Potsdam-Mittelmark: Kraftstoff aus dem Biomeiler
Bei einem Erdgas-Auto-Forum in Werder war auch die Biogas-Lobby vertreten
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Werder (Havel) - Die Securitas in Potsdam hat es nicht bereut: Seit 1999 wird die Flotte des Sicherheitsunternehmens mit 15 Autos per Erdgas betrieben. Ein Opel Zafira zum Beispiel verbraucht fünf Kilogramm auf 100 Kilometer – bei einem steuerbegünstigten Kilopreis von 88 Cent. Burkhard Teichmann, langjähriger Flottenchef, rechnet vor: Bei 30 000 Kilometern gibt es für Diesel eine Einsparung von 1020 Euro, für Benziner von 1740. „Und unsere Autos fahren mehr als das.“ Die Mehrkosten sind schnell wieder drin, zudem Stadtwerke und Lieferunternehmen die Erdgas-Wahl häufig mit 500 Euro fördern. „Das Tankstellennetz ist inzwischen so dicht, dass es kaum Probleme in der Betankung gibt.“
„Erdgas als Kraftstoff“ ist auch ein Thema für die Stadtverwaltung Werder, sagt Bürgermeister Werner Große (CDU). Bei Neuanschaffungen will man die Chance nutzen, die Stadtkasse von Tankkosten zu entlasten. Diese Woche lud die Stadt – gemeinsam mit der EMB, den Havelländischen Stadtwerken und dem Energieberatungsbüro WEN Consulting – zu einer Informationsveranstaltung zu dem Thema ein. Klar haben die Erdgaslieferanten Interesse daran – in Neubauten kommen immer häufiger regenerative Öfen oder Boiler zum Zuge, immer weniger Menschen kochen mit Gas. Man will die Energiewende nicht verschlafen, muss rechtzeitig neue Kunden akquirieren. Opel-Schachtschneider warb dazu für seine Erdgas-Fahrzeuge. Doch auch die Biogas-Lobby war eingeladen.
Für Bürgermeister Große war die Veranstaltung ein Baustein im Rahmen der Lokalen Agenda 21: Werder will eine umweltverträgliche Verkehrsentwicklung verfolgen, ressourcenschonende Verkehrsmittel sollen Vorrang haben. „Erdgas ist von den fossilen Energieträgern der mit der geringsten CO2-Emission“, so Große. Mit der Zumischung von aufbereitetem Biogas in das Energienetz könne sie weiter reduziert werden.
Bis 2010 hat sich die Energiewirtschaft verpflichtet, zehn Prozent des Erdgasverbrauchs an Tankstellen durch Biogas zu ersetzen, wie der Chef des Bundesverbands Biogener Kraftstoffe, Martin Tauschke, erklärte. Es könnte – entsprechend aufbereitet – auch in Reinform genutzt werden. Ein Thema also auch für die Landwirte der Region. Nicht umsonst war die bei der Grünen Woche gekürte, Brandenburgische Energiepflanzenkönigin Veronika Baumann eingeladen. Sie ist seit 38 Jahren in dem Bereich tätig, jetzt im Umweltministerium für die Genehmigungen der Biogasanlagen zuständig. 41 Erdgastankstellen im Land seien eine gute Struktur, um bis 2020 zehn Prozent des Kraftstoffverbrauchs durch Erdgas abzudecken – eine EU-Vorgabe. Biogas könnte profitieren, aber „bei der Beimischung muss das Gebot der Ausgewogenheit in Bezug auf Naturverträglichkeit gelten“.
Was den Alltag mit Erdgasautos angeht, werden die guten Erfahrungen der Securitas in einer Studie der Technischen Fachhochschule Wildau bestätigt: Sie hatte vor allem den Klein-Transporterbereich in Ballungszentren untersucht: Drei Unternehmen mit 94 Erdgasfahrzeugen wurden für einen längeren Zeitraum begleitet. Die Erfahrungen waren durchweg erfreulich, so Studienleiter Bertram Meimbresse. Nachteile wie das etwas eingeschränkte Ladevolumen oder die Tankstellendichte werden durch die massiven Vorteile – was laufende Kosten und wachsende Umweltstandards angeht – komplett aufgewogen. Henry Klix
Die TFH-Studie im Internet:
www.tfh-wildau.de/tqm/index_3195.htm
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