Von Antje Horn-Conrad: Krähenfüßen auf der Spur
Von der Kosmetik zur Biometrie: 3D-Gesichts-Scanner aus Teltow sind weltweit gefragt
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Teltow – Die Technik ist unbestechlich. Mikrometergenau scannt „Primos“ die feinen Augenfältchen und bildet die Tiefe der ungeliebten „Krähenfüße“ auf dem Computer ab. Wer aber will das schon so genau wissen?
„In erster Linie die Kosmetikindustrie“, sagt Gottfried Frankowski, Geschäftsführer der Teltower GF Messtechnik GmbH, die das optische 3D-Hautmessgerät „Primos“ entwickelt hat, selbst herstellt und weltweit erfolgreich vertreibt. In allen namhaften Kosmetikfirmen der Welt finden sich inzwischen die Messgeräte aus Teltow. Mit ihnen können die Hersteller die Wirksamkeit ihrer Produkte überprüfen. Spezielle Software legt die gescannten Bilder vor und nach der Behandlung übereinander und macht so deren Erfolg oder Misslingen sichtbar. In der Medizin lassen sich auf diese Weise Wundheilungsprozesse und Vernarbungen messen. Und auch die dermatologische Forschung kann ihre Studien dank Primos mit präzisen Messdaten untersetzen.
Nun aber hat sich die GF Messtechnik GmbH, die seit 1996 in Teltow ansässig ist, ein ganz neues Anwendungsgebiet für ihre optischen Geräte erschlossen: die Personenidentifizierung. Brandenburgs Wirtschaftsministers Ulrich Junghanns konnte sich kürzlich bei einem Besuch im Unternehmen von der Präzision der hier entwickelten biometrischen 3D-Scanner überzeugen. In Sekundenschnelle war sein Gesicht gescannt und in einer Datenbank als Referenz gespeichert worden. Bei einer erneuten Aufnahme kann die Software nun das Gesicht anhand spezifischer Merkmale mit einzelnen hinterlegten Referenzen vergleichen oder aus der Datenbank identifizieren.
Das Bundesamt für Sicherheit und Informationstechnik in Bonn hält diese Teltower Neuentwicklung im internationalen Vergleich für den „aussichtsreichsten Face-Scanner“, berichtet Gottfried Frankowski. Internen Studien zufolge wird es für Sicherheitsbereiche weltweit einen Bedarf an 32 Millionen Geräten geben. Die GF Messtechnik (GFM) hat die Erprobungsphase bereits abgeschlossen und schon die ersten fünf Scanner verkauft. Für Ulrich Junghanns ist die Teltower HighTech-Firma ein Vorzeigebeispiel für die Innovationsstärke Brandenburger Unternehmen. Die 36 Angestellten der GFM erwirtschaften im Jahr einen Umsatz von 155 000 Euro pro Mitarbeiter. Und das Unternehmen wächst. Sechs neue Arbeitsplätze wurden 2008 geschaffen. „Allerdings konnten wir erst vier neue Mitarbeiter einstellen“, schränkt Gottfried Frankowski ein. „Die Softwarespezialisten, die wir suchen, sind schwer zu finden.“
Deshalb engagiert sich der Geschäftsführer selbst für den Nachwuchs und lädt Ingenieurstudenten aus aller Welt ins Unternehmen ein, hier für ihre Diplomarbeit zu forschen oder sich fachlich zu spezialisieren. Um das Wissensgebiet der optischen Formerfassung weiter voranzubringen, hat er gemeinsam mit der Universität Stuttgart sogar einen Gottfried-Frankowski-Preis ausgeschrieben. Im vergangenen Jahr konnte er zum ersten Mal vergeben werden.
Antje Horn-Conrad
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