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Von Thomas Wendel: Kraftvoll an die Spitze

Werderaner Sportlerpaar Sylvia und Frank Wunderlich stellte sich im Stadtsportbund vor

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Werder (Havel) - Für ein Sportlerleben sind die beiden steinalt. Sie Jahrgang 1965, 83 Kilo schwer. Er ein Jahr älter, mit 59 Kilo etwas leichter: Und dennoch sind beide erfolgreich. Bei der Weltmeisterschaft der Master im Kraftdreikampf hat Sylvia Wunderlich im September in Pilsen die Silbermedaille gewonnen. Ihr Ehemann Frank, ebenfalls Kraftsportler, war in Pilsen als Trainer aktiv: Beide leben noch nicht lange in Werder, häufig sieht man sie zum Ausgleich die Havel lang spazieren, Rad fahren oder laufen.

Am Samstag stellten sie sich als erfolgreiche Sportler bei der jährlichen Auszeichnungsfeier des Stadtsportbunds vor, auch ganz praktisch: Sylvia Wunderlich stemmte in der Hocke, auf dem Rücken liegend oder stehend die Hanteln, ihr Mann assistierte ihr dabei. ,,Es ist schon ein schönes Gefühl, wenn man auf dem Treppchen steht und eine Nationalhymne gespielt wird“, erzählte sie später – auch wenn es in Pilsen die US-amerikanische war, weil Siegerin wie Drittplatzierte aus den USA kamen.

Die Mühe von fünf Tagen mit zwei bis drei Stunden Training jede Woche nach der Arbeit in der Plessower Zollschule hatte sich damit gelohnt. Kniebeugen, Bankdrücken, Kreuzheben: Das ist der Kraftdreikampf. Der Wettkampf ähnelt dem Gewichtheben. Drei Durchgänge, immer mit mehr Gewicht. Im ersten Versuch in Pilsen hat sie schon ,,ein gutes Gefühl“. Im dritten Versuch beim Kniebeugen hebt sie dann 130 Kilo, ein perfekter Start. ,,Den Wettkampf kriegt man da nur nebenbei mit.“ Bevor das Bankdrücken kommt, kann sie etwas entspannen. Schließlich hebt sie nach einer weiteren Pause 150 Kilo im Kreuzheben hüfthoch. ,,Meine persönliche Bestleistung“, resümiert die gebürtige Frankfurterin. In den drei Disziplinen hat sie damit 370 Kilo gestemmt – die siegreiche Amerikanerin hat mit 415 Kilogramm noch manches Pfund mehr gewuchtet.

,,Es gibt hierzulande noch nicht so viele Sportler in dieser Sportart“, räumt Sylvia Wunderlich ein. Nur 7 Frauen und 15 Männer aus Deutschland kämpfen in verschiedenen Alters- und Gewichtsklassen. Sie selbst hatte sich vor zehn Jahren nach einem Kreuzbandriss von der Leichtathletik hin zum Kraftsport orientiert.

Eine Woche verbringt das Ehepaar Wunderlich in Pilsen. Für eine Brauerei-Besichtigung fehlen Zeit und Muße. ,,Wir helfen untereinander bei den Kämpfen und am Abend reicht es gerade noch für ein Glas Wein“, sagt Trainer Frank Wunderlich. ,,Da gibt es während der Wettkampf-Woche keine Freizeit.“

Beide arbeiten beim Zoll und sind finanziell abgesichert. Doch auch wenn sie sich mit dem Nationaltrikot präsentieren, zahlen müssen sie selber. Ein Tausender kostet ein europäischen Wettkampf schon, in den USA oder Australien wegen der Flugkosten das Doppelte. Trainieren kann das Paar, das seit 2005 in Werder lebt, beim „Sanssouci Gym“ in Potsdam.

,,Für den Sport muss man gesund und fit sein“, sagt Frank Wunderlich. Er stammt aus dem Vogtland und hat seine Sportlerkarriere mit dem Skispringen begonnen. Später wurde er Leichtathlet, nach einer Sprintverletzung musste er vor acht Jahren aufhören.

Doch nach zwei Operationen hat er sich zurück an die Spitze gekämpft: Frank Wunderlich hat mehrere Medaillen bei deutschen und internationalen Senioren-Meisterschaften im Bankdrücken und Kraftzweikampf gewonnen. Auch bei den Polizei-Weltmeisterschaften in New York will er dieses Jahr ganz vorne landen, bei den Deutschen Meisterschaften im Dezember in einer Einzeldisziplin ,,wäre eine Medaille noch mal schön", sagt der 46-Jährige. Und weil er selber einen guten Trainer hatte, kann er nicht nur seinen Trainingsplan erstellen – sondern auch seine Frau zur Medaille führen.

Thomas Wendel

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