Potsdam-Mittelmark: Kräuter und gute Taten
Caputher Kräuterfrauen treffen sich seit neun Jahren / Spende von 1 200 Euro an Rollstuhltänzer
Stand:
Schwielowsee – Tanzen ist für Marlies und Hermann Gericke nicht nur Leidenschaft, sondern auch ein heilsames Hobby: „Alle Muskeln, Sehnen und Sinne, die beim Sitzen inaktiv bleiben, sind beim Tanzen in Aktion“, sagen sie. Die Freizeitbeschäftigung der beiden mag manchen verblüffen, denn Marlies Gericke sitzt im Rollstuhl.
Sie und ihr Mann sind Mitglieder der Rollstuhltanzgruppe „Mittendrin“ im havelländischen Möthlitz. Die Gruppe will sich demnächst einen neuen Rollstohl leisten, und dafür kam jetzt eine Spende in Höhe von 1 200 Euro vom Schwielowsee – eine weitere gute Tat der Caputher Kräuterfrauen. Seit mittlerweile neun Jahren gibt es diese lose Verbindung Gleichgesinnter, die sich eigentlich mit der heilsamen Wirkung von Kräutern beschäftigen. Die Spendenübergabe vor kurzem war ein Geburtstagsgeschenk – dass sie anderen gemacht haben.
Die Gerickes aus Möthlow vermitteln ihre Erfahrungen in Rehakliniken und Schulen für Sozialberufe. So manchen Patienten konnten sie mit der Tanztherapie darüber hinaus aus der Vereinsamung lösen. „Ich selbst fühle mich mit dem Sport wohler und dem Leben freudiger zugewandt“, so Marlies Gericke. Die beiden zeigten auch in Caputh ihr Können. Ihr Motto deckt sich mit dem der Kräuterfrauen: „Wir wollen helfen, andere glücklich zu machen.“ Der Rollstuhltanz soll demnächst sogar olympische Disziplin werden.
Die Kräuterfrauen haben schon öfter geholfen: Sie haben erwachsenen Behinderten vom Babelsberger Oberlinhaus Busfahrten und Gruppenfeste ermöglicht und für die Anschaffung eines Therapiehundes für taubblinde Jugendliche in dieser Einrichtung gesorgt. Außerdem haben sie den Druck eines Blindenbuches in Punktschrift mitfinanziert. Dabei war es ihnen ursprünglich nur um Kräuter gegangen. 1997 hatte Eva Mosheim-Heinrich eine Naturheilpraxis im Ort eröffnet. Einige der Patienten waren am Thema so interessiert, dass sie den Vorschlag machten, sich regelmäßig zu treffen. „Ich war begeistert von der Idee“, erinnert sich die Heilpraktikerin.
Zunächst trafen sich die Frauen in privaten Räumen. Es wurde über Kräutertherapie im Allgemeinen gesprochen und nach Behandlungsmöglichkeiten bei Leuten aus dem engeren Umfeld gefragt. Mosheim-Heinrich wusste meistens Rat und gab Rezepte weiter, deren Zutaten aus der Apotheke geholt werden konnten. Zu den Vegetationszeiten bestimmter Kräuter unternehmen die Frauen regelmäßig Wanderungen in die Natur, sprechen vor Ort darüber, wie sich das Geerntete haltbar machen lässt, wie und wann es als Tee eingesetzt werden kann. Und sie überlegen, wo Hilfe gebraucht wird. Wolfgang Post
Wolfgang Post
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: