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Bald ein neues Heim? Derzeit wohnen in der Containersiedlung in Neuseddin dem Kreis zufolge 110 Menschen. Der Umbau eines ehemaligen Ärztehauses im Ort sei aber so gut wie abgeschlossen. Der Umzug sei für den 1. Oktober geplant, heißt es.

© Andreas Klaer

Flüchtlinge in Potsdam-Mittelmark: Kreis gibt Notunterkünfte auf

Aus der Teltower Warthestraße sollen Flüchtlinge ab 22. September in ein neues Wohnheim ziehen. Auf eine Unterbringung in Nuthetal und Töplitz wird verzichtet – vorerst.

Von Enrico Bellin

Stand:

Der Landkreis Potsdam-Mittelmark will sich von mehreren Notunterkünften für Flüchtlinge trennen. Wie Kreissprecher Kai-Uwe Schwinzert den PNN bestätigte, wird ein neues Übergangswohnheim in der Teltower Oderstraße am 22. September bezogen, dort sollen die derzeit in der Notunterkunft in der Warthestraße untergebrachten Flüchtlinge unterkommen. Die Flüchtlinge hätten dort wesentlich mehr Platz und bessere Wohnbedingungen. Auch die Notunterkünfte in Brück und Kuhlowitz sollen in den kommenden Monaten geräumt werden. Zudem werde der Landkreis vorerst die geplante Unterbringung von Asylbewerbern in Töplitz und Nuthetal nicht weiter verfolgen.

Wie Schwinzert sagte, habe der Landkreis in diesem Jahr bisher knapp 200 Flüchtlinge aufnehmen müssen. „Im Frühjahr haben wir intern noch mit 1000 Menschen gerechnet“, so der Sprecher. Diese Zahl wird nun sicherlich nicht mehr erreicht. Eine konkrete Prognose über die Zahlen bis Jahresende liege dem Kreis aber nicht vor. Derzeit bekomme man vom Land nur Flüchtlinge zugewiesen, wenn er sie auch wirklich unterbringen wolle, mit Ausnahmen etwa bei Familienzusammenführungen. Von der Unterbringung von Flüchtlingen in einem ehemaligen Erntelager in Töplitz nahe der Autobahn und einem früheren Baumarkt in Bergholz-Rehbrücke ziehe man sich deshalb vorerst zurück. Ganz aufgegeben sind die Vorhaben Schwinzert zufolge noch nicht. „Wir können jetzt keine Standorte verwerfen, die im kommenden Jahr vielleicht doch wieder nötig werden“, sagte er.

Sicher sei jedoch, dass man sich von der Flüchtlingsnotunterkunft in einer von der Bundeswehr gemieteten Kaserne in Brück verabschieden will. Der Mietvertrag sei noch einmal um das erste Quartal 2017 verlängert worden, danach würden die 48 Plätze dort aber nicht mehr benötigt. Auch die Notunterkunft in Kuhlowitz mit 43 Plätzen wird in den nächsten Monaten außer Betrieb gehen. Notunterkünfte müssen im Gegensatz zu Gemeinschaftsunterkünften nicht alle Qualitätsstandards etwa zur Wohnfläche pro Person erfüllen, sie dienen primär der Vermeidung von Obdachlosigkeit.

Der Stahnsdorfer Gemeindevertreter Christian Kümpel (FDP) hatte sich den PNN gegenüber besorgt über die Zustände in der Notunterkunft in der Teltower Warthestraße geäußert, in der Plätze für 109 Flüchtlinge vorhanden sind. So gebe es im Haus etwa keine Kochmöglichkeiten, zudem sei nicht immer der Zugang zu Waschmaschinen gewährleistet. Schwinzert zufolge gibt es im Haus, das zum Monatsende leergezogen wird, aber durchaus Kochherde. „Im Waschraum gab es tatsächlich einen Wasserrohrbruch, weshalb die Waschmaschinen kurzzeitig nicht zugänglich waren“, so Schwinzert. Man müsse bei aller Kritik aber auch bedenken, dass es sich in der Warthestraße eben nur um eine Notunterkunft handele. Schon zum Jahresanfang hatte der Kreistag beschlossen, deshalb Räume in der Oderstraße anzumieten, in die die Flüchtlinge ziehen sollten. Das Genehmigungsverfahren hatte sich aber in die Länge gezogen – unter anderem weil die Teltower Bausatzung eine Mindestanzahl von Parkplätzen selbst für ein Flüchtlingsheim vorsah. Die Probleme sind Schwinzert zufolge nun aber gelöst.

Fast fertig sei auch der Umbau eines ehemaligen Ärztehauses in Neuseddin, das wie berichtet zur Gemeinschaftsunterkunft werden soll. Schon im Oktober 2015 wurden die Pläne für das Haus am Breitenbachplatz bekannt, seither wird es umgebaut. Der Kreis hatte auf dem Grundstück Container untergebracht, die 172 Plätze bieten, in denen Schwinzert zufolge derzeit aber nur 110 Menschen wohnen. „Wir gehen davon aus, dass ein Umzug der Bewohner in das Haus zum 1. Oktober möglich wird und wir uns dann von den Containern trennen können“, so der Kreissprecher.

Ob die Unterbringung von Geflüchteten im früheren Pfötchenhotel im Beelitzer Ortsteil Schönefeld aufgegeben werden wird, ist Schwinzert zufolge hingegen noch unklar. Bis Monatsende sei noch Zeit, über eine Verlängerung des Ende November auslaufenden Mietvertrages zu entscheiden. In fünf angemieteten Gebäuden gibt es derzeit Platz für 98 Asylbewerber, Einzug war im Januar dieses Jahres.

Ungelöst ist hingegen noch immer das Problem der Unterbringung von Flüchtlingen, deren Status bereits anerkannt ist und die deshalb ein Anrecht auf eine eigene Wohnung haben. Derzeit lebten in allen Notunterkünften und Gemeinschaftswohnheimen im Landkreis zusammen 1750 Menschen. Rund 570 von ihnen sind anerkannt und haben Anspruch auf eine bessere Unterbringung.

Wie berichtet sollen deshalb in einem Haus in der Werderaner Schubertstraße Wohnungsverbünde statt der geplanten Gemeinschaftsunterkunft für 250 Menschen entstehen. In den Verbünden sollen etagenweise einzelne Wohnungen eingerichtet werden, es soll aber auch gemeinschaftlich genutzte Bereiche geben. Dafür muss das frühere Lehrlingswohnheim jedoch umgebaut werden. Wann mit einer Fertigstellung zu rechnen ist, steht Kai-Uwe Schwinzert zufolge jedoch noch nicht fest. Auf andere Wohnheime sei dieses Modell baubedingt aber kaum übertragbar.

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