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Aus dem GERICHTSSAAL: Krieg der Nachbarn 1000 Euro Strafe für wüste Beschimpfungen

Nuthetal – „Wer solche Nachbarn hat, braucht keine Feinde“, resümiert Amtsrichterin Waltraud Heep nach einer turbulenten Verhandlung und verurteilt Rolf R.* (61) wegen Bedrohung und Beleidigung zu 1000 Euro Strafe.

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Nuthetal – „Wer solche Nachbarn hat, braucht keine Feinde“, resümiert Amtsrichterin Waltraud Heep nach einer turbulenten Verhandlung und verurteilt Rolf R.* (61) wegen Bedrohung und Beleidigung zu 1000 Euro Strafe. Der Rentner fühlt sich zu Unrecht gemaßregelt. Für Karl * und Karoline K.*, die ihn wegen dauernder Schikanen anzeigten, ist die Welt vorübergehend wieder in Ordnung.

„Die Polizei hat uns geraten, wir sollen alles aufschreiben“, erzählt Karl K. (74) im Zeugenstand, blättert sodann in einem dicken Hefter. Er ist die Chronik eines seit Jahren tobenden Krieges zwischen den Grundstücksnachbarn in Bergholz-Rehbrücke. Die drei angeklagten Taten sind nur die Spitze des Eisbergs.

So soll Rolf R. das Ehepaar K. nach seinem Mallorca-Urlaub im August vorigen Jahres mit den Worten „Na, ihr Schweine, da seid ihr ja wieder“, begrüßt haben. Wenige Wochen später habe er sie als „alte, dreckige Pollackenbande“ beschimpft, gar vor Karoline K. ausgespuckt. Am 8. September 2006 soll der Angeklagte dann Karl K. versichert haben, er werde seinen 75. Geburtstag nicht mehr erleben. Das sei ihm zu weit gegangen, meint der Zeuge. „Er hat ja auch noch geäußert, den Alten bringe ich um. Der muss weg. Ich habe mich wirklich bedroht gefühlt.“

„Wieso machst du so eine falsche Aussage?“, grollt Rolf R. auf der Anklagebank. „Ich habe mir zwar vorgenommen, dir mal eine Backpfeife zu verpassen, weil du dich wie ein Halbstarker gebärdest. Aber ich werde dich nicht totschlagen.“ Dann weiht er Staatsanwaltschaft und Gericht in die Hintergründe des erbitterten Streits ein. „Dieses Ehepaar ist sauer, weil mich das Ordnungsamt nicht zu einer saftigen Geldbuße verdonnert hat. Angeblich soll ich immer dann Rasen mähen, wenn es verboten ist.“ Da die Behörde auf die Anzeige nicht reagierte, würden Karoline und Karl K. aus Rache in der Nachbarschaft herumposaunen, er habe eine dreckige Bude. Außerdem würde er sich an der Wäsche von Frau K. „aufgeilen“. „Die beobachten mich den ganzen Tag und haben Spaß daran, mich schlechtzumachen“, beteuert der Angeklagte.

Auch Karoline K. (68) hat eine Kladde dabei, in der sie die Äußerungen ihres Nachbarn akribisch notierte. Sie stimmen sinngemäß mit denen ihres Gatten überein. „Rolf R. hat außerdem gesagt, wenn er es nicht schafft, meinen Ehemann umzulegen, dann wird er dafür sorgen, dass das jemand anderes macht“, liest sie deutlich akzentuiert vor.

„Sie können jetzt gehen oder im Zuschauersaal Platz nehmen“, belehrt Richterin Heep die Zeugen. „Wir bleiben“, antwortet das Ehepaar wie aus einem Mund. Das ist erneut Wasser auf die Mühle des Angeklagten. „Frau Richterin, jetzt können Sie mit eigenen Augen sehen, wie neugierig die sind“, trumpft er auf. Die Vorsitzende ist davon überzeugt, dass Rolf R. seinen verfeindeten Nachbarn nicht umbringen will. „Aber er möchte ihn einschüchtern. Gehen Sie sich künftig aus dem Weg“, rät sie den Streitenden. (*Namen geändert.) Hoga

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