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Flüchtlinge in Potsdam-Mittelmark: Kreis prüft Traglufthallen

Der Landkreis Potsdam-Mittelmark muss 100 zusätzliche Asylbewerber aufnehmen, die Kapazitäten sind damit erschöpft. Traglufthallen sollen künftig helfen.

Von Enrico Bellin

Stand:

Potsdam-Mittelmark - Der Landkreis muss noch in dieser Woche 101 zusätzliche Flüchtlinge aufnehmen und hat dann absolut keine Kapazitäten mehr in seinen Heimen. Wie Kreissprecherin Andrea Metzler den PNN bestätigte, traf am Dienstagabend ein Fax aus dem brandenburger Sozialministerium in Bad Belzig ein, demzufolge das Land aus einem Sonderkontingent 1200 Flüchtlinge aufnehmen muss und auf die Kreise verteilt. Die Zuteilung ist zusätzlich zu den im Durchschnitt 112 Flüchtlingen, die der Landkreis jede Woche aufnehme. Die Verwaltung verhandle inzwischen über das Aufstellen von Traglufthallen, die jedoch frühestens zum Januar geliefert werden könnten. Standorte gebe es noch nicht.

Über das Handeln des Sozialministeriums ist der Kreis verärgert. „Wir wissen nicht, woher die Flüchtlinge kommen, ob es Singles oder Familien sind und wann sie überhaupt bei uns ankommen“, so Metzler. Am Mittwochnachmittag bekam die Verwaltung lediglich die Nachricht, dass Freitag oder Samstag mit der Ankunft zu rechnen sei.

"Wir sind am Limit"

Die Verwaltung ist Metzler zufolge inzwischen komplett am Limit, erst in der Vorwoche kam ein Notruf aus dem Landratsamt, der um private Wohnungen für Flüchtlinge bat. Wie berichtet gab es seither mehrere Angebote, man komme aber kaum mit dem Prüfen hinterher. „Die Situation ist eigentlich nicht mehr handelbar, wir sind am Limit“, so Metzler.

Zwar hat der Kreistag vor einer Woche 27 neue Verwaltungsstellen für die Betreuung von Flüchtlingen und deren Antragsbearbeitung genehmigt. „Die Stellen müssen aber offiziell ausgeschrieben werden, weshalb sie sicher erst zum Jahresbeginn wirklich besetzt sind.“

Suche nach Unterkünften ist schwierig

Zudem verzögert sich der Aufbau von Fertighäusern in Neuseddin. Eigentlich sollten in diesem Monat 170 Flüchtlinge auf das Gelände eines ehemaligen Ärztehauses ziehen, jetzt sollen die Häuser erst zum 1. November fertig werden. Bis dahin könne man nur noch versuchen, möglichst viele Menschen schnell auf Wohnungen zu verteilen.

Die Suche nach weiteren Standorten für Flüchtlingsunterkünfte gestalte sich schwierig. Wie berichtet liegt ein geplanter Standort für Fertighäuser an der Rettungswache Michendorf im Landschaftsschutzgebiet, der Kreis sucht nun nach anderen Standorten. Allerdings wird es laut Metzler wohl keine weiteren Low-Cost-Häuser aus Metall wie im Brücker Gewerbegebiet mehr geben, da man zu diesen auch immer Sanitärcontainer anmieten muss. Deshalb gehe man dazu über, winterfeste Zelte oder gleich Traglufthallen für bis zu 300 Menschen zu errichten. Die Hallen würden allerdings monatlich mit rund 100 000 Euro Miete und Betriebskosten zu Buche schlagen. Es würden momentan mehrere mögliche Standorte geprüft.

Ehrenamtliche wollen helfen

Laut Kreissprecher Kai-Uwe Schwinzert ist die Stimmung im Kreis noch immer sehr positiv den Flüchtlingen gegenüber. Täglich gebe es Anfragen von Ehrenamtlichen, die beispielsweise Deutsch unterrichten wollen. „Wir haben mit Steffi Wiesener extra eine Koordinatorin für die Freiwilligenarbeit“, so Schwinzert. Sie ist unter Tel.: (033841) 449517 erreichbar.

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