
© Andreas Klaer
Potsdam-Mittelmark: Kreistag gegen Pförtnerampeln
Landrat Wolfgang Blasig soll Gespräche mit Potsdams Oberbürgermeister aufnehmen
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Potsdam-Mittelmark - Die Kritik aus Potsdam-Mittelmark an den Pförtnerampeln in der Landeshauptstadt reißt nicht ab. Jetzt hat sich auch der Kreistag mit dem Thema befasst. Einstimmig haben die Abgeordneten am Donnerstagabend Landrat Wolfgang Blasig (SPD) beauftragt, dazu Verhandlungen mit der Stadtverwaltung Potsdam zu führen. Ziel der Gespräche soll sein, die Verkehrseinschränkungen durch die Pförtnerampel an der Zeppelinstraße (B 1) so weit zu reduzieren, dass ein Rückstau in das Gebiet des Landkreises Potsdam-Mittelmark ausgeschlossen wird.
Eingebracht wurde der Beschlussvorschlag von der Großen Kreistagskoalition. Durch die Pförterampeln staue sich der Verkehr von der Pirschheide durch den gesamten Ort Geltow bis in die Stadt Werder (Havel), heißt es in der Begründung. Für die Fahrt von Werder nach Potsdam würden Pendler inzwischen bis zu 30 Minuten mehr benötigen. „Im Stau stehen auch Krankenwagen mit Patienten, die zur Dialyse oder Spezialbehandlung in die Krankenhäuser der Landeshauptstadt gebracht werden müssen“, erklärte der Werderaner CDU-Abgeordnete Christian Große. Es sei „unvertretbar gefährlich“, dass die Rettungsfahrzeuge im Notfall teilweise über sieben Kilometer im Gegenverkehr fahren müssten. Zudem würden die Busse den Fahrplan häufig nicht mehr einhalten und die Fahrgäste deshalb zu spät zur Arbeit oder zur Schule kommen.
„Mindestens drei Tage in der Woche gibt es jetzt Stau in der Gemeinde Geltow, die erst kürzlich zum Staatlich anerkannten Erholungsort gekürt wurde“, erklärte Große. Scharfe Kritik übte er in diesem Zusammenhang an der Potsdamer Stadtverwaltung. „Es ist ungehörig, so mit seinen Nachbargemeinden und dem Landkreis umzugehen“, erklärte er.
Zuvor hatte das Landratsamt auf Anfrage der Linken erklärt, dass es vor der Installation der Pförtnerampeln keine Abstimmungen mit der Stadt Potsdam gegeben habe. „Erst auf Anfrage unsererseits wurde uns das System vorgestellt“, teilte Fachbereichsleiterin Debra Reußner mit.
Unterstützt wurde der Koalitionsantrag im Kreistag auch von den Oppositionsfraktionen der Grünen und Linken. Ihre Vertreter sprachen sich dafür aus, gleichzeitig Verhandlungen mit der Landeshauptstadt über ein integriertes Verkehrskonzept anzustreben. „Ungeachtet dessen muss das Problem mit den Pförtnerampeln umgehend und so schnell wie möglich gelöst werden“, forderte Große.
Die Grünen kritisierten indes, dass von der Stadt Potsdam die Havelspange wieder auf die Tagesordnung gebracht wurde. Potsdams Rathaus arbeitet an einer zweiten Variante ihres neuen Verkehrskonzepts, in der die Verbindung zwischen B 1 und B 2 über den Templiner See enthalten sein soll. „Der Kreistag hat sich schon einmal einmütig dagegen ausgesprochen und ich hoffe, dass es dabei bleibt“, sagte Elke Seidel aus Beelitz.
Der Vize-Fraktionschef der Grünen, Axel Mueller, erklärte gegenüber den PNN, dass die Havelspange zur Entlastung der Landeshauptstadt kaum beitragen und andere Verkehre anziehen würde. „Wie die Verkehrszählungen für das Verkehrskonzept ergeben haben, gibt es in Potsdam nur sehr wenig Durchgangsverkehr. Die große Mehrzahl der Fahrzeuge resultiert aus direktem Quell- und Zielverkehr“, so Müller. Aus seiner Sicht sollte der Autobahnring um Potsdam so beschildert werden, dass Autofahrer vom Ring her Potsdamer Ziele ansteuern. „Für den innerstädtischen Verkehr könnte die ISES eine gewisse Entlastung bringen, aber auch das brächte nur einen geringen Effekt.“
Besser als durch neue Straßen ließe sich das Problem durch eine bessere Busanbindung des Umlandes, P+R-Parkplätze und dem gezielten Ausbau des Radverkehrs in Potsdam bekämpfen, meint Mueller. „Die Stadt Templin hat es uns vorgemacht. Zwei Jahre kostenloser Bus, danach wurden preiswerte Jahreskarten verkauft, um die Unkosten zu decken.“
Derweil hat Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) die Bürgermeister der Umlandgemeinden und Ortsteile zum 5. März zum Gespräch zum Thema „Verkehr und Verkehrssteuerung“ eingeladen. „Je mehr Potsdam, Schwielowsee, Werder, Michendorf und Nuthetal als Arbeits- und Lernorte der Menschen in unserer Region funktional verbunden sind, desto dringender erscheint das Thema“, heißt es in seiner Einladung.
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