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Damals war’s. Bürgermeister Große bei der Grundsteinlegung mit Kristall–Bäder-Geschäftsführer Frank Nägele.

© Andreas Klaer

Potsdam-Mittelmark: Kristall Bäder AG prüft Rückzug

In zwei Wochen will Bäder-Chef Steinhart entscheiden, ob Werders Blütentherme zu Ende gebaut wird

Stand:

Werder (Havel) - Die Kristall Bäder AG will sich in den kommenden zwei Wochen entscheiden, ob Sie die Blütentherme in Werder zu Ende baut oder nicht. „Wir werden prüfen, ob der Vertrag noch zumutbar ist für uns“, sagte Kristall-Bäder-Chef Heinz Steinhart am gestrigen Dienstag gegenüber den PNN. „Ich bin mit meiner Geduld am Ende.“ Gegebenenfalls müsse er bei der Stadt Werder Schadenersatzansprüche für den entgangenen Gewinn anmelden.

Die Stadt habe wiederholt vertragswidrig gehandelt, insbesondere als sie eine Zwischenfinanzierung für das Bad in Höhe von 1,8 Millionen Euro platzen lassen habe. Weiterer Streitpunkt: Die Stadt Werder sieht die Energiezentrale, ein Blockheizkraftwerk, nicht als Teil des Thermenprojektes. Sie steht allerdings auch nicht im Projektvertrag. Dazu Steinhart: „Da hört es auf. Die Energiezentrale ist natürlich das Herzstück des Ganzen.“

Steinhart kündigte an, sich bei der Hauptausschusssitzung am Donnerstagabend lückenlos zu dem Projekt erklären zu wollen. Auch die von der Stadt angeforderten Unterlagen will er den Hauptausschussmitgliedern dann präsentieren. Das Rathaus hatte wiederholt gefordert, dass Steinhart den Mehrwert der Therme nachweisen müsse, bevor er neue Forderungen stelle.

Zuletzt war der Eröffungstermin am 30. September geplatzt, zum siebenten Mal in Folge, und Steinhart hatte die Arbeit der städtischen Conrtrollerin kritisiert. Unmittelbar davor war der Abschluss eines Ergänzungsvertrages gescheitert, laut dem das städtische Thermengrundstück mit einer Grundschuld von 1,8 Millionen Euro zugunsten der Kristall Bäder AG belastet worden wäre. Das Unternehmen hatte im Gegenzug zugesagt, 6,4 Millionen Euro mehr in den Neubau zu investieren, als die bereits vereinbarten 18,9 Millionen Euro.

Die Chancen, dass die Kristall Bäder AG das Bad zu Ende baut, bewertete Steinhart gestern mit „schlechter als fifty fifty“. „Im Moment sehe ich schwarz.“ Die Kristall Bäder AG habe deutschlandweit erfolgreich 15 Thermen. „Werder hat keine.“ In Bad Wilsnack und Ludwigsfelde habe man bewiesen, dass es geht. „Die Stadt Werder wird niemanden finden, der zu unseren Bedingungen in den Vertrag einsteigen wird.“

Aus dem Rathaus gab es gestern keine Stellungnahme zu den Äußerungen. „Wir möchten vor dem Termin des Hauptausschusses am Donnerstag keinen Streit in der Öffentlichkeit austragen“, sagte die 1. Beigeordnete Manuela Saß (CDU). Alle offenen Fragen könnten im Hauptausschuss geklärt werden. „Herr Steinhart kann auch gern jederzeit anrufen zu einem klärenden Gespräch“, so Saß.

Währenddessen wird der Fall in der Branche aufmerksam beobachtet. Am Montag hatte sich der Geschäftsführer der Schauer & Co GmbH aus Überlingen (Baden-Württemberg) sicher gezeigt, dass sich auf eine entsprechende Ausschreibung genügend Interessenten melden würden, um die Blütentherme zu Ende zu bauen. Unmittelbar vor der Vergabe im Januar 2011 war neben der Kristall Bäder AG von anfangs sieben Bietern auch die Stuttgarter Deyle-Gruppe im Rennen für das Badprojekt. „Wir halten den Standort in Werder immer noch für große Klasse“, sagte Geschäftsführer Uwe Deyle gestern. Würde die Deyle-Gruppe die Blütentherme zu Ende bauen, wenn es mit der Kristall Bäder AG nicht klappt? „Dazu gab es keinerlei Anfragen der Stadt bei uns“, sagte Deyle diplomatisch. Man habe in Oberstdorf (Bayern) schon einmal eine Therme betrieben, die von der Kristall Bäder AG ausgebaut worden war. „Wir hatten uns damals aufgrund baulicher Mängel vom Verpächter getrennt.“

Der Stadt Werder habe man bei der Ausschreibung ein „gutes, stabiles und tragfähiges Angebot“ unterbreitet. Seit zwei Jahren betreibe man die Bodetherme in Thale (Sachsen-Anhalt) mit einem Vertrag, dessen Konditionen vergleichbar mit dem Werderaner Vertrag mit der Kristall Bäder AG sei. Die Kommune dort habe nicht mehr als vereinbart zahlen müssen. „Damit wir sicher sind, unsere Versprechen halten könne, hatten wir uns einen renommierten Generalunternehmer ins Boot geholt“, sagte Deyle. In Werder baut die Kryos AG als Generalunternehmer das Bad, Geschäftsführer Gerd Bittermann ist Vorstand in der Kristall Bäder AG.

Mehrere Baufirmen und Dienstleister hatten gegenüber den PNN die schleppenden oder ausbleibenden Zahlungen kritisiert, während die Kryos AG Forderungen als unberechtigt und erpresserisch zurückweist. Zuletzt wandte sich eine Beelitzer Baufirma, die an der Baustelle Betonbohrarbeiten durchgeführt hatte, vor zwei Wochen mit offenen Zahlungsforderungen vom Oktober 2013 an die Stadt.

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