste reichlich beschenkt.

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